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Verantwortung der Kirche für Kinder und Jugendliche – wie geht das in Köln-Nord, wie in Ost-Java?

„Clean and green“: Mit diesen Worten, die auf deutsch so viel wie ,sauber und grün‘ bedeuten, beschrieb Sri Purwaningsih ihre Eindrücke, die sie auf der Autofahrt vom Flughafen Frankfurt nach Köln gesammelt hatte. „Eine Freundin hatte mich gewarnt, dass es hier sehr viele Fabriken gibt, aber bei uns in Surabaya ist der Grad der Luftverschmutzung viel höher“, fuhr die 47-jährige Ärztin fort. Sie ist Mitglied einer sechsköpfigen Delegation der Greja Kristen Jawi Wetan (GKJW), der Protestantischen Kirche in Ost-Java, die für drei Wochen beim Evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord zu Gast ist. Mit einem Empfang wurde sie vom Kreissynodalvorstand in der Ossendorfer Dreifaltigkeitskirche begrüßt.

Austausch zu Fragen des Glaubens und Lebens
Seit Mai 2002 unterhält der Kirchenkreis eine Partnerschaft mit der zur reformierten Tradition gehörigen GKJW, die rund 145 000 Mitglieder hat. Bereits im selben Jahr waren javanische Delegationen in Köln, 2003 dann stattete eine Abordnung des Kirchenkreises Ost-Java einen Besuch ab. Ziel der Partnerschaft ist es, über einen regen Austausch zu Fragen des Glaubens und des Lebens allgemein den Horizont aller Beteiligten zu erweitern. Auch die gegenseitige Hilfe bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen ist geplant.

Verantwortung für Kinder und Jugendliche
Ökologie, wie von Sri Purwaningsih angesprochen, ist sicherlich ist ein Thema auf diesem Besuch. So wird sich die Delegation im Rahmen des dicht gefüllten Programms auch einige Kraftwerke ansehen. Das eigentliche Motto der drei Wochen aber lautet: „Die Verantwortung der Kirche für die Kinder und Jugendlichen in der Gesellschaft“ und war von den Javanern vorgeschlagen worden. „Unsere Gesellschaft ist sehr jung, und die Arbeitslosenrate ist mit 20 Prozent sehr hoch“, erklärte Tjondro Firmanto Gardjito, der 39-jährige Präsident der GKJW, das Anliegen.
„Auch Aids wird immer mehr zum Problem, zum Beispiel durch die Verbreitung von harten Drogen.“ Musiklehrerin Anis Witresstirani (26) berichtete, dass die GKJW versucht, diesen Jugendlichen eine Perspektive zu geben, indem sie über Workshops Fertigkeiten wie Englisch oder eben Musik vermittelt. Teils sei es für die Kirche aber schwierig, an die jungen Leute heranzukommen, weil sie sich „einen egoistischen und hedonistischen Lebensstil“ angewöhnten, wie sie ihn aus den Massenmedien kennen: „Es ist schwer, sie auf einen guten Weg zu bringen.“
Nun möchten sich die Javaner und Javanerinnen beispielsweise bei Besuchen in Kindertagesstätten, Jugendtreffs oder im Mädchenhaus Köln ansehen, wie das in Deutschland gemacht wird.

Schwieriger Weg der Ökumene
Ein weiterer Diskussionspunkt wird aber auch die Situation der Christen in Ost-Java sein, die mit rund 1,5 Millionen Gläubigen bei einer Gesamtbevölkerung von 34 Millionen eine Minderheit darstellen. „Die Christen dort bemühen sich sehr um den Dialog, sie laden Moslems und Hindus beispielsweise zu ihren Bildungsveranstaltungen ein“, erklärte Markus Zimmermann, stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises – der das auch schon bei einem Besuch vor Ort beobachten konnte. Er fährt fort:  „Nach dem 11. September ist die Lage natürlich komplizierter geworden. Als wir 2003 dort waren, spürten wir, dass unsere Gastgeber Angst um uns hatten, wir wurden ständig bewacht.“

Gebete und Rituale
Aber selbstverständlich wird man im Verlauf der drei Wochen auch gemeinsam Gottesdienste feiern: „Wir möchten auch etwas über die Gebete und Rituale erfahren“, sagte Eberhard Matthieß, Pfarrer der Kirchengemeinde Niehl, der ebenfalls 2003 Teilnehmer der Delegation war und als Synodalbeauftragter seines Kirchenkreises für Ökumene, Weltmission und Entwicklungshilfe das Programm für die Besuchsdelegation mitentwickelt hat.
Vielleicht können die deutschen Gastgeber von ihren Gästen aber noch ganz anderes lernen: „Die Zahl unserer Mitglieder ist in den letzten Jahren gestiegen. Bald werden es 140 000 sein“, berichtete Sri Purwaningsih stolz.

Text: hwh
Foto(s): Hermanns