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Überzeugend: Abschlusskonzert des ersten Nachwuchs-Meisterkurses für Gesang der „Musikschule Papageno in der Evangelischen Kirchengemeinde Rondorf e.V.“

„Anspruchsvolle Kunstlieder von talentiertem Sängernachwuchs, stark vorgetragen“ – so könnte man das öffentliche Konzert zusammenfassen, das den ersten Rondorfer Meisterkurs für Einzelgesang abschloss. Vor rund sechzig begeisterten Gästen in der evangelischen Emmanuelkirche von Köln-Rondorf kamen heitere und schwermütige, sehnsuchtsvolle und dramatische Stücke aus diversen Epochen zur Aufführung – vom Barock über die Romantik bis hin zur Moderne, von Johann Sebastian Bach über Wolfgang Amadeus Mozart, Gabriel Fauré, Robert Schumann, Richard Strauss bis zu Dimitri Schostakowitsch. Darunter Perlen der Liedliteratur, wie „Gretchen am Spinnrade“. Diese Komposition von Schubert nach der literarischen Vorlage aus Goethes Faust interpretierte die 17-jährige Andrea Graff (Sopran) vorzüglich. Von Tobias Krampen am Klavier begleitet, drückte sie die Unruhe von Gretchen und ihr Verlangen nach ihrem Geliebten nicht allein stimmlich intensiv aus: Auch bei der temperamentvollen „Begegnung“ von Richard Strauss nutzte sie die Körpersprache . Nicht weniger ausdrucksstark und einfühlsam bot die 18-jährige Nadine Müller (Mezzo-Sopran) das von Hugo Wolf vertonte Mörike-Gedicht „Das verlassene Mägdlein“ und Schostakowitschs „Wiegenlied“. Frederik Schauhoff (17 Jahre, Bariton) versprühte mit seinem Vortrag von Werken aus Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ besonders bei „Das Wandern“ Sanges- und Lebensfreude. Derweil glänzte die 17-jährige Elena Harsányi (lyrischer Sporan) klar und akzentuiert unter anderem mit Schumanns dramatischer Vertonung des Joseph von Eichendorff-Gedichtes „Waldesgespräch“.



Hochkarätige Dozenten
Im Vergleich mit diesen allesamt in Bonn lebenden Jung-SängerInnen, die den zweiten Teil des Konzerts bestritten, zeigten sich die fünf 13- bis 15-jährigen Schülerinnen aus Köln-Rondorf und der Kölner Innenstadt, die den ersten Abschnitt absolvierten, aus nahe liegenden Gründen etwas weniger weit fortgeschritten. Selbstverständlich aber wurden ebenso die Leistungen von Laura Gerhards, Pia Glasder, Luise Grothkopp, Laura und Lisa Zabawa, die Werke von Mozart, Bach, Fauré und dem französischen Filmmusikkomponisten Bruno Coulais eingeübt hatten, mit großem Beifall honoriert. Große Anerkennung verdiente auch Ingeborg Danz, in deren Gesicht sich Zufriedenheit und Stolz angesichts der Darbietungen spiegelten. Gemeinsam mit Tobias Krampen hatte die international renommierte Altistin den Meisterkurs geleitet. Veranstaltet wurde er von der „Musikschule Papageno in der Evangelischen Kirchengemeinde Rondorf e.V.“.
Die Musikschule Papageno hat nicht nur ihre Wurzeln in der Kirchengemeinde Rondorf. In deren Gemeindezentrum ist der seit 2005 eigenständige Verein unverändert beheimatet. Unter den künstlerischen Leitern Annette Reichwald und Peter Stein sowie mit etlichen weiteren hochkarätigen Dozenten zielt die Einrichtung unverändert auf eine vielfältige musikalische Förderung von Kindern und Jugendlichen.

Begeisterung für den Gesang, Liebe zum Kunstlied
Für den ersten Meisterkurs im Fach Gesang der Musikschule in Rondorf hatte „Papageno“ mit Ingeborg Danz, der Gattin von Stein, und Tobias Krampen ein hochkarätiges und eingespieltes Lehrteam gewinnen können. Danz hat mit führenden Dirigenten, wie Claudio Abbado und Riccardo Muti, angesehenen Orchestern und an großen Konzerthäusern gearbeitet. Der ebenfalls mehrfach ausgezeichnete Konzertpianist Krampen ist zudem Dozent für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik in Köln. Zuletzt also nahmen sie sich im evangelischen Gemeindezentrum in Rondorf den zehn Gesangs-Talenten aus Köln und Bonn an. „Sie sind zwar auf unterschiedlichem Niveau, aber sie eint die Begeisterung für den Gesang, die Liebe zum Kunstlied“, sagte Danz.

Was hält Musik und Text zusammen?
Insgesamt ging es darum, zu ergründen, was Gesang, was die Lieder ausmacht. Schließlich auch die Art der Präsentation im Konzert: wie man sich positioniert, wie lange man stehen bleibt, wie man am besten „rüber“ kommt. Mit den fünf jüngeren Schülerinnen, von denen zwei noch nie Gesangsunterricht hatten, wurde eher Grundlegendes erarbeitet. Dagegen stiegen Danz und Kampen mit den fünf 17- bis 21-jährigen BonnerInnen, von denen alle schon länger Gesangstunden nehmen, tiefer in die Materie ein. Schwerpunkt bei den Fortgeschrittenen war das Feilen an der Interpretation und Technik. „Wie hat der Komponist Musik und Text verstanden? Was hält beides zusammen? Die Zeit war sehr kurz. Es ging eher darum, Impulse zu geben, die hoffentlich weiter getragen werden“, charakterisierte Danz die Arbeit in diesem ersten Meisterkurs. Dass diese Impulse auch wirklich weiter tragen werden, ist anzunehmen. Zumindest die älteren Teilnehmenden streben alle ein Musikstudium an. Aktuell haben Graff und Schauhoff die Schlussrunde, also die Bundesebene des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ erreicht. Glückwunsch!

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich