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Verein musik-bogen Wesseling: „Spielend lernen – gemeinsam musizieren“

Fünf bis 69 – fünf Jahre ist der jüngste, 69 der älteste Schüler im musik-bogen e.V. Von derzeit siebzig Musizierenden befinden sich zehn im Erwachsenenalter. Das belegt: Der Musikverein in der Evangelischen Kirchengemeinde Wesseling widmet sich nicht allein der jungen Generation. Jede und jeder ist willkommen, der Interesse hat, ein Instrument zu lernen beziehungsweise eine Förderung seiner schon fortgeschrittenen Fähigkeiten wünscht. Dabei wird selbstverständlich auf einen altersgemäßen Unterricht geachtet. „Denn Erwachsene lernen anders“, so Sabina Schult. Sie ist Geschäftsführerin des musik-bogen e.V., Blockflöten- und Schalmei-Lehrerin sowie Leiterin des Blockflötenensembles. Die Offenheit betrifft aber nicht nur das Alter und den musikalischen Erfahrungsstand. „Unser Verein steht ebenso Menschen offen, die nicht Mitglied der evangelischen Kirche sind“, betont der erste Vorsitzende Klaus Selinger.

Von der Idee zur Umsetzung
Im Dezember 2009 gegründet, nahm der Verein Anfang 2010 seinen Betrieb auf. Als ein Verein der Kirchengemeinde insgesamt, so Selinger. Mithin sei er aktiv an den Adressen Apostelkirche mit Begegnungszentrum, Gemeindezentrum Kreuzkirche und Dankeskirche. Die Idee für eine solche Musik-Einrichtung kam Rüdiger Penczek, Pfarrer im Bezirk II (Apostelkirche) der Evangelischen Kirchengemeinde Wesseling, schon vor zehn Jahren. Seit 2005/06 habe man aber viel Kraft und Zeit für eine weitreichende Strukturveränderung der Gemeinde aufbringen müssen. Vor dreieinhalb Jahren war sie vollzogen: Die Kindergärten waren in die Trägerschaft der Diakonie Michaelshoven überführt, die dritte Pfarrstelle aufgegeben und die Gemeindeverwaltung an das Gemeindeamt Köln-Erft angebunden. „Dadurch hatten wir uns finanziell konsolidiert und einen größeren Gestaltungsspielraum erreicht“, erinnert sich der stellvertretende „musik-bogen“-Vorsitzende Penczek. In dieser Phase brach sich erneut der Gedanke Bahn, eine Musik-Einrichtung in der Gemeinde zu etablieren.

Kein „Priestertum aller Gläubigen“ ohne Musik im Gottesdienst
Ausdrücklich möchte der Verein Musizierenden wie Zuhörenden „Freude an der Musik vermitteln“. Sein „Zweck ist die Förderung der musikalischen Arbeit in der Gemeinde in Ergänzung zur Arbeit der angestellten Kirchenmusikerinnen“. Dieses Vorhaben „wird insbesondere verwirklicht durch Musik im Gottesdienst und Konzerte im kirchlichen Raum, die Chorarbeit mit Erwachsenen, die musikalische Kinder- und Jugendarbeit und Instrumentalunterricht“. Penczek betont, dass sich „das Priestertum aller Gläubigen auch durch Musik im Gottesdienst ausdrückt“. Und eine Professionalität im Ausdruck führe zu einer größeren Strahlkraft. Das habe die Gemeinde bereits durch den GoSpecial-Chor erfahren. Dieser singe seit vielen Jahren regelmäßig im besonderen Gottesdienst GoSpecial, in anderen Gottesdiensten und Konzerten. Desgleichen habe man zuvor auch in Familien-Gottesdiensten die Auftritte der Jugend-Band „Cantina“ schätzen gelernt.

Spielend lernen
„Musik im Gottesdienst und im kirchlichen Raum ist für die Evangelische Kirchengemeinde Wesseling ein wesentlicher Teil der Verkündigung des Wortes Gottes“, heißt es in der Präambel der Vereinssatzung. Deshalb erweitere die Gemeinde mit dem kirchlichen Verein musik-bogen e.V. die Palette der musikalischen Aktivitäten und binde mit und über Musik Menschen in das Gemeindeleben ein. Sei es durch Konzerte, Musicals, andere Projekte und eben Musik im Gottesdienst. „Wir laden so Menschen ein, Gottesdienst als aktives Element zu erleben“, berichtet Penczek von einer „interessanten“ Rückmeldung. „Ich wusste gar nicht, dass so etwas möglich ist“, habe ihm zuletzt die Teilnehmerin eines „GoSpecials“ anvertraut. „Wir verkündigen keine Droh- sondern Frohe Botschaft. Dabei sollte die Musik, die Freude, die Gabe des Humors eine große Rolle spielen“, Penczek..
„Spielend lernen – gemeinsam musizieren“, das Motto des Vereins verweist auf zwei wesentliche Aspekte und Aufgaben: Einerseits die Organisation und Förderung des gemeinsamen Musizierens in Gruppen wie GoSpecial-Chor, Cantina-Band und Jugendchor „sing-it“, Gitarrenensemble und Blockflötenensemble. Andererseits, als Musikschule, das Anbieten von Instrumental- und Vokalunterricht. Natürlich würden Begabte gefördert, stellt Penczek fest. Aber es gehe eben nicht allein darum, ergänzt Schult. Sie spricht von „musikalischem Breitensport“, bei dem man großen Wert auf eine solide musikalische Ausbildung lege. Auf die Schülerinnen und Schüler werde individuell eingegangen. „Wir sehen, wie motiviert sie sind und außerdem lernen, miteinander zu spielen, aufeinander einzugehen“, sagt Penczek.

„Musikzwerge“ oder „Musikriesen“: Alle sind willkommen
Aktuell umfasst das Team der hoch qualifizierten Dozentinnen und Dozenten 14 Honorarkräfte. Sie bieten Einzel-, Zweiergruppen oder Kleingruppen-Unterricht in den Fächern Gesang sowie Akkordeon bis Trompete: Klavier, Orgel, klassische und E-Gitarre und E-Bass, Blockflöte (Sopranino, Sopran, Alt und Tenorflöten), Querflöte, Klarinette und Saxonett, Saxofon, Trompete, Schalmei, Geige, Bratsche und Schlagzeug. Im Programm befindet sich zudem Kurse für „Internationalen Folkloretanz“, ein Angebot, das „sich in erster Linie an Menschen in der zweiten Lebenshälfte richtet“. Tänzerische Vorkenntnisse, ein fester Tanzpartner oder spezielle Kleidung seien nicht notwendig, lädt Schult Interessierte zu einer Schnupperstunde ein. Schließlich kümmern sich Musikpädagoginnen auch um die Jüngsten. In den beiden Gruppen „Musikzwerge“ für Kinder von zwei bis dreienhalb Jahren mit Elternteil und „Musikriesen“ – das sind Kinder von dreieinhalb bis sechs Jahren. Für alle wird laut Schult ein altersgerechter, ganzheitlich ausgerichteter, spielerischer Einstieg ins Musizieren praktiziert.

Erfolgreiches „net-working“
Laut Selinger habe der Verein sich seit Januar 2010 rasch entwickelt. „Und wir wollen weiter wachsen. Wir können uns gut vorstellen, neue Angebote aufzunehmen, zusätzliche Gruppen und auch Workshops anzubieten.“ Die Zusammenstellung des Dozenten-Teams sei nach dem Schneeballsystem erfolgt: „Der eine kannte die andere, und so weiter. Auf diese Weise bildete sich eine bunte Lehrerschar, die toll zusammen harmoniert.“ Schult spricht von einem erfolgreichem „net-working“. Die Dozenten arbeiten auf Honorarbasis. „Einige haben eine kirchliche Bindung, andere entdecken Kirche als unbekanntes Land neu“, formuliert Penczek. Er findet es spannend, dass die Lehrenden im musik-bogen den Begriff Kirchenmusik insgesamt weit fassten. Das führe dazu, dass neben geistlichen Dichtungen Luthers, der damals „dem Volk aufs Maul geschaut hat“, beispielsweise Rio Reisers „Wenn ich König von Deutschland wär´“ erklinge. „So kann man Brücken schlagen, das ist hoch spannend.“ Es sei dem Verein „wichtig, eine große Bandbreite anzubieten, bis hin zu Pop, Rock und Jazz. Vielfalt, quer durch den musikalischen Gemüsegarten, ist eines unserer Markenzeichen“, erläutert Schult. Nachdem zuvor die musikalische Leitung des Vereins in den Händen des Lehrer-Kollektivs lag, hat Mitte Juli Thomas Jung diese Funktion übernommen. Er ist der neue hauptamtliche Kantor in der Evangelischen Kirchengemeinde Wesseling. In seinen Aufgabenbereich fällt ebenso die inhaltliche Konzeption der Musikschule. „Wir freuen uns, den A-Musiker für unsere B-Stelle gewonnen zu haben“, so Penczek. Der Organist mit Unterrichtserfahrung unter anderem in der Chorleitung und als Musiklehrer an einem Kölner Gymnasium vertrete ein breites Spektrum.

Motivationsschub: vor Publikum spielen
Nicht häufig, aber regelmäßig treten Lehrende, Schülerinnen und Schüler des musik-bogen e.V. öffentlich in Räumen der Kirchengemeinde auf. Zur Geburtstagsfeier des Vereins, die als „Tag der offenen Türen“ begangen wird, kann man sowohl den Darbietungen lauschen als auch die Dozenten kennen lernen und Instrumente ausprobieren. Zweimal jährlich gibt es ein Schülervorspiel. „Für viele ist das die erste Möglichkeit, vor Publikum zu musizieren“, so Schult. Diese Termine zeichneten sich dadurch aus, dass Schüler mit verschiedenen Instrumenten und unterschiedlichem Erfahrungsstand auf die „Bühne“ treten. „Das ist für die Interpreten ein zusätzlicher Motivationsschub“, weiß Penczek. Einmal jährlich geben die Dozentinnen und Dozenten ein eigenes Konzert. Das erste fand zur Reformationsfeier 2010 statt. „Gespielt wurden traditionelle geistliche und moderne Stücken, vorgetragen im Wechsel mit Worten Luthers“, erinnert Selinger. Das zweite führte man am Dritten Advent 2011 zu den „Themen Warten, Erwarten, Ankommen“ auf, ebenfalls mit einem „breit gefächerten Streifzug durch verschiedene Musikstile und -epochen“.

Informationen
zu den Angeboten, zur Ausleihe von Instrumenten, zu den Unterrichtskosten/Kursgebühren und zur Mitgliedschaft im musik-bogen e.V. erhalten Sie unter www.musik-bogen.de und E-Mail: schult@musik-bogen.de .

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich