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Künstlerin Claudia Hary lädt zum Eintauchen in ihre Werke ein.

Vielfältige Einzigartigkeit

Claudia Hary präsentiert malerische und fotografische Werkschau im Café Lamerdin

Mit Spiegeln durchs Leben: Claudia Hary zeigt im Café Lamerdin gesammelte Reflektionen aus ihrem Künstlerischen Schaffen der vergangenen Jahre. In zwölf Variationen präsentiert die Autodidaktin persönliche Perspektiven auf das Sein in Form von Fotografien, Acrylmalereien und Artefakten auf Alu-Dibond-Trägern. Dabei wechseln die Motive zwischen Momentaufnahmen in den Sülz-Klettenberger Veedeln, abstrakten collagenartigen Malereien sowie Kompositionen im graphischen Stil, deren Reiz im Detail liegt. Allen Exponaten haftet ein Eigenleben an, das an Metropolen aus der Vogelperspektive, Labyrinthen und (bewusst) unvollkommenen Puzzlespielen erinnert. Dominiert werden die Werke von der Abwesenheit des Menschen, dessen Fährte sich scheinbar als Fußabdruck ohne Anfang und Ende durch die Bildnisse zieht. Im Originalzustand Digitalfotos, erfahren die Aufnahmen mittels Drehungen oder Spiegelungen eine schöpferische Metamorphose.

Raum für Klarheit

„Ich habe bereits als Kind viel gezeichnet. Meine Inspirationen habe ich aus der Natur geschöpft. Das war meine Art von Rückzug von der Gesellschaft, wenn ich Ruhe brauchte. Seit rund zehn Jahren konzentriere ich mich komplett auf die Malerei, die ich mir selbst angeignet habe“, berichtet die ehemalige Telekom-Mitarbeiterin. Anstatt die einladenden Räumlichkeiten des Cafés großflächig mit ihren Arbeiten zu bestücken, platzierte Hary die Exponate eher dezent. „Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht mehr Bilder hätte – im Gegenteil – ich wollte aber eine Klarheit im Überblick für die Betrachter haben. Es wird sonst schnell zu überbordend“, findet die Klettenbergerin im Gespräch mit dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Besonderen Wert legt die Wahlkölnerin aus Neunkirchen auf die Vielschichtigkeit des Individuellen: „Die Erscheinungen des Lebens sind trotz ihres Facettenreichtums alle einzigartig. Dies ist kein Widerspruch. Mich interessieren die vermeintlichen Gegensätze, die sich letztlich als Einheit offenbaren.“ Anstelle umfangreicher Erläuterungen setzt die Künstlerin auf den ungetrübten Blick: „Ich möchte meinen Bildern keine uferlosen Texte anfügen. Sie sollen für sich sprechen und die Assoziation des Betrachters nicht beeinträchtigen“, so Harys Credo.

Kunst schafft Kommunikation

„Wir freuen uns sehr über die Ausstellung in Corona-Zeiten und wünschen uns, dass die Werkschau auch in Pandemiezeiten die Menschen, wenn auch mit Abstand, zusammen führt. Neben dem künstlerischen Gehalt ist uns der Austausch zwischen den Besuchern sehr wichtig, denn Orte der Kunst wecken auch immer die Gefühle der Leute“, sagt Michaela Bassiner vom Seniorennetzwerk der evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg, das als Veranstalter fungiert. „Wir haben hier seit 2018 eine Stätte, die eine stete Plattform für die kreativen Bewohner aus dem Viertel darstellt und somit den Ausdruck und die Kommunikation fördert. Das sind essentielle Bedürfnisse, die in der aktuellen Krise wichtiger denn je sind“, erklärt die Netzwerkkoordinatorin.

Die Ausstellung in der Wittekindstraße 20 ist noch bis Anfang nächsten Jahres zu sehen. Öffnungszeiten: montags 14.30 – 17.00 Uhr. Telefonische Anmeldung: 0221-94401388.

Text: Thomas Dahl
Foto(s): Thomas Dahl