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„Die Angst ist noch präsent“ – Andrea Schnackertz vom Diakonischen Werk zur Unwetterkatastrophe 2021 auf der Kölner Kirchenbank

Unwetter und Hochwasser haben vor einem Jahr die Menschen in Deutschland und auch in Nordrhein-Westfalen in große Not gebracht: Häuser wurden weggespült, Flüsse sind über die Ufer getreten, Menschen sind gestorben, Keller sind vollgelaufen, viele Menschen haben ihr Hab und Gut verloren. Ihnen konnte aber auch von unterschiedlichen Stellen geholfen werden. Auf der Kölner Kirchenbank spricht Sammy Wintersohl mit Andrea Schnackertz. Sie arbeitet beim Diakonischen Werk Köln und Region und begleitet Betroffene in den Kölner Gebieten.

Sie sagt: „Es gibt Menschen, die über Versicherungsleistungen schon wieder in ihren Häusern sein können oder auch nicht wirklich ausziehen mussten bis hin zu Menschen, die immer noch nicht wissen, ob sie zurück können in ihre Häuser, in ihre Wohnungen.“ Viele Menschen brauchten auch heute, ein Jahr nach der Katastrophe, noch Unterstützung, weil sie weder finanziell wieder hergestellt sind, noch psychisch. „Dazu ist auch wichtig zu sagen, dass die Angst vieler Menschen sehr präsent ist und vor allen Dingen dann, wenn es wieder regnet.“

Die Situation sei bei vielen Menschen immer noch sehr belastend, „weil sich vieles eben noch nicht klären ließ – zum Teil Versicherungen auch noch nicht bezahlt haben, oder auch noch keine Beträge sagen – und in der Folge kann man keine Anträge beim Land stellen und man kann auch nicht sagen, welche Spenden man noch benötigt und das bedeutet, dass die Menschen oft am Rande ihrer Kräfte sind.“

Andrea Schnackertz macht „Tür-zu-Tür-Gespräche“, das heißt, sie klopft als Diakonie-Mitarbeiterin mit ihren Infomaterialien an die Türen der Menschen in den betroffenen Gebieten und bietet Hilfe in Form von zum Beispiel Beratungsgesprächen an. Auch über das Spendenportal erhält sie Kontakte zu Menschen, die einen Antrag gestellt haben. Kirchengemeinden vermitteln bei Bedarf ebenfalls Kontakte. Die Gespräche bedeuten, dass „die Erinnerung wieder da ist, dass der ,Feind Wasser‘, wie es mal jemand beschrieben hat, wieder sehr präsent wird und es sehr persönlich wird. Die Bereitschaft weiter darüber zu reden, ist ja unterschiedlich. Leute gehen wie immer unterschiedlich mit Trauer um. Manche sagen, ja, ich weiß, ich sollte darüber reden, vielleicht einen Therapeuten aufsuchen. Die Stellen sind allerdings im Moment ziemlich selten zu bekommen.“

Die gelernte Sozialarbeiterin bemängelt jedoch, „dass es doch relativ viele Hilfsangebote gibt, aber wenn die Betroffenen nichts davon wissen, dann kann man ihnen auch nicht helfen. Deswegen ist es so wichtig, von Tür zu Tür zu gehen und den Leuten mitzuteilen, dass es die Hilfen gibt.“ Denn: „Wir haben Erkenntnisse aus dem Oderhochwasser 2013, und die Kolleginnen und Kollegen haben gesagt, dass es Jahre dauert, bis Menschen wieder ein normales Leben nach der Flut führen können.“

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Der gesamte Text:

Unwetter und Hochwasser haben vor rund einem Jahr die Menschen in Deutschland und auch in Nordrhein-Westfalen ja wirklich in große Not gebracht: Häuser wurden weggespült, Flüsse sind über die Ufer getreten. Menschen sind gestorben. Keller sind vollgelaufen, viele Menschen haben ihr Hab und Gut verloren. Dieses Ereignis liegt ein Jahr zurück und vielen Menschen wurde geholfen von unterschiedlichen Stellen. Ich begrüße ganz herzlich auf der Kölner Kirchenbank Andrea Schnackertz.

Sie arbeiten beim Diakonischen Werk Köln und Region, Sie arbeiten mit den Menschen in den betroffenen Gebieten. Herzlich willkommen auf der Kölner Kirchenbank!

Ich freue mich hier zu sein.

Frau Schnackertz, wie ist die Situation bei den Menschen in Erftstadt? Blessem war ja besonders betroffen, aber auch andere Städte um Köln herum und auch in Köln. Was können Sie uns davon berichten und wie ist das heute noch?

Also es gibt erst mal grundsätzlich nicht die Situation. Es ist von Menschen, die über Versicherungsleistungen schon wieder in ihren Häusern sein können oder auch nicht wirklich ausziehen müssten bis hin zu Menschen, die immer noch nicht wissen, ob sie zurückkönnen in ihre Häuser, in ihre Wohnungen auch zum Teil. Es ist sehr unterschiedlich: Obwohl es Hilfen gibt, auch vom Land – das ist ja bei vielen bekannt – und diese Hilfen können auch noch ein ganzes Jahr lang beantragt werden, brauchen viele Menschen Unterstützung, weil sie weder finanziell wiederhergestellt sind noch psychisch. Und dazu ist auch wichtig zu sagen, dass die Angst vieler Menschen sehr präsent ist und vor allen Dingen dann, wenn es wieder regnet und wenn wieder Hochwasser naht.

Spüren sie einen Unterschied zwischen dem, wie sich die Menschen verhalten haben, was sie gebraucht haben Anfang des Jahres, als Sie Ihre Arbeit begonnen haben in der Region, zu heute?

Auch da würde ich sagen: Es ist unterschiedlich. Wenn es gut gelaufen ist, dann konnten wir auch mit Spenden oder konnte ich auch bei der Unterstützung der Klärung mit Versicherungen oder der Anträge beim Land helfen, sodass Menschen eben wieder gut in ihren Häusern wohnen können. Ansonsten kann ich helfen, die Prozesse zu klären. Und das, was ich eben auch feststelle nach diesem halben Jahr, dass Menschen erschöpfter sind. Warum? Weil sich vieles eben noch nicht klären ließ, zum Teil Versicherungen auch noch nicht bezahlt haben oder auch noch keine Beträge sagen und in der Folge kann man keine Anträge beim Land stellen und man kann auch nicht sagen, welche Spenden man noch benötigt. Und das bedeutet, dass die Menschen oft am Rande ihrer Kräfte sind. Und was ich auch immer wieder sagen muss: diese Flut kam in das Leben der Menschen wie es war, auch mit krankheiten etc., und in aller Regel sind die dadurch nicht gesünder geworden, sondern kam das als Belastung dazu. Das heißt also, für einen nicht unerheblichen Personenkreis ist die Situation ich möchte fast sagen noch unerträglicher geworden.

Wie muss ich mir dann Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Wie begegnen Sie diesen Menschen? Was sind das für Situationen?

Es sind sehr unterschiedliche Situationen. Wir wissen, wo das Hochwasser und wo die Flut gewütet hat, und so mache ich es nach wie vor so – das teile ich mir für die Woche auf –, dass ich Tür-zu-Tür-Gespräche mache. Das heißt, ich komme als Diakonie-Mitarbeiterin mit meinen Infomaterialien, klopfe an die Tür und habe noch immer ein freundliches Gesicht gesehen und habe die Hilfe angeboten. Manchmal ergibt sich daraus direkt oder manchmal auch etwas später ein Beratungsgespräch und weitere Hilfen, manchmal eben auch nicht. Dann haben wir vom Diakonischen Werk Rheinland Westfalen Lippe ein Spendenportal und auch darüber kriege ich Kontakt zu Menschen, die einen Antrag gestellt haben und zwar wahlweise auf die Wiederherstellung des Hausrates oder wenn Gebäudeschäden immer noch vorhanden sind und das Geld nicht ausreicht. Es ist auch eine Möglichkeit mit Menschen in Kontakt zu treten. Und nicht unerheblich sind die bereits von mir Beratenen, die das Nachbarn und anderen Betroffenen sagen, Kirchengemeinden oder Kreise, die wissen, da gibt es eine Frau Schnackertz, die kann helfen, dass ich auch auf dem Wege von Leuten kontaktiert werde.

Jetzt haben ja die Landesregierung und auch die Bundesregierung ganz schnelle Hilfen zugesagt vor einem Jahr, als das passiert war. Jetzt sind wir ein Jahr später und Sie berichten, dass Menschen immer noch auf Geld warten. Woran hakt da die Hilfe?

Also das, was ich in vielen Bereichen sehe und so auch hier in der Hochwasserhilfe, dass es daran mangelt, dass es zentral eine Stelle gibt, die das koordiniert. Ich muss eben auch in den Kommunen, für die ich zuständig bin, feststellen, dass es doch relativ viele Hilfsangebote gibt, aber wenn die Betroffenen nicht davon wissen, dann kann man ihnen auch nicht helfen. Deswegen ist es so wichtig, von Tür zu Tür zu gehen und den Leuten mitzuteilen, dass es die Hilfen gibt.

Also auch noch ein Jahr später?

Auch noch ein Jahr später! Warum? Weil wirklich Leute nicht wissen, dass es Landesmittel gibt, es noch Spendenmittel gibt und die Leute – und das sind nicht nur ältere Leute, die einfach nicht mehr können – können auch keinen Online-Antrag stellen. Denn die Anträge auf Hilfen, ob das jetzt in Bad Neuenahr, also Rheinland-Pfalz, oder bei uns hier in Nordrhein-Westfalen ist, muss man online stellen. Man hat gar keine andere Möglichkeit. Auch der Austausch läuft online und per E-Mail und da sind viele Leute tatsächlich überfordert das zu tun. Und sie wissen von den Hilfen nicht, die es gibt. Und es ist auch unterschiedlich, wie schnell Anträge bearbeitet werden, auch das ist sehr vielschichtig. Manche Fälle sind wirklich sehr komplex, da verstehe ich auch einen Beamten, der da Probleme hat. Es müssen Nachweise geführt werden und es braucht Zeit. Und wir haben die Erkenntnis aus dem Oder-Hochwasser 2013 und die Kolleginnen und Kollegen haben gesagt, dass es Jahre dauert, bis Menschen wieder ein normales Leben nach der Flut führen können.

Jetzt begegnen Sie ja dort vielen Menschen. Gibt es Situationen, die Sie besonders beeindruckt haben?

Also eines meiner ersten Gespräche mit einer Mutter, deren Haus in Erftstadt völlig überflutet wurde, war die Geistesgegenwart der Tochter. Also das fand ich ganz bemerkenswert, weil sie selber beschrieb sich als absolut strukturiert und ruhig auch in Krisensituationen, aber sie sagte, diese Ruhe hatte sie nicht. Die Tochter wurde ganz ruhig, die hat gesagt „Wir müssen die Autos wegfahren“. Es wurde noch ein Haustier gerettet. Sie hatte sogar noch, weil sie es irgendwann mal gelesen hatte, einen Sandsack vor ihre Zimmertür getan. Das hat etwas mehr Schaden verhindert in dem Raum. Also sehr geistesgegenwärtig, sehr ruhig in dieser Krisensituation und das ist etwas, was natürlich hilft, wenn das passiert. Es ist sehr verständlich, dass Leute kopflos wurden bis hin dazu, dass eben Leute versucht haben, noch wichtige Gegenstände aus ihren Kellern zu holen. Und es gibt ja leider Beispiele, dass das manche Leute nicht überlebt haben. Und in der Nachbarschaft in Rösrath weiß ich, dass auch jemand genau aus dem Grund verstorben ist.

Die Menschen sind ja, wenn Sie denen begegnen, in einer großen Not. Ist es so, dass Sie ihnen nicht nur mit Anträgen helfen, sondern auch noch darüber hinaus?

Selbst das helfen bei einem Antrag heißt eigentlich immer man geht noch mal in das Ereignis. Das klingt so harmlos, aber ich glaube, wenn man sich darüber mal selber Gedanken machen würde, wenn Gegenstände wie Fotoalben, ja einfach lieb gewordene Stücke verloren gegangen sind – ein Schreiben eines Chefs zum Abschied nach 38 Jahren der Mitarbeiterschaft ist verloren gegangen, ist weggeschwommen –, dann habe ich es jedes Mal erlebt dass die Menschen angefangen haben zu weinen, weil das ist etwas, was man nicht wiederbeschaffen kann, das ist völlig klar. Und insofern ist das Teil auch meiner Arbeit, auch wenn es vermeintlich jetzt nur darum geht, erstmal zu ermitteln, wie groß ist der Schaden gewesen, was ist noch offen. Und auch die Von-Tür-zu-Tür-Gespräche bedeuten oftmals, dass die Erinnerung wieder da ist, dass der Feind Wasser, wie es mal jemand beschrieben hat, wieder sehr präsent wird und es sehr persönlich wird. Die Bereitschaft, weiter darüber zu reden, ist ja unterschiedlich. Leute gehen, wie immer, unterschiedlich auch mit Trauer um. Manche sagen: „Ja, ich weiß, ich sollte darüber reden“ bis hin zu vielleicht einen Therapeuten aufsuchen. Die Stellen sind allerdings im Moment ziemlich selten zu bekommen, die freien Stellen. Das heißt also, auch die Gespräche sind wichtig und die Dauer eines Beratungsgespräches hängt immer sehr davon ab, wie emotional jemand noch betroffen ist und das ist eben auch ein Jahr danach immer noch sehr präsent.

Können Sie denn auch direkt finanziell helfen, wenn Sie merken, da braucht jemand wirklich Geld, die sind finanziell fast am Ende, weil vielleicht die Versicherungen nicht gezahlt haben. Wie sehen Ihre Möglichkeiten aus?

Das Schöne ist, ich sitze auch nur hier, weil die Menschen, viele Menschen viel Geld gespendet haben und auch sehr viel Geld gespendet haben, um es den Leuten zugute kommen zu lassen, die eben ihr Hab und Gut verloren haben. Und wir haben vom Diakonischen Werk Rheinland Westfalen Lippe – dort wurden die Spenden, die an das Diakonische Werk gegangen sind, gesammelt – wir haben dort die Möglichkeit, nachdem Versicherungsleistungen ausgeschöpft sind und auch klar ist, was das Land bezahlt hat oder bezahlen wird, ergänzende Hilfen zu leisten und zwar analog zu dem, wie eine Hausratversicherung bezahlt, gibt es Möglichkeiten, da den Leuten, nachdem sie einen Antrag gestellt haben, bei dem ich auch helfe, Mittel zu bekommen. Es gibt Härtefall-Anträge und bei dem Wiederaufbau, das heißt, wenn es um den Wiederaufbau des Gebäudes geht, gibt es auch extra Möglichkeiten, einen Antrag zu stellen. Wir haben einen kleinen Topf, auch um vielleicht auch mal einen Erholungsurlaub zu finanzieren oder wenn die Benzinrechnungen ganz so arg werden, weil Leute ihre Materialien zum Wiederaufbau selber beschaffen. Also ich würde sagen, da ist eine recht große Flexibilität. Ich würde gerne manchmal Leuten einen Dispokredit ermöglichen, ein zinsloses Darlehen, was sie dann zurückbezahlen, wenn es geht, weil sie im Moment nicht flüssig sind, aber die Leistungen einfach auf sich warten lassen. Und es gibt Menschen, die haben nichts auf der berühmten hohen Kante, da würde ich mir manchmal noch einen Zusatztopf wünschen, um den leuten in der Weise vorübergehend helfen zu können.

Haben Sie ein Beispiel, wo mit Spenden ganz konkret Menschen, einer Familie geholfen wurde?

Also bei den Spenden, die wir jetzt für Urlaube weitergeben konnten – das war nochmal ein Extratopf, den ich beantragt habe – war die Freude auch immens groß, weil die Leute natürlich nicht daran gedacht haben, in Urlaub zu gehen. Zum einen waren sie lange nicht im Urlaub aufgrund der Coronanlage, das wissen wir alle, und zum anderen haben sie gesagt: „Wir können ja nicht in Urlaub fahren, wenn wir nicht wissen, wie wir den Schaden hier begleichen können.“ Ich rate aber jedem, doch solch einen Erholungsurlaub oder sich ein paar schöne Tage zu machen, damit man ein bisschen Kraft tanken kann. Und da ist die Dankbarkeit groß. Aber sie ist auch sonst immens groß, ob das jetzt Haushaltsbeihilfen sind oder dieser noch recht neue Topf der Wiederbeschaffung für den Wiederaufbau, da ist die Dankbarkeit einfach riesig. Und was ich von vielen Leuten immer wieder höre, die würden sich gerne bei Einzelnen bedanken und sagen „Mensch wie schön!“, denn es ist mehr als das Geld, was damit fließt, es ist einfach die Hoffnung, dass man sie nicht aus dem Blick verloren hat, dass sie wissen, da kann man immer noch Hilfe bekommen und finanziell ist genauso wichtig wie ein Gespräch und die Unterstützung, die Menschen zu begleiten bei diesen Anträgen et cetera.

Jetzt sind wir ein Jahr nach dieser Katastrophe. Gibt es irgendetwas besonderes, was Sie denken, was die Menschen jetzt gerade, ein Jahr später brauchen?

Weitere Zusicherung, dass sie Hilfe bekommen können, wenn sie sie brauchen, in jeder Weise, ob finanziell ob in Form von Gesprächen oder Therapie – das ist, glaube ich, mit das Wichtigste. Jetzt ist ja der Jahrestag bald gekommen und es gibt Möglichkeiten, an diesem Tag zu gedenken. Auch da, vermute ich, werden die einen oder anderen von diesen Angeboten Gebrauch machen. Aber es gibt auch Menschen, die das gerne von sich weisen, die aber trotzdem weiter Hilfe brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen.

Wenn Sie jetzt auf das Jahr oder auch das halbe Jahr, wo Sie jetzt dort konkret arbeiten, zurückschauen: gibt es Dinge die man – wir hoffen, dass es nicht gebraucht wird, aber vielleicht für andere Katastrophen, Naturkatastrophen, die über uns irgendwann mal herein brechen würden potenziell – daraus lernen kann?

Das, was ich immer wieder höre und wo auch Betroffene selbst auch ein Dankesfest initiieren, ist wirklich die immense Dankbarkeit den vielen fremden Menschen gegenüber, die plötzlich mit Gummistiefeln und mit einem Eimer vor der Tür standen und gesagt haben „Ich helfe“. Das ist, glaube ich, etwas, was für uns alle wichtig ist, auch in diesen ja noch verrückter gewordenen Zeiten, dass wir füreinander da sind. Das ist nicht mehr selbstverständlich. Nachbarschaften haben sich verbessert, das wirklich auch eine Betroffene sagte „Wir haben jetzt einen richtig guten Zusammenhalt und wir machen jetzt Hochwasserbauten gemeinsam und stimmen das ab“. Das ist ganz hervorragend! Was aus meiner Sicht – das hatte ich, glaube ich, eben auch schon mal kurz angesprochen – was fehlt, ist eine wirklich eine gute Abstimmung. Mir hat ein Kollege, der Anfang des Jahres von Berlin, der in der Welt der Katastrophen unterwegs ist, der bei mir gewesen ist, gesagt, in den vielen Ländern, in denen er tätig war, ist im Fall einer Katastrophe alles von einem Amt oder einer Behörde aus gesteuert worden. Es gibt hier die verschiedensten Ämter, Institutionen und Behörden und ich glaube es ist bekannt, dass da die Zusammenarbeit und dass das Bündeln da gefehlt hat. Ich glaube, das wäre wichtig, dass man da auf „Wer ist eigentlich jetzt mein Chef“ verzichtet, sondern sagt, im Falle einer Katastrophe sind wir der Behörde unterstellt und von der aus werden Dinge laufen und die heißen dann auch so. Alles muss einen Namen haben, ob wir das Katastrophenbüro nennen, von dem aus geklärt wird, wer braucht welche Hilfen und dann die verschiedenen Hilfen auch laufen. Ich glaube, dass wir da definitiv besser werden können, besser werden müssen! Wir hätten die Möglichkeiten. Manche Eitelkeiten sind da zu überwinden, aber das sehe ich immer mehr und das ist auch für mich, die ich in Strukturen denke und auch gerne arbeite, manchmal schwierig auszuhalten, dass die Absprachen da fehlen.

Was denken Sie, wie lange wird Ihre Arbeit noch notwendig sein in der Region?

Das ist eine gute Frage. Also meine Stelle ist zumindest noch jetzt für gut ein Jahr angelegt, auch da wurde uns gesagt, das ist sehr wahrscheinlich ist, dass es weiter Bewilligungen gibt. Ich vermag nicht zu sagen, inwiefern das für den Bereich, für den ich zuständig bin, darüber hinaus geht. Ich vermute, dass Hilfen danach notwendig sind aus verschiedenen Gründen. Nicht alles kann man in bereits vorhandene Dienste, in die sogenannten Regeldienste überführen. In stark betroffenen Gebieten, also in Bad Neuenahr, muss die Hilfe weitergehen. Ich hatte ja schon das Beispiel aus dem Oder-Hochwasser, wo die Kolleginnen und Kollegen sagen, ein paar Jahre, das dauert wirklich ein paar Jahre. Das heißt, das eine ist, was wünschenswert ist, und da würde ich mir auch wünschen, dass meine Arbeit länger gehen kann. Und das andere ist, was realistisch ist, das vermag ich aber, wie gesagt, nicht einzuschätzen.

Frau Schnackertz, vielen Dank, dass Sie uns einen Einblick in Ihre Arbeit gegeben haben. In das, was Sie den Menschen geben können im Auftrag des Diakonischen Werkes Köln und Region. Vielen Dank auch, dass sie uns gesagt haben, was mit den Spenden passiert ist, wo da konkret geholfen wird.

Und wenn Sie Interesse haben, noch ein bisschen mehr zu erfahren, dann können Sie gerne auf unserer Internetseite kirche-koeln.de nachschauen. Dort haben wir Links zum Diakonischen Werk, dort haben wir auch weitere Informationen, wo man spenden kann. die wir gerne bereitstellen.

Vielen Dank für Ihr Interesse! Auf Wiedersehen.

Text: APK
Foto(s): APK