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Superintendent Dr. Bernhard Seiger, Gerd Veit und Rüdiger Penczek, Pfarrerkollege aus Wesseling

„Und ziehen Sie Ihrer Straße fröhlich“

Superintendent Bernhard Seiger entpflichtete Pfarrer Gerd Veit in der Wesselinger Kreuzkirche

Hinter dem Taufspruch von Pfarrer Gerd Veit verbirgt sich eine Geschichte. Aber zuerst der Spruch: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater gezeiget, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!“ „Der Vers hat mich ausgesucht“, erzählte Veit der Gemeinde in der Wesselinger Kreuzkirche während der Predigt seines Entpflichtungsgottesdienstes.

Pfarrer Gerd Veit

Die ersten Tage im Leben des kleinen Gerd Veit waren nicht komplikationslos. Und so suchten die Diakonissen im Kaiser-Wilhelm-Krankenhaus in Duisburg-Nord den Taufspruch aus. Getauft hat ihn ein reisender Missionar. Dass der Spruch mit den Kindern Gottes ihn nicht mehr loslassen würde, war spätestens bei Gerd Veits Konfirmation entschieden. In seinem Jahrgang wurden in der Duisburger Pfarrei, aus der er stammt, 63 Jungen und 69 Mädchen konfirmiert. „Der Pfarrer konnte unmöglich alle Familien besuchen. Es war reiner Zufall, dass er den Vers für mich ausgesucht hat. Oder Fügung“, erinnerte sich der Pfarrer, der 33 Jahre an der Kreuzkirche tätig war. Ausgesucht habe er sich Wesseling eigentlich nicht.

Alle Kinder Gottes

„Wesseling hat sich für mich entschieden.“ Veit warf einen Blick zurück. „Freundschaften prägen ein Leben. Aber sie sind eben auch situationsabhängig.“ Nach der Schulzeit seien viele Freundschaften eingeschlafen. Freunde aus Sportvereinen treffe man nicht mehr, wenn man keine Zeit mehr zum Training habe. Auch die Freunde aus der Studienzeit seien in alle Richtungen verstreut. „Vor kurzem habe ich eine Mail eines Studienfreundes aus Passau bekommen. Und doch sind alle Kinder Gottes.“

Veit berichtete von einem Mittagessen im Pfarrhaus. Es sei hoch hergegangen. Schließlich haben er und seine Frau Claudia drei Kinder. Als der Pfarrer für Ruhe sorgen wollte, habe eines der Kinder gesagt: „Halt Dich raus. Du weißt ja nicht, wie das mit Geschwistern ist.“ Leibliche Geschwister hat Veit in der Tat nicht. „Aber ganz viele in der Gemeinde. Im Kirchenkreis. Ja, weltweit.“ Und alle seien Kinder Gottes. Nicht, weil sie sich dazu befähigt hätte, sondern „weil Gott uns dazu gemacht hat. Könnt Ihr das behalten?“, fragte er die Gemeinde. Die antwortete mit Ja. Veit schloss seine Predigt kurz und bündig: „Gut. Dann kann ich ja gehen. Amen.“

Entpflichtung

Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, war zur Entpflichtung von Veit in die Kreuzkirche gekommen. Er erinnerte an berufliche Stationen des langjährigen Pfarrers. „Nach dem Studium in Bethel und Bonn kamen Sie 1984 als Vikar nach Wesseling. Geprägt wurden Sie von Superintendent Baack, einem lutherischen Theologen. Sie haben sich gut verstanden, und er konnte Sie gut brauchen, weil er gesehen hat, in welchem Stil Sie mit Menschen umgehen und das Wort Gottes im Gottesdienst zu Gehör bringen.“

1987 wurde Veit auf die frei gewordene 1. Pfarrstelle in Wesseling gewählt. „Wenn ich zurückblicke“, so Seiger weiter, „dann fallen mir Bilder von Ihnen ein, im Pfarrkonvent und bei besonderen Anlässen hier in der Gemeinde. Ich habe Sie stets als bescheiden, wach und zugewandt erlebt, mit Lebensfreude, einem Stück Humor und so, dass Sie eine entspannte Grundstimmung verbreiten.“

Spaß gemacht

Seiger hat Veit gefragt, was ihm in der Gemeindearbeit am meisten Spaß gemacht habe. Die Seelsorge, die Einzelgespräche seien es gewesen. „Nicht umsonst haben Sie sich auch zum Notfallseelsorger ausbilden lassen. Sie sind darüber ja auch Feuerwehrmann geworden.“ Freiwillig, versteht sich. Spaß gemacht hätten auch die Gottesdienste und die persönlichen Begegnungen, die das Gemeindeleben ermöglichten.

„Es gab auch Dinge, die Sie nicht so gern gemacht haben. Die muss ich ja nicht kennen und hier schon gar nicht nennen. Aber ich darf schon sagen, dass Leitungsrollen nicht ihre Lieblingsaufgabe waren“, lobte der Superintendent die Zurückhaltung des Angesprochenen.

Perspektive

Die Nachfolge von Veit ist noch nicht geregelt. Es läuft das zweite Ausschreibungsverfahren. Seiger erinnerte an die letzte Andacht, die Veit im Pfarrkonvent des Kirchenkreises Köln-Süd gehalten hat. Dort habe er gesagt: „Der Acker, auf den man gestellt ist, sucht man sich nicht aus, und die Früchte, die wachsen, auch nicht.“ Das sei sehr weise und trage den Geist von Demut: „Ich habe aber die Ermutigung gehört: Es wächst etwas! Und darauf liegt Segen. Es gibt kaum einen Beruf, der so vielseitig und wandelbar und segensreich ist wie der Auftrag des Pfarrers, der Pfarrerin. Das können wir an Ihrem Weg sehen. Ich glaube, es lag viel Segen auf Ihrem Tun, dafür sind wir heute dankbar!“

Und zum Schluss: „Jetzt dürfen Sie loslassen. Tun Sie es mit einem dankbaren und reichen Herzen! Und ziehen Sie Ihrer Straße fröhlich. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Frau, die ihren Dienst treu unterstützt hat, möglichst viel Gesundheit, Kraft, Freude und Gottes Segen für den weiteren Lebensweg!“ Der führt wohl zuerst mal in den heimischen Garten. Vom Presbyterium erhielt Veit zum Abschied eine Schubkarre mit einigen winterharten Pflanzen, die der Hobby-Gärtner aktuell einpflanzen kann. Obwohl man von Abschied noch nicht wirklich reden kann. Solange über die Nachfolge noch nicht entschieden ist, wird Veit noch die eine oder andere Predigt in seinem „Zuhause“, der Kreuzkirche, halten.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann