Die Adventszeit ist eine schöne, helle und glanzvolle Zeit. In dieser Jahreszeit genießt man die schönen Lichter, die entweder in den Häusern, Wohnungen oder auf den Straßen zu sehen sind. Gerne ist man dabei gesellig. Besonders am Heiligabend verbringt man die Zeit gerne mit Freunden und der Familie.
Viele Menschen verschicken zu dieser Zeit auch gerne noch handgeschriebene Weihnachtskarten oder Briefe. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte das Briefeschreiben zum wichtigsten Kommunikationsmittel. Einen solchen Weihnachtsbrief haben wir in unserem Bestand 10 der evangelischen Bibliothek. Eine Dame aus Dillheim schreibt ihrer Mutter, die die Festtage bei Verwandten in Aken, Sachsen-Anhalt, verbringt. Sie schildert ausführlich, welche Geschenke sie und ihr Mann von der Verwandtschaft erhalten haben, darunter: neben zahlreichen Lebensmitteln und Süßigkeiten, Zigarren und Schnaps für den Mann, Briefpapier, Seife, Bücher und eine Glasbüchse böhmischer Arbeit.
Ferner berichtet sie von verschiedenen Ereignissen, wie der Verlobung eines Onkels, der Grippe eines Nachbarn und über eine durch Frost beschädigte Wasserleitung.
Ihrem Brief beigelegt ist ein weiterer Brief eines Verwandten an die Mutter. Dies ist für diese Zeit nicht verwunderlich, da auf diese Weise Geld gespart werden konnte. In dem Brief wird ein ganz besonderes Ereignis hervorgehoben, dass für die meisten Menschen heutzutage eine Selbstverständlichkeit ist: das Licht. Der Ausdruck steht für das elektrische Licht. Bis zum Beginn des 20. Jahrhundert wurden vorwiegend die von Thomas Edison entwickelten Lampen mit Glühfäden aus Bambuskohlefasern (1879), die eine deutlich längere Brenndauer aufwiesen als andere Lichtquellen, verwendet. Ferner schaffte Edison es ein komplettes System von Stromerzeugung, Verteilung, Schaltern und Sicherungen zu entwickeln, das sowohl für die Industrie als auch für Privathaushalte nutzbar war. In Deutschland dauerte es bis in die 1940er Jahre bis alle Städte und auch Dörfer an das neue Stromnetz angeschlossen waren. Dies hing wesentlich mit den zunächst hohen Anschlusskosten an das Stromnetz zusammen, so dass elektrisches Licht als Luxusgut betrachtet wurde. Ferner war das Gasglühlicht in den Städten sehr verbreitet. Erst der hohe Nutzen des elektrischen Lichts für die Industrie verhalf zum Durchbruch.
„Feenhafter Glanz in unserer Hütte“
Welche Wirkung der Einsatz des elektrischen Lichts auf die Menschen hatte, lässt sich in dem Brief deutlich herauslesen. So nennt der Schreiber es eine neue Kulturerrungenschaft, die sowohl Klein als auch Groß gleichermaßen fasziniert:
„Ich war gerade in Katzenfurt bei einer Weihnachtsfeier der Kinder dort und sagte ein Lied vor, da ging in der Mitte des Lieds das Licht an. Alle Andacht u. Aufmerksamkeit war bei Alt und Jung dahin, und ich mußte eine längere Pause eintreten lassen, bis all die Ah`s und Oh`s sich einigermaßen gelegt hatten.“
Auch im Pfarrhaus in Dillheim wurde zu Weihnachten 1921 das Licht angeschaltet, so dass ein „feenhafter Glanz in unserer Hütte“ vorhanden war. Die Schönheit des Lichts und Freude darüber lassen zu diesem Zeitpunkt noch über kleinere Ausfälle und Störungen hinwegsehen.
Foto(s): Stefanie Sternemann