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Verabschiedung von Pfarrer Dr. Hans-Georg Link in der randvollen Antoniterkirche

Viele, viele Menschen waren gekommen, um ihn zu verabschieden: In einem festlichen Abendmahlsgottesdienst – in der randvollen Kölner Antoniterkirche – wurde Dr. Hans-Georg Link von seinem Dienst als Pfarrer für Ökumene im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln in den Ruhestand begleitet. Rund um den Altar hatten sich evangelische, katholische, altkatholische und anglikanische Christinnen und Christen aus unterschiedlichen Ländern versammelt, die Leitung hatte Dean Bischof Dr. Rupert Hoare aus der Kölner Partnergemeinde Liverpool, Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Köln gestalteten den Gottesdienst liturgisch mit – musikalisch umrahmt vom Oratorienchor Köln unter der Leitung von Andreas Meisner.

 

Gefeiert wurde der mehr als zweieinhalbstündige Gottesdienst nach der Lima-Liturgie, die am 15. Januar 1982 in der Kirche der Oasis de los Santos Apostolos bei Lima zum Abschluss der Plenarversammlung der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung entstanden ist. „Wer damals dabei gewesen ist, wird es nicht vergessen, wie plötzlich das Licht in der Kirche ausfiel und wir bei Kerzenschein in einem Geist mit aktiver römisch-katholischer und orthodoxer Beteiligung unter anglikanischer Leitung diesen interkonfessionellen Abendmahlsgottesdienst gefeiert haben“, beschrieb Link einst seine Abendmahlserfahrung.

 

Evangelische Pfarrer seien als Prediger oft einsam, erklärte Link in seiner Abschiedspredigt, er aber habe viele Menschen kennen gelernt, etwa im Ökumenischen Rat der Kirche (ÖRK) und in Partnerstädten wie Istanbul oder Liverpool. „Ich bin aus der evangelischen Konfession in die katholische Dimension gegangen“, beschrieb er seine ökumenischen Erfahrungen und sagte, dass er sich nur in einer evangelischen Kirche wohlfühle, „die vom Evangelium lebt und nicht von der Abgrenzung“. Beim Nachdenken, ob er mit seiner Entscheidung für die Ökumene den „richtigen Weg“ gegangen sei, schlussfolgerte er: „Widerstand und Ergebung gehörten immer dazu“ und verdeutlichte das Wort „Ergebung“ noch einmal in eigner Sache: „Wenn ich in drei Wochen 65 werde, dann passt mir das gar nicht“.

 

Auf der Kanzel machte Link keinen Hehl aus seiner Empörung über die Trennung der beiden großen christlichen Kirchen. „Es ist und bleibt ein Skandal. Das hat Jesus nicht gewollt“. Auf dem richtigen Weg sei der, der am Zusammenkommen der Kirchen mitarbeite. Der Weg müsse „in die bereichernde Begegnung mit anderen Christen“ führen, etwa beim evangelischen Kirchentag oder beim Weltjugendtag. Schon jetzt hofft er auf das Jahr 2017, von dem er glaubt, dass die Menschen sagen werden „500 Jahre Kirchentrennung sind genug“. ( Am 31. 10. 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen). Einen Ausblick auf die Ökumenische Zukunft in Köln gibt Dr. Hans-Georg Link hier.  

 

Nicht jeder der zahlreichen Gratulanten war nach dem ausführlichen Gottesdienst in der Lage, noch einmal die fast ebenso langen Grußworte abzuwarten, bis er/sie an der Reihe war. So ließ sich etwa Ernst Simons von der Synagogengemeinde Köln kurzerhand entschuldigen – nicht ohne seinen Dank an den scheidenden Pfarrer ausrichten zu lassen. Bischof Hoare, langjähriger Freund von Hans-Georg Link, bedankte sich herzlich für die gute Partnerschaft und für „immer neue Ideen“. Schnell gab er ein Kostprobe vom enormen Ideenreichtum Links und von dessen Spontaneität. Bloß eine halbe Stunde Zeit habe Link ihm einst gegeben, zu entscheiden, ob der Oratorienchor – das sind 90 Männer und Frauen – zu einem Jubiläum in Liverpool mitkommen könne.  Auch Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses, betonte das „nie nachlassende Engagement“ und die vielen „zeichenhaften Ideen“ von Link und ergänzte: „Es wird etwas fehlen in der ökumenischen Landschaft in Köln“.  Erstaunt über das Temperament des Ökumenepfarrers zeigte sich Bürgermeisterin Renate Canisius: „Die einen hörten ihm zu, die anderen nicht, aber er kam mit seinen Sachen immer durch“. Dechant Rainer Fischer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Köln, sprach von der Liebe Links zu seinem Amt, seinem Einsatz für die Ökumene, lobte seinen unerschöpflichen Ideenreichtum und erzählte vom Entstehen der „Charta Oecumenica“. Da habe Link ihn am Abend vor dem 10. Kölner Ökumenetag angerufen und gebeten, er möge die katholischen Gemeinden informieren, dass sie am nächsten Tag die Charta mit unterschreiben. „Dabei hatten viele noch nie davon gehört und dachten vielleicht, es handele sich um eine Kreditkarte“.  (Hier sei kurz vermerkt, dass auch diese Idee von Hans-Georg Link umgesetzt werden konnte.) 


Zur Person

Dr. Hans-Georg Link war erster und einziger evangelischer Pfarrer für Ökumene im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln, 1987 trat er seinen Dienst an und gründete zwei Jahre später die Reihe „Ökumenische Abendgebete“ an der Antoniterkirche (die nun im 15. Jahr gefeiert werden). Link entwickelte 1989 das Nachrichtenmagazin „Kölner Ökumenische Nachrichten“, schrieb und verantwortete die unregelmäßig erscheinenden „Kölner Ökumenischen Beiträge“ und war Mitbegründer des Kölner Ökumenischen Studienkreises, der jährlich eine Verlautbarung herausgab. Im Jahr 1991 belebte er den Robert-Grosche-Kreis (Kölner Ökumenisches Bibelgespräch) neu und gehörte zum Beirat des Evangelisch-Katholischen Arbeitskreises für Ökumene in Köln.  Im Januar 1989 gründetete Link die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Köln mit, für die er sich zuvor stark gemacht hatte. Hier wurde auch die Idee für die Kölner Ökumenetage geboren, die in diesem Jahr zum 10. Mal veranstaltet wurden. Ökumenische Stationen waren unter anderem 1989 die Friedensvesper am Rhein und die „Kölner Brückenwege“.

Weitere Informationen zum Abschied und zum Rechenschaftsbericht von Dr. Hans-Georg Link in den „Kölner Ökumenischen Nachrichten“, Ausgabe Juli bis September 2004, und im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln unter Telefon 0221/33 82-102.

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Angelika Lingen