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Toccata für die Trinitatiskirche – auch eine Festschrift zum Jubiläum und Einbau der Klais-Orgel ist jetzt erschienen

Eine strahlende, große Orgel auf der Empore der hell erleuchteten, evangelischen Trinitatiskirche Köln – mit diesem neuen Anblick wartet das Buch „Toccata“ auf, das soeben im cmz-Verlag, Rheinbach, erschienen ist. Es ist eine wahre Festschrift, denn, so der Herausgeber, Stadtsuperintendent Rolf Domning, in seinem Geleitwort: „Anlass zum Feiern ist zweierlei: Sowohl das Jubiläum 150 Jahre evangelische Trinitatiskirche zu Köln als auch die Einweihung der Klais-Orgel op. 1643“. Fundiert erzählt wird im Buch allerhand zur evangelischen Kirchen- und Musikgeschichte. Zahlreiche Fotos der Trinitatiskirche aus allen Zeitepochen, unter anderem auch beklemmende Aufnahmen nach den Bombentreffern der Jahre 1942/43 im Zweiten Weltkrieg, sowie etliche historische Dokumente illustrieren diese neue Quelle, die sich gleichermaßen an Laien wie Fachleute wendet. Zum Preis von 19,80 Euro ist die Festschrift, die am 7. Januar bei einer Pressekonferenz vorgestellt wurde, nunmehr im Buchhandel erhältlich.

Die Trinitatiskirche ist die protestantische „Antwort“ auf den Kölner Dom
„Wir waren sehr dankbar, dass wir zahlreiche namhafte Autoren als Mitarbeiter gewinnen konnten“, sagten Projektleiter Günter A. Menne und Lektor Anselm Weyer, die hiermit nicht nur die Grußworte des Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters, und des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, meinen. Der Kunsthistoriker Helmut Fußbroich zeichnet in seinem Beitrag den Weg der Trinitatiskirche nach: Sie wurde nach Plänen des berühmten Friedrich August Stüler 1860 als protestantische „Antwort“ auf den Kölner Dom eingeweiht. „Mit der Trinitatiskirche haben die Kölner Protestanten das kirchenreiche Köln um ein wertvolles Beispiel des an der in Italien entwickelten Kirchenbaukunst des 5. und 6. Jahrhunderts orientierten, äußerst disziplinierten, preußisch-berlinerischen Spätklassizismus bereichert“. Dieses bedeutende Bauwerk wurde während des Zweiten Weltkrieges aber schwer beschädigt. Von 1953 bis 1965 dauerte es, bis die Kirche im „altchristlich-italienisierenden Rundbogenstil“ wieder eingeweiht werden konnte.

Bereicherung der Kölner Orgellandschaft
Eckhard Isenberg, Autor zahlreicher Orgelführer, beschreibt die facettenreiche Kölner Orgellandschaft mit ihren „insgesamt etwa 400 Pfeifenorgeln“. Der Kölner Pfarrer Dr. Thomas Hübner, der auch Dozent an der Musikhochschule Köln ist, konzentriert sich in seinen Texten, die reich mit historischen Fotos und Dokumenten bebildert sind, speziell auf die Geschichte der Orgeln in der Evangelischen Gemeinde Köln. Er geht dabei auch auf die berühmten Vorgänger-Instrumente namhafter Orgelbauern der Trinitatiskirche ein, wodurch noch deutlicher wird, warum das nach dem Krieg installierte Provisorium dort nicht bleiben konnte: „Das alte Orgelpositiv hatte nur sieben Register. Damit hätte man eine kleine Friedhofskapelle beschallen können. Mehr aber auch nicht“, erläuterte Hübner auf der Pressekonferenz.
Der weltbekannte Organist Johannes Geffert, der 1987 bereits in Aachen an der Konzeption der Orgel mitgewirkt hatte, erläutert das neu nach Köln gekommene Instrument näher, bevor der Kantor der AntoniterCityKirche, Johannes Quack, einen Ausblick darauf gibt, welche Auswirkungen das neue Instrument auf das Musikleben in Köln haben wird. Soviel aber hat schon Rolf Domning auf der Pressekonferenz zur Vorstellung der Orgel, Festschrift und des Festprogramms „Trinitatis 2010“ am vergangenen Donnerstag verraten: „Diese Orgel bedeutet einen Quantensprung, was die musikalischen Möglichkeiten angeht“.

Wenn eine Orgel „umzieht“
Eine Besonderheit ist die Klais-Orgel in der Trinitatiskirche auch, weil sie nicht – wie ansonsten üblich – eigens für dieses Gotteshaus gebaut wurde. Dass eine Orgel umziehe, das sei „schon sehr ungewöhnlich“, betont Markus Bendel von der traditionsreichen Bonner Orgelbaufirma Klais in seinem Buch-Beitrag „Eine Orgel zieht um“. Auch Firmeninhaber Philipp Klais erläuterte auf der Pressekonferenz, dass ein Orgel-Umzug immer schwierig sei, „da Orgeln Immobilien sind“.
Die Klais-Orgel op. 1643 stammt aus der Aachener Dreifaltigkeitskirche, konnte dort jedoch nicht gehalten werden. Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region ergriff diese Gelegenheit, das vormals provisorische, kleine Orgelpositiv in der Trinitatiskirche durch eine große Orgel zu ersetzen. „Fast wie ein Krimi“ sei der Kauf der Klais-Orgel für die Trinitatiskirche vonstatten gegangen, so Stadtsuperintendent Rolf Domning. Schließlich hätten viele Kaufinteressenten ein Auge auf das Instrument geworfen, so auch eine Gemeinde aus Wien. Den Zuschlag bekam schließlich Köln, wo die Orgelbaufirma Klais ihre für die Aachener Dreifaltigkeitskirche konzipierte Orgel am neuen Standort unverändert wieder aufbauen konnte. Im Buch ist dieses besondere Ereignis chronologisch auf einer Fotostrecke mit Bildern der renommierten Architekturfotografin Celia Körber-Leupold und mit Klais-Archiv-Fotos dokumentiert. „Umgezogen sind unter anderem 3.000 Pfeifen. Die kleinsten sind neun Millimeter lang, die größten fünf Meter“, so Klais, dessen Firma gerade eine Orgel in Peking baut und bald das Instrument für die Hamburger Elb-Philharmonie liefert.

„Trinity – Tripelvariationen (Image)“ – Uraufführung zum Einweihungsgottesdienst
Mit einem kleinen Blick in die Zukunft endet das Buch, nämlich in Form eines Artikels über ein neues Orgelwerk: Michael Ostrzyga, Universitätsmusikdirektor in Köln, hat vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zum Festjahr 2010 den Auftrag erhalten, eine Komposition für die Klais-Orgel op. 1643 zu schreiben, die sich mit der Trinität beschäftigt. Sein kurzer Artikel über sein Werk „Trinity – Tripelvariationen (Image)“ gibt einen ersten Eindruck davon, was bei der Uraufführung dieses Werks, im Einweihungsgottesdienst am 24. Januar, 18 Uhr, zu hören sein wird. „Meine Absicht war es, nur indirekt auf den Dreieinigkeitsbegriff einzugehen, da mir die Erschaffung einer Musik über das Wesen Gottes unmöglich erscheint. Deshalb nähert sich die Komposition über Hintergründe und über in irgendeiner Form verwandte Phänomene und Analogien an, vor allem über die Aggregatzustände des Wassers und die Primärfarben“.

Die Trinitatiskirche, ein „renommierter Ort der Verkündigung und der Kultur“
Das Buch wie der Ankauf der Orgel wurden nicht vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region allein finanziert: „Dank privater Förderer und der Unterstützung einiger Firmen konnten wir die Kölner Orgellandschaft eindrucksvoll bereichern“, betont Rolf Domning und nannte auf der Pressekonferenz die auch auf der Fördertafel im Buch verzeichneten Firmen Antoniter Siedlungsgesellschaft, die Kreissparkasse Köln, die Rheinenergie und die Sparkasse KölnBonn als wichtige Sponsoren. Der Stadtsuperintendent ist sicher, dass die Trinitatiskirche als „renommierter Ort der Verkündigung und der Kultur“ jetzt wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung rückt.

Das gesamte Festprogramm,
welches das ganze Jahr 2010 über eine Vielzahl spannender, meist kostenfreier Konzerte, Stadtführungen, Vorträge und öffentlicher Interviews bietet, ist zum Herunterladen und Ausdrucken im Internet hier zu finden: www.trinitatis-2010.de


Tipp
Von der Pressekonferenz zur Vorstellung der Festschrift berichtete auch der WDR5 in seiner Sendung „Dieseits von Eden, nachzuhören – neben anderen Themen – hier.

Text: Amt für Presse und Kommunikation
Foto(s):