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Ungewisse Zukunft für die Mauenheimer Kita „Spatzennest“, doch: Die Beteiligten lassen den Mut nicht sinken

Die Kinder der ersten Generation, die in der Tagesstätte „Spatzennest“ spielten und tobten, sind längst flügge geworden. Inzwischen sind die Kleinen von damals etwa Mitte vierzig. 1966 war die evangelische Betreuungseinrichtung in das rote Backsteinhaus mit dem Flachdach in der Nibelungenstraße gezogen. Jetzt, vier Jahrzehnte später, feierten vier Erzieherinnen und Leiterin Barbara Varga mit Eltern und Kindern sowie zwei hauswirtschaftlichen Mitarbeitern Jubiläum. Voller Stolz konnten sie den Blick auf die Veränderungen der Vergangenheit richten: Der einstmals triste Hof ist ergrünt und statt des „zerkochten Kantinenessens“, so Pfarrerin Susanne Zimmermann, sorgt heute eine Köchin für die gesunde Ernährung der Kinder. Beim Gedanken an die Veränderungen der nächsten Zeit hingegen legt die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Mauenheim-Weidenpesch besorgt die Stirn in Falten: „Ausgebremst“ sei die Zukunft des Spatzennestes, sagt sie.



Kinder brauchen zwei Dinge: Nestwärme und Flügel
Vor gerade mal vier Jahren krempelten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Ärmel noch einmal hoch, bildeten sich in unterschiedlichen Schulungen fort. Und das „Spatzennest“, das lange Zeit nur unter der Bezeichnung evangelische Kindertagesstätte bekannt war, bekam seinen Namen, der zugleich auch Konzept wurde, wie Zimmermann erklärt. „Denn Kinder brauchen zwei Dinge: Nestwärme und Flügel.“

Der Hort für die Älteren soll 2007 geschlossen werden
Klein und gemütlich ist die Tagesstätte auf jeden Fall und erinnert insofern tatsächlich an ein Nest. Nur zwei Gruppen mit 22 und 23 Kindern werden hier betreut: Die „kleinen Spatzen“ im Alter von drei bis sechs Jahren und die „großen Spatzen“ bis 14 Jahre. Doch der Hort für die Älteren soll im Sommer 2007 geschlossen werden. Stattdessen werden die Gelder in offene Ganztagsschulen investiert. Der Trägerverband, die evangelische Kirchengemeinde für Mauenheim und Pesch, habe „in einer Prioritätendiskussion“, so Zimmermann, zwar beschlossen, die Kita zu erhalten.

Nicht die kirchlichen Finanzen sind das Problem, sondern die kommunalen Zuschüsse
Die evangelische Kirchengemeinde sei also bereit, an anderen Stellen Opfer zu bringen, sagt Zimmermann. Doch zu 80 Prozent bezieht das Spatzennest seinen Etat von Stadt und Land. Und hier liegt der Kern des Problems: Mit der Schließung des Horts bestünde das Spatzennest nur noch aus einer Gruppe und damit, so Zimmermann, „würden wir diese finanziellen Zuwendungen verlieren.“ Das würde das Ende der Kindertagesstätte bedeuten.

„Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsre Kita nicht“
Innerhalb kürzester Zeit wurde ein Schlachtplan entworfen: Anstelle des Hortes soll eine Gruppe für unter Dreijährige entstehen. „Wir haben so viele Voranmeldungen vorliegen, dass die Gruppe bereits voll ist“, freut sich Zimmermann. Das Amt für Diakonie und auch die Stadt würden die Idee befürworten. „Jetzt warten wir wöchentlich darauf, dass Gelder vom Landschaftsverband frei werden.“
Die Erzieherinnen lassen derweil den Mut nicht sinken: Im Hof, wo mit fast trotziger Attitüde das Jubiläum gefeiert wird, singen sie zu einer altbekannten Melodie: „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Kita nicht.“

Text: Sarah Lopau
Foto(s): Lopau