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Überwindung von Gewalt an Frauen: Monika Hauser predigte in der Antoniterkirche

Über die „Überwindung von Gewalt“ sprach in der Reihe „Kölner Stadtpredigten  Antoniterkirche“ Dr. Monika Hauser, Gründerin und politische Geschäftsführerin von Medica Mondiale.

 

Medica Mondiale ist eine internationale Organisation, die sich für vergewaltigte, gefolterte und kriegstraumatisierte Frauen weltweit einsetzt. Darum wurde der Organisation auch im Jahr 2000 die renommierte, mit 5.000.- Euro dotierte und seit 1981 vom Evangelischen Kirchenkreis Köln-Mitte verliehene „Georg-Fritze-Gedächtnisgabe“ zum Kampf gegen Diktatur und Gewalt und zur Unterstützung ihrer Opfer zugesprochen.

Gewalt, so Hauser, „bedeutet auch heute noch immer Gewalt gegen Frauen. Und dies ist eines der größten Tabuthemen weltweit.“ Die Zunahme sexueller Gewalt in Krisensituation könne etwa fast schon als Gradmesser im Vorfeld eines sich anbahnenden Krieges fungieren. In dem Instrument Vergewaltigung paaren sich immer noch regelmäßig im Krieg Rassismus und Sexismus, wie sich zuletzt auch beim Folterskandal diesmal an männlichen Opfern gezeigt habe.

 

Medica Mondiale kümmert sich Frauen, die Opfer von Kriegen werden
Konkret prangerte die Kölner Gynäkologin an, wie etwa im Tschetschenien-Konflikt die dortigen Frauen als Untermenschen vergewaltigt und die russischen Soldaten danach als Helden in die Heimat zurückkehrten und gefeiert würden. So wiederholt sich dort das Schicksal etwa der Bosnischen Frauen. Eine Lobby aber, kritisierte Hauser scharf, haben diese Menschen immer noch nicht. Noch nicht einmal auf Verständnis oder Mitgefühl können die betroffenen Frauen hoffen. „Um Gefallene wird öffentlich getrauert, aber wo trauert die vergewaltigte Frau?“ Wer, fragte Hauser weiter, kümmere sich des weiteren um das Tabuthema Zwangsprostitution, etwa in den Kriegsgebieten. „Dieses Milliardengeschäft der Mafiabanden hat inzwischen das Drogengeschäft an Profitabilität übertroffen“. Kunden sind zumeist nicht die Einheimischen, sondern etwa die deutschen Soldaten der Internationalen Friedenskräfte. „Versuche, über dieses Thema mit dem Verteidigungsministerium zu sprechen, trafen bisher auf eine Wand des Schweigens“.

 

Im Krieg sind Frauenrealitäten niemals Thema
Die männlich dominierte Perspektive komme auch in der Debatte über die Sicherheitslage im Irak zum Ausdruck: „Sicherheit, das heißt zumeist nur die Sicherheit amerikanischer Soldaten, nicht die Sicherheit der dortigen Frauen, die am helllichten Tag vergewaltigt werden. Frauenrealitäten werden nicht von den Entscheidungsorganen mitgedacht und in das Handeln integriert“.

 

All diese Beispiele, die als Ausnahmen in Krisensituationen interpretiert werden könnten, verband Hauser am Ende mit der Forderung, die Frauenthematik müsse endlich Querschnittsthema auf allen politischen Feldern werden. Wer Frauenrecht missachte, müsse als Verhandlungspartner disqualifiziert sein, die Vergabe von Geldern solle auch einmal an die Einhaltung dieser allgemeinen Menschenrechte verknüpft werden. Und das gelte nicht nur für diese Krisengebiete. Zwangsverheiratung Minderjähriger sei immer noch möglich in vielen Ländern. Und auch die Männer hierzulande sollten sich einmal fragen, ob sie sich tatsächlich oft genug bemühten, die Welt aus weiblicher Perspektive zu erleben. Dann könnten auch sie einmal die Unsicherheit empfinden, der Frauen etwa nachts auf einsamer Straße ausgesetzt sind und von sich aus die Straßenseite wechseln.

Tipp
Der Originaltext von Monika Hausers Predigt
ist auf den Internetseiten der Evangelischen Gemeinde Köln hier zu finden.

 

Text: Anselm Weyer
Foto(s): Anselm Weyer