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Sie hat sich verabschiedet: Helga Leßmann

Wird die jungen Leute vermissen: Schulpfarrerin Helga Leßmann in den Ruhestand verabschiedet

„Die Lektüre von Kant kann nicht die Lektüre der Bibel ersetzen.“ Das sagt Helga Leßmann, die nach Gemeindepfarramt und 25 Jahren als Schulpfarrerin kürzlich  in den Ruhestand verabschiedet wurde. „Ohne religiös-biblisches Wissen kann man vieles nicht verstehen, das gilt für die Literatur und die Kunst, und zum Teil auch für die Musik“, meint sie. Darin sei sie sich mit Philosophie-Lehrenden einig: „Man muss die Bibel kennen, sonst versteht man die Philosophie nicht“.

Helga Leßmann studierte in Bonn und Tübingen Evangelische Theologie, absolvierte ihr Vikariat in Düsseldorf und arbeitete als Gemeindepfarrerin in der Ehrenfelder Friedenskirche, bevor sie 1993 Schulpfarrerin am Erich-Kästner-Gymnasium Niehl und an der Gesamtschule Köln-Höhenhaus wurde. Zwischen Gemeindepfarramt und Schule lagen zehn Jahre Wartestand. In dieser Zeit kamen ihre drei Kinder zur Welt. Verheiratet ist sie mit Helmut Schneider-Leßmann, der im Januar 2017 als Gemeindepfarrer in Erftstadt-Lechenich verabschiedet wurde.

Tolle Antworten der Schüler
Zuletzt hat Helga Leßmann in Köln am Montessori-Gymnasium und am Leonardo-da-Vinci-Gymnasium gearbeitet. Schon jetzt ist ihr klar, was ihr künftig fehlen wird: „Die Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen werde ich vermissen. Manche waren sehr intensiv. Vermissen werde ich auch die Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern, die hatten oft tolle Ideen“, sagt sie und fügt hinzu: „Es gab die erwarteten Antworten, aber auch andere, auf die ich selbst nicht gekommen bin“. Besonders werden ihr jene Gespräche in Erinnerung bleiben, bei denen sich die Schülerinnen und Schüler ihr gegenüber öffneten und von ihren Vorstellungen über den Sinn des Lebens sprachen.

Nicht vermissen wird sie dagegen das frühe Aufstehen, Sitzungen, Konferenzen und „das Erstellen von Papieren, die kurze Zeit später nicht mehr aktuell sind“, so Leßmann.

Fragen nach dem Sinn des Lebens
„Ich finde es wichtig, dass die Schüler Religionsunterricht haben, dass sie sich mit verschiedenen Positionen auseinandersetzen und lernen, weiterzudenken“, betont Leßmann. Und auch, dass sie als Religionslehrerin Antwort geben kann auf die Frage „Woran glauben Sie denn?“ Ihre Antwort: „Ich glaube an Gott, weil der Glaube mir Hoffnung gibt und ein Grundvertrauen über das Vertrauen hinaus, das Menschen geben können“. Leßmann hat festgestellt, dass die Theodizee-Frage, die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes, seltener geworden ist. „Wenn sich die Schülerinnen und Schüler heute etwas im Religionsunterricht aussuchen, ist es eher die Frage nach dem Sinn des Lebens.“

Wie kann ich glücklich werden? Wofür bin ich da? Wie finde ich den passenden Beruf für mich? Diese Fragen würden besonders in der Oberstufe während des Berufspraktikums gestellt. „Wir haben dann darüber gesprochen, welche Kriterien wichtig sind, ansonsten habe ich mich da rausgehalten“, erinnert sich die Theologin.

Helga Leßmann war seit 1993 auch als beratendes Mitglied im Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich aktiv. Sie leitete über viele Jahre den Kindergottesdienst im evangelischen Gemeindezentrum Friesheim, übernahm Gottesdienstvertretungen und arbeitete im Redaktionskreis des Gemeindebriefes mit. Nach so vielen Aktivitäten muss der Ruhestand geübt werden. Die Online-Redaktion wünscht dafür alles Gute und Gottes Segen!

Text: Angelika Knapic
Foto(s): Hemut Schneider-Leßmann