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Pfarrer Volker Hofmann-Hanke, Superintendent Markus Zimmermann, Pfarrerin Sybille Noack-Mündemann, Pfarrerin Veronika Grüber, Pfarrerin Friederike Fischer, Pfarrer Wilfried Seeger.

„Und die Krönung sitzt hier vorn“

Superintendent Markus Zimmermann führte Friederike Fischer in ihr Amt als Pfarrerin der Hoffnungsgemeinde ein

Das erlebt man auch nicht alle Tage. Eine Pfarrerin wird in ihr Amt eingeführt, und die Pfarrerin, die sie konfirmiert hat, ist noch im Dienst und nimmt an der Einführung teil. So erging es Friederike Fischer, neue Pfarrerin der Hoffnungsgemeinde im Kölner Norden, und Sybille Noack-Mündemann, seit 2019 Pfarrerin in Dellbrück und vorher lange Zeit im Kölner Norden tätig.

Einführung durch Superintendent Markus Zimmermann

Friederike Fischer stammt aus Blumenberg. Deshalb kennt sie Sybille Noack-Mündemann schon länger. Superintendent Markus Zimmermann war zur Amtseinführung in die evangelische Stadtkirche am Pariser Platz in Chorweiler gekommen. Er bezog sich auf den Konfirmationsspruch der neuen Pfarrerin: „Alles hat seine Zeit“ aus dem Buch der Prediger. „Und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ Zimmermann bezeichnete den Advent eine „dichte Zeit“. „Wir haben die Zuversicht, dass Gott kommt. Wir genießen die Vorfreude und die Freude.
Es ist gut, Friederike Fischer im Advent einzuführen. Das erhöht die Freude in der Gemeinde.“ Zimmermann nannte den Konfi-Spruch „für eine 14-Jährige sehr reflektiert“. Jetzt sei die Zeit, „dass Sie in diese Gemeinde kommen“. Er wünschte der neuen Pfarrerin vor allem die Zuversicht und die Sicherheit, dass Gott sie in dieser Aufgabe begleiten werde. „Viele Dinge werden gelingen, manche vielleicht nicht. Sie werden oft Menschen nah sein und sie trösten, manchmal nicht. Aber seien Sie sicher: Gott wird Ihnen immer nah sein. Sie werden Menschen trösten und bestärken im Vertrauen auf Gottes Nähe und Stärke.“
Kurz vor dem feierlichen Moment der Amtseinführung gestand der Superintendent eine unverschuldete Panne. „Wegen Corona ist im Moment im Landeskirchenamt niemand. Deshalb habe ich auch keine Urkunde für Friederike Fischer.“ Und zur Gemeinde gewandt: „Freuen Sie sich auf Ihre neue Pfarrerin. Seien Sie nett zu ihr und geben Sie ihr Rückenwind. Gottes Segen liegt auf dieser Gemeinde. Und zwar nicht, weil wir so toll sind, sondern weil es uns zugesagt ist.“

Über Friederike Fischer

Friederike Fischer ist in Blumenberg aufgewachsen und danach ein bisschen herumgekommen. Als Schülerin war sie ein Jahr in Texas. Studiert hat sie in Wuppertal und Münster, ihr Vikariat hat sie in Schermbeck bei Wesel absolviert. Im Rahmen eines Sondervikariats beim Christlichen Jugenddorfwerk e.V. war sie in ganz Deutschland unterwegs. Sie freut sich, dass sie in der Hoffnungsgemeinde nicht bei Null anfängt. „Ich kenne die Orte. Ich weiß, wie die Leute ,ticken‘.“

Predigt

In ihrer Predigt erinnerte sie an eine Geschichte. Friederike Fischer erzählte von einem Mann, der sich alle denkbaren Katastrophen ausmalt und sich fragt, wie er reagieren kann auf Überschwemmungen, Unfälle und Pleite seines Geschäfts. Man erlange eine gewisse Katastrophenfestigkeit, wenn man gegen alles geimpft und versichert sei. „Und man wird trotzdem nicht furchtlos, weil man sich ja immer andere Katastrophen vorstellen kann.“
Dem gegenüber stehe ein Kind, das in den Keller gehe und laut singe, um die Angst zu besiegen. Dieses Kind habe aus seiner Angst Mut gemacht. „Furcht ist ein großes Gefühl.“ Bei einer angsteinflößenden Situation gebe es drei Verhaltensmuster: „Angriff, Weglaufen, Erstarren.“ Das Kind greife an, indem es sich selbst Mut mache. Besagter Mann aus der Geschichte laufe weg, weil er im Vorfeld alles Mögliche getan habe, um Furcht nicht ausgesetzt zu sein. „Er ist ein ständig Laufender.“ Friederike Fischer hat Kaninchen am Fühlinger See beobachtet. Die erstarrten bei Gefahr, aber irgendwann sei die Anspannung so groß, dass sie Hals über Kopf die Flucht ergriffen. Die Jagd sei eröffnet.

„Der Herr ist unser Licht und unser Heil. Vor wem sollten wir uns fürchten?“

Fischer bevorzugte die Strategie des Kindes. „Lasst uns nicht Katastrophen ausmalen, sondern lasst uns Unbehagen mit Mut begegnen.“ Das gelte auch für sie selbst. „Ich trete meine neue Aufgabe an in dem Vertrauen, dass ich nichts alleine bewältigen muss.“ Sie betrachtet Gott auch wie ein laut gesungenes Lied, das ihr wie einem Kind helfe, die Treppe in den dunklen Keller hinabzusteigen.
„In diesem Jahr sind viele Sicherheiten zusammengebrochen. In diesem Jahr gab es Furcht. Sie war allgegenwärtig.“ Es habe keine einfachen Lösungen gegeben, keinen Schalter, den man einfach hätte umlegen können. „Aber Gott machte mir Mut, nicht zu erstarren.“ Angesichts der neuen Stelle war sie sich sicher: „Ich werde in diese Aufgabe hineinwachsen. Aber wir alle wissen nicht, an welchen Stränden wir ankern und ich welche Häfen wir einlaufen.“ Friederike Fischer hofft, dass sich die Gemeinde nicht verrückt mache wie der Mann aus der Geschichte, und auch nicht erstarre wie die Kaninchen. „Der Herr ist unser Licht und unser Heil. Vor wem sollten wir uns fürchten?“

Ein gutes Jahr

Superintendent Zimmermann warf noch einen Blick zurück. „Als wir im Januar feierlich den Beginn der Hoffnungsgemeinde gefeiert haben, habe ich gesagt, dass 2020 ein gutes Jahr wird. Und angesichts der Kreativität und des Durchhaltevermögens in der neuen Gemeinde kann ich trotz allem sagen: Es war ein supergutes Jahr. Ich habe recht behalten.“ Dann in Richtung Gemeinde mit Blick auf Friederike Fischer: „Und die Krönung sitzt hier vorn.“
Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann