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Pfarrerin Sylvia Wacker im Entwidmungsgottesdienst in der Jesus-Christus-Kirche in Esch

„Vertraut den neuen Wegen“ – Entwidmung der Jesus-Christus-Kirche in Esch

„Vertraut den neuen Wegen“ sang die Gemeinde in der bis auf den letzten Platz besetzten Jesus-Christus-Kirche in Esch. Ein Lied, das Mut machen soll für die Zukunft. Es erklang zum letzten Mal in der kleinen Kirche im Kölner Norden. Sie wurde während des Gottesdienstes entwidmet. Es floss die eine oder andere Träne, als Pfarrerin Siegrid Geiger, die gemeinsam mit Pfarrerin Sylvia Wacker den Gottesdienst leitete, den Entwidmungstext verlas und die Kerzen löschte.

Den nächsten Gottesdienst wird die Gemeinde am Sonntag, 18. November, ab 11 Uhr im Gemeindezentrum im benachbarten Pesch feiern. Dessen Renovierung wird dann abgeschlossen sein. Dort wird die Gemeinde Vertrautes wiedersehen. „Wir nehmen den Altar mit“, berichtete Siegrid Geiger während des Gottesdienstes: „Das ist der Tisch in der Mitte, wie Jesus die Mitte ist, die uns verbindet.“  „Wir sind traurig, ja, aber wir können uns auf ein schönes Zuhause für unsere Gemeinde freuen. Und wir müssen ja nicht alle Zelte wie Abraham und Sarah abbrechen und gänzlich unbekanntes Land betreten. Zu unserer Gemeinde gehören schon immer die vier Bezirke Auweiler, Esch,  Lindweiler und Pesch. Das renovierte und neu gestaltete Pescher Gemeindezentrum wartet darauf, dass wir alle es ab Ende November mit neuem Leben füllen. Und so blicken wir dankbar zurück, voller Zuversicht in die Zukunft und vertrauen den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist“, fasst Pfarrerin Wacker die Stimmung in der Gemeinde zusammen.

Die weiß schon länger, dass der Abschied von der Jesus-Christus-Kirche unvermeidlich ist. Nachdem vor drei Jahren festgestellt worden war, dass die Gemeindezentren in Pesch und Esch stark renovierungsbedürftig sind, hatte das Presbyterium beschlossen, das Gemeindezentrum in Esch zu schließen und sich stattdessen auf die Räumlichkeiten in Pesch zu konzentrieren. Dort schreiten die Arbeiten termingerecht voran, sichtbar nicht zuletzt dank des neuen Außenanstrichs des Zentrums. Auch das Außengelände wird umgestaltet. Im Inneren können sich die Gemeindeglieder auf neue Böden und eine moderne Heizung freuen. Die Wände in der Küche sind gefliest. Bis zur Wiedereröffnung am 18. November sollte alles fertig sein.

Siegrid Geiger warf einen Blick zurück. „Wir waren immer eine beweglich Gemeinde. Beweglich, um Gottes Wort in die Welt zu bringen. Hier ist kein Stuhl im Boden verschraubt. Wir konnten die Ausrichtung der Stuhlreihen verändern.“ Auf der kleinen Empore an der Seite der Kirche hat die Kultur in der Gemeinde ihren Platz gefunden. Chöre hätten dort gesungen, begleitet oft von der Orgel oder dem Klavier. „Eine riesige Vielfalt von Tönen und Gedanken haben wir erlebt“, sagte Siegrid Geiger und erinnerte auch an die Veranstaltungsreihe mit namhaften Kabarettisten, die sich in all den Jahren über Esch hinaus einen erstklassigen Ruf erworben hat. „Alles wird weiter wirken. Wir wissen nicht wie man das messen könnte. Aber es wird weiter gehen“, erklärte die Pfarrerin: „Wir haben in dieser Kirche gelacht und geweint. Wir haben viele Menschen durch Leid getragen und uns von ihnen verabschiedet. Wir haben kontroverse Diskussionen geführt; auch im Kirchencafé, zu dem wir fast nach jedem Gottesdienst eingeladen haben. Viele Gruppen und Kreise haben hier in Esch viel Segen bewirkt.“

Auch einen Apfelbaum wird man mitnehmen nach Pesch. Es ist gute Tradition in der Escher Gemeinde, rings um die Kirche Bäume zu pflanzen. Die Konfirmanden taten sich da immer besonders hervor. „Wir hätten gerne alle Bäume mitgenommen. Das geht nicht. Deshalb nehmen wir einen jungen Baum symbolisch mit und pflanzen ihn in Pesch ein“, berichtete Siegrid Geiger. Die Entwidmung war dann letztlich ein formaler Akt. „Wir Evangelischen haben ja keine Kirchenräume, die in sich geweiht sind. Ein Raum wird zur Kirche durch die Gemeinde, die dort Gottesdienste feiert. Wenn wir die Kirche jetzt entwidmet haben, ist sie wieder ein ganz normaler Raum“, sagte Siegrid Geiger, bevor die Kerzen erloschen. Was mit diesem „ganz normalen Raum“ in Zukunft geschieht, steht noch nicht fest. Das Presbyterium strebt eine sozial-diakonische Nutzung an. Aber Genaueres ist noch nicht zu erfahren. Auch hier vertraut man in Esch den neuen Wegen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann