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Verabschiedung von Pfarrerin Doris Chao: Ein freiwilliger Beitrag zur finanziellen Sicherung der Kirchengemeinde Porz

Die Lukaskirche in Köln-Porz ist Doris Chao seit Kindertagen vertraut. 1955 im damaligen Porzer Stadtteil Gremberghoven geboren, wurde sie bereits im Gotteshaus an der Mühlenstraße – wie die Urkunde auf dem Foto belegt – getauft. Dort wurde sie im September 1985 auch in die Pfarrstelle des ersten von sieben Bezirken der Evangelischen Kirchengemeinde Porz eingeführt. Zum 1. Dezember 2006 ist sie aus ihrem Dienst ausgeschieden. Im Gottesdienst am Ersten Advent wurde sie von ihrer Gemeinde in Anwesenheit von Superintendent Kurt Röhrig verabschiedet. Gleichwohl wechselt Chao nicht in eine andere Gemeinde. „Und für den Ruhestand bin ich noch zu jung. Nein, der Grund meines Ausscheidens ist die schwierige finanzielle Situation unserer Gemeinde. Sie musste 1,5 Stellen einsparen. Ich habe mich mit meinem Mann beraten und entschieden, mich von meiner halben Stelle freistellen zu lassen, ohne jegliche Bezüge. Damit will ich einen Beitrag leisten zur finanziellen Sicherung unserer Kirchengemeinde“, erklärt Chao.



Sie hat schon imer gern geteilt
Seit 2001 bereits teilte sich Chao auf ihren eigenen Wunsch die Pfarrstelle mit Kerstin Herrenbrück, vormals Vikarin in Porz. „Mir reichte eine halbe Stelle“, sagt Chao. „Es hatte aber grundsätzlich auch etwas damit zu tun, dass ich gerne Dinge und Arbeiten teile. Und damals bot sich das wirklich an.“ Als sich die nähere Zukunft Chaos abzuzeichnen begann, bezog Herrenbrück im April 2006 das Pfarrhaus. Das Ehepaar Chao siedelte in ein Privathaus über. Doris Chao wohnt also noch immer in der Gemeinde. Nur wenige Meter von ihrem einstigen Domizil entfernt. Und sie will sich weiter in der Gemeinde engagieren – ehrenamtlich. Etwa im Bereich der Diakonie. „Sie war mir immer wichtig. Zuletzt, im Mai 2006, haben wir hier eine Lebensmittelausgabe an Bedürftige in Gang gebracht. In Porz leben viele Menschen, die ziemlich wenig verdienen.“ Ausgegeben werden die von Supermärkten gestifteten Lebensmittel jeden Freitag im Gemeindehaus neben der Lukaskirche.

„Das Zugehen auf Menschen liegt mir“
„Ich sollte ursprünglich insbesondere für die Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde zuständig sein“, erinnert Chao. „Das war in den ersten Jahren auch so“, nennt sie Aktivitäten wie beispielsweise Freizeiten, Bibelwochen oder ihr Engagement im Gemeinde eigenen Kindergarten. „Früher habe ich auch viele Familien- und Krabbelkinder-Gottesdienste gehalten.“ Aber der Schwerpunkt habe sich verlagert, hin zur Erwachsenenarbeit. „Ich habe mich immer und besonders als Seelsorgerin verstanden“, betont Chao. „Das Zugehen auf einzelne Menschen liegt mir. Vielleicht eher, als vor großen Gruppen zu sprechen.“ Fortsetzen möchte sie ebenfalls die Bibelarbeit sowie die Betreuung alter Menschen. „Diese lagen mir schon immer am Herzen.“ Spätestens seit ihrem studentischen Praktikum, das sie in einem Altenheim in St. Augustin absolvierte. Zudem gehörte seit der Stellenteilung 2001 die Seniorenbetreuung zu ihren festgelegten Aufgaben.

Die Entscheidung für Porz nie bereut
Nach ihrem Studium in Wuppertal und Bonn trat sie 1981 ihr Vikariat in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Augustin an. Den Hilfsdienst versah sie in der Evangelischen Kirchengemeinde Wuppertal-Uellendahl. Während des Studiums ehelichte sie den 1990 verstorbenen Religionslehrer Günther Stolley. Seit 1992 ist sie in zweiter Ehe mit dem gebürtigen Taiwanesen Roger Chao, zuletzt Pfarrer in Köln-Mülheim und inzwischen pensioniert, verheiratet. 1993 wurde die gemeinsame Tochter Hannah geboren. „Natürlich war ich 1985 zunächst unsicher, ob ich mich auf die Pfarrstelle in meiner angestammten Gemeinde bewerben sollte“, erinnert Chao. „Die Redensart, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt, ist auch mir vertraut.“ Doch die Entscheidung, ihren Dienst in Porz anzutreten, habe sie „nie, nie bereut“.

„Die ökumenische Lebensweise erweitert den Horizont“
Chao, die gerne singt und sich mit meditativen Tänzen beschäftigt, hat ein besonderes Interesse an fremden Kulturen und weltweiter Ökumene. „Die ökumenische Lebensweise ist mir sehr wichtig, sie erweitert den Horizont“, erzählt sie von Kontakten und Reisen etwa innerhalb der Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch und Kirchenkreisen in Brasilien und Taiwan. „In unserem Haus wurde stets die Tischgemeinschaft gepflegt. Wir laden gerne ein, sind offene für andere Menschen“, betont sie die Chao´sche Gastfreundschaft. Und die Ökumene vor Ort, die Verbindungen zur katholischen Nachbargemeinde St. Josef? Ja, die habe es auch gegeben, nennt sie etwa die Weltgebetstagsvorbereitung sowie den Ökumenischen Arbeitskreis Feministische Theologie. Darin sei es um die Rolle der Frau in der Bibel respektive Urgemeinde, um ihre aktuelle Rolle in der Kirche gegangen. Im weiteren Gespräch kommt Chao auf die 1990er Jahre zu sprechen, in denen die Porzer Gemeinde teilgenommen habe am konziliaren Prozess „Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung“. „Wir waren sehr engagiert, haben bei uns Sachen in Gang gesetzt wie etwa Energiereinsparung und Mülltrennung. Dabei mussten wir feststellen, dass vieles theoretisch Machbare in der Praxis doch schwer umzusetzen ist.“

Porz, ein „Durchzugsgebiet“
„Die Porzer Gemeinde ist aufgeschlossen“, charakterisiert Chao. „Hier konnte ich einiges ausprobieren und anstoßen.“ Andererseits fand sie in den zwei Jahrzehnten ihrer Tätigkeit eine Einschätzung ihres Vorvorgängers Erwin Mielke, von dem sie auch getauft wurde, bestätigt. Sie lautet sinngemäß: Man braucht hier gar nicht die Gemeinde zu wechseln, denn die Gemeindeglieder selber wechseln. „Von dem Beginn meiner Amtszeit sind kaum noch Leute hier, viele sind weggezogen“, stellt Chao fest. Porz bezeichnet sie als Durchzugsgebiet. „Es gibt nur wenige Straßen, wo die Leute länger wohnen bleiben, und gerade die haben nicht so die Beziehung zur Kirche.“ Die Dynamik innerhalb der Gemeinde lasse sich schlecht einschätzen. „Beispielsweise habe ich lange versucht, einen Bibelkreis zu gründen. Aber erst vor kurzem, als ich nicht mehr damit rechnen konnte, hat es geklappt.“

„Als Christ ist man nie beschäftigungslos“
„Mein Beruf war und ist mein Hobby“, sagt Chao. Daran werde sich nichts ändern. Auch wenn sie aus dem Pfarrdienst ausscheide. „Mit meiner Freistellung gewinne ich ein Stück Lebensqualität“, hofft Chao. „Ich habe großes Glück, dass ich das machen kann. Dies bedeutet aber nicht, dass ich ohne die Gemeinde, ohne Menschen sein will.“ Vielmehr werde sie sich weiterhin einbringen. „Und als Christ ist man sowieso nie beschäftigungslos.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich