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Unterwegs in Sachen DEKT: Eine Immi und ein ausgewiesener Fachmann für Kölnfragen: Ellen Ueberschär und Günter Leitner führten für die AntoniterCityTours durch Köln

Der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag will und wird Zeichen setzen. Auch optisch. Der mittlere der gewölbten Stahlträger der Hohenzollernbrücke am Hauptbahnhof wird als Fischrücken interpretiert, an den eine überdimensionale Haifischflosse befestigt wird. Damit nimmt man das Haifischsymbol wieder auf, mit dem schon seit Monaten für den Kirchentag mit der Losung „lebendig und kräftig und schärfer“ geworben wird und setzt einen Kontrapunkt zum Dom, der das Panorama beherrscht.


Unterwegs in Sachen DEKT: Eine „Immi“ und ein ausgewiesener „Fachmann für Kölnfragen“
Mit dieser Überraschung wartete Dr. Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Fulda, auf bei einem Stadtspaziergang der AntoniterCityTours in der Reihe „Wie ich Köln sehe“ auf. Während die gebürtige Ostberlinerin Ueberschär eher als „Immi“ gelten muss, unterstützte sie mit Stadtführer Günter Leitner ein ausgewiesener Fachmann für alle Kölnfragen. Der Spaziergang stand im Zeichen des Kirchentages vom 6. bis zum 10. Juni in Köln. Zahlreiche Interessentinnen und Interessenten hatten sich in der Antoniterkirche eingefunden, um dem Dialog zwischen Ueberschär und Leitner zuzuhören.

Eine Ostberlinerin Köln
Mit der Antoniterkirche verbindet Ueberschär eine ganz besondere Beziehung. Als sie nach dem Mauerfall zum ersten Mal Freunde in Köln besuchte, war die Antoniterkirche die erste evangelische Kirche, die sie auf Kölner Boden betrat. Überhaupt Köln. „Ich habe monatelang nach einem Double gesucht, das mich auf dem Rosenmontagswagen vertritt“, erinnerte sich die Generalsekretärin mit einem Augenzwinkern. Der Kirchentag war im Zug mit einem eigenen Wagen vertreten. „Es war ein unglaubliches Erlebnis. Vom Wagen aus konnte man ohne Ende Kontakt aufnehmen mit ausschließlich fröhlichen Gesicherten“, berichtete Ueberschär von ihren jecken Riesenschritten in Richtung rheinischer Frohsinn.

Politik und Kirchentag
Und die Haltung „Et hätt noch immer jot jejange“ ist ihr in Köln auch schon des öfteren begegnet. „Die evangelische Kirche in Köln ist geprägt von Fröhlichkeit, Lässigkeit und Gelassenheit“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. „Und es gibt ein großes Bewusstsein für die protestantische Geschichte in Köln.“ Leitner erinnerte an die „politische“ Geschichte der Antoniterkirche mit den „politischen Nachtgebeten“, die von Dorothee Sölle initiiert wurden und bei denen zum Beispiel auch Heinrich Böll mitbetete. Das Motto „Den Mächtigen widerstehen“ gelte für die Nachgebete ebenso wie für den Kirchentag. „Der Kirchetag in Köln findet zur gleichen Zeit statt wie der G-8-Gipfel in Heiligendamm“, erklärte Ueberschär. Auf dem Kirchentag solle deutlich werden, dass der Globalisierung nicht alles unterzuordnen sei. „Die Grenze ist immer dann erreicht, wenn die Würde des Einzelnen verletzt wird.“ Darauf wird eine Veranstaltung beim Kirchentag am Donnerstagabend auf dem Roncalliplatz hinweisen.

„Sichtbar, was ohnehin schon da ist“
Auf dem Rathausvorplatz vor der jüdischen Mikwe erinnerte Ueberschär daran, dass dies auch der Platz der Täter sei, die im Rathaus das Nazi-Regime mit aufgebaut hätten. Vor dem Glasdach der Mikwe erörterten Ueberschär und Leitner das Thema „Interreligiöser Dialog“. Brandaktuell in Köln: Der Neubau der Moschee an der Inneren Kanalstraße in Ehrenfeld. Hier bezog die Generalsekretärin eine eindeutige Position: „Mit dem Bau der Moschee wird doch nur sichtbar, was ohnehin schon da ist.“ Trotzdem müsse man die Ängste der Leute vor dem muslimischen Gotteshaus ernst nehmen und den Dialog zwischen den Kulturen fördern. Das sei auf dem Kirchentag natürlich auch geplant, „aber nicht als Podienreihe ,Christen treffen Muslime‘, sondern als Begegnung von ,ganz normalen‘ Menschen“. Offen ist, ob es auf dem Kirchentag so genannte „mulitreligiöse Gebete“ geben wird. Das gemeinsame Beten hat Joachim Kardinal Meisner untersagt. „Wenn multireligiös gebetet wird, werden wir das nicht verhindern“, sagt Ueberschär.

Komplett im Zeichen der Diakonie
wird der Heumarkt während des Kirchentages stehen. In einem Info-Kubus wird über die vielfältige Arbeit informiert, die in der Diakonie geleistet wird. An diesen Themen wird sich auch das Bühnenprogramm orientieren. „Die Mitarbeitenden der Diakonie geben sich wirklich unheimlich viel Mühe“, zeigte sich Ueberschär ebenso beeindruckt wie von der Unterstützung, die der Kirchentag von katholischer Seite erfährt. Schließlich gebe es in der Innenstadt 30 katholische Kirchen und fünf evangelische, die in das Programm einbezogen würden.

Köln soll kein „Testfall“ für den nächsten ökumenischen Kirchentag sein
Und die Verwaltung der Schlafquartiere in 170 Schulen sei ohne katholische Hilfe schlechterdings unmöglich. Bewusst habe man den Kirchentag im „hillije Kölle“ nicht als Testfall angelegt für den nächsten ökumenischen Kirchentag 2010 in München. Deshalb werde auch die Abendmahlsfrage keine große Rolle spielen, allerdings auch nicht ausgeklammert, erklärte Ueberschär im Rheingarten.

Der Wimbledon-Rasen
„Was wird denn auf diesem Wimbledon-Rasen stattfinden?“ fragte Leitner. „Die Stadtverwaltung glaubt wirklich, das sei Wimbledon-Rasen“, antwortete Ueberschär, während ihre Zuhörerinnen und Zuhörer ganz langsam in den schlammigen Rasen einsanken. Das Grünflächenamt der Stadt tue sich schwer mit der Idee der Kirchentags-Organisatoren, dort ein Kinderprogramm anzubieten, wie es an den Weltkindertagen immer im September seit Jahren üblich sei.

Ausblicke
Zum Schluss wurde noch der Promi-Faktor des Kirchentages erläutert: Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Samstagmorgen direkt nach dem Ende des G-8-Gipfels erwartet und mit einem afrikanischen Bischof über die Ergebnisse der Beratungen diskutieren. Bundespräsident Horst Köhler wird am Samstagnachmittag erwartet.
Ein Schmankerl gab es zum Schluss: Wenn am Mittwochabend, 6. Juni, um 17.30 Uhr der Eröffnungsgottesdienst des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages auf den Poller Wiesen beginnt, läuten im Dom sämtliche Glocken. Nicht zu Ehren der Protestanten, sondern zur Vorbereitung auf Fronleichnam.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): ran