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Archivbild aus der Reformationskirche in Köln-Bayenthal

Ungewohnt schön – wieder Präsenzgottesdienste in der Reformationskirche in Bayenthal

„Es war schön!“ – Dankbar blickt Stadtsuperintendent Bernhard Seiger auf den Gottesdienst am letzten Sonntag zurück. Auch in der Reformationskirche in Köln-Bayenthal feierten 55 Besucherinnen und Besucher nach Wochen der Zwangspause durch die Corona-Pandemie wieder einen Gottesdienst vor Ort. „Wir können wieder hier zusammen kommen! Wie schön, dass das geht, auch wenn noch vieles eingeschränkt und anders als gewohnt ist“, begrüßte Seiger die Gemeinde. „Präsenz-Gottesdienst: Bisher haben wir das Wort gar nicht benutzt, weil alle Gottesdienste eigentlich immer live waren.“

In der Zeit der Corona-Beschränkungen bot die Gemeinde so genannte „Zeitgleich-Gottesdienste“ an. Interessierte konnten sich an der Kirche Ausdrucke an der Wäscheleine abholen, auf der Homepage gab es Audiogottesdienste zum Downloaden. „Wir werden eine Weile parallel fahren“, sagte Seiger weiter. „So können Menschen, die noch nicht wieder hierherkommen wollen, trotzdem dabei sein.“

„Kantate“ war der Name des Gottesdienstes am Sonntag, dem 10. Mai. Dieser Name geht auf das Psalmwort “Cantate Domino canticum novum.” – „Singt dem Herrn ein neues Lied.“ zurück. Doch gerade durch Singen können Viren in der Umgebung verbreitet werden. „Sonntag Kantate ohne Singen?“ fragte Bernhard Seiger daher in seiner Begrüßung weiter und beantwortete die Frage selbst: „Ja, das ist mühsam!“ Doch so ganz musst nicht auf Gesang verzichtet werden. „Vier Chorsänger singen stellvertretend für uns“, erklärte Pfarrer Seiger und lud die Gemeinde ein, die Lieder mitzulesen.

Auch die Predigt ging auf das Thema des Gottesdienstes „Kantate“ ein. „Musik löst Lebensfreude aus, steht für die Spannbreite an Empfindungen und die Fülle und Buntheit des Lebens. Und sie kann heilende Wirkung haben“, beschrieb der Stadtsuperintendent den Schatz der Musik. Der Predigttext aus 2. Chronik beschrieb die Einweihung des Tempels von Jerusalem. Damals feierten die Menschen die Einweihung des Gotteshauses mit Pauken und Trompeten und allem, was das musikalische Repertoire hergab. Und Seiger griff die Frage auf, die sich die Menschen damals stellten: „Wo wohnt Gott? Wie können wir ihn erleben, ihm begegnen?“ Diese Fragen stellen sich nach seiner Beobachtung auch heute viele Menschen: „Wo erleben wir Gott, wenn die Kirchen teilweise geschlossen sind und wenn es keine öffentlichen Gottesdienste geben kann?“

In der Predigt erinnerte Pfarrer Seiger an die Wüstenwanderung des Volkes Israel. Die Menschen damals trugen die Bundeslade mit sich. Darin befanden sich die beiden Steintafeln mit den Zehn Geboten. Die hatten im Predigttext in Jerusalem im Tempel eine neue Heimat gefunden. Gerade in dieser Wanderschaft sieht Seiger in seiner Predigt eine Parallele zu unserer heutigen Zeit. „Ich glaube, dass das auch für das Volk der Christenheit gilt auf seiner Wanderschaft durch die Zeit. Wenn wir die ‚Feste im Tempel‘ haben, können wir jubeln und aus voller Kehle singen und dankbar sein. Wenn wir sparen müssen, wenn wir improvisieren müssen, dann tun wir das eben. Dann halten wir uns an das Wort Gottes. Wir hören und lesen und halten fest an dem, was in allen Zeiten trägt.“

Und diesen Halt erlebten die Besucherinnen und Besucher in diesem Gottesdienst in ihrer Kirche in Köln-Bayenthal, auch wenn er mit den Hygienevorschriften noch ungewohnt war. „Sie waren ausgesprochen dankbar“, stellte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger nach dem Gottesdienst fest. „Das Wiedersehen hat vielen Freude gemacht.“

Text: APK
Foto(s): Thorsten Kern