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ThomasMesse – Gottesdienst „für Zweifler und andere“

Einen „Gottesdienst für Zweifler und andere guten Christinnen und Christen“ wird gefeiert am Sonntag, 11. März, 18 Uhr, in der Trinitatiskirche Köln – der Kultur- und Event-Kirche des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Am Filzengraben 4-6.

Alternatives Gottesdienstmodell
Die sogenannte „ThomasMesse“ ist ein alternatives Gottesdienstmodell, das sich bewusst nach dem „ungläubigen Thomas“ benannt hat. Von dem biblischen Jünger Thomas (Joh 20,24-31) ist zum einen seine Skepsis überliefert und zum anderen sein Wunsch, im wörtlichen Sinne zu be-greifen: „Wenn ich nicht … meine Hand in seine Seite lege, kann ich’s nicht glauben.“ Dem fühlt sich die ThomasMesse verpflichtet, indem sie keine Kirchlichkeit voraussetzt und Besucherinnen und Besucher aktiv und ganzheitlich beteiligt.

Unterschiedliche spirituelle Angebote
Die Möglichkeit der Mitwirkung besteht vor allem im 30-minütigen Mittelteil des Gottesdienstes mit verschiedenen spirituellen Angeboten: Im Kirchraum und in den Nebenräumen stehen Meditativer Tanz, Taizélieder, ein Raum der Stille, eine Salbung, eine Gesprächsgruppe oder eine Fürbittenecke zur Wahl. Nachdem jeder seinen persönlichen Bedürfnissen nachgehen konnte, kommen alle wieder zum abschließenden dritten Teil zusammen, um gemeinsam das Abendmahl zu feiern. Nach der ThomasMesse werden Getränke angeboten und es besteht die Gelegenheit zum Gespräch mit dem Vorbereitungsteam.

Ein Wochenende mit Anregungen
Das Thema der ThomasMesse lautet: „Ein Wochenende mit Gott“ – Anregungen aus dem Roman „Die Hütte“. Thomas Frerichs und weitere Musiker begleiten die Messe am Keyboard. Frerichs ist Kantor an der Luther- und der Kartäuserkirche in der Evangelischen Gemeinde Köln. Ulrike Graupner ist Pfarrerin in der Evangelischen Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld, sie leitet die ThomasMesse liturgisch.

Zur Geschichte der Thomasmesse
„Messe“ heißt die ThomasMesse nicht, weil sie eine römisch-katholische Messfeier ist, sondern, weil sie aus einer finnischen Form des Jugendgottesdienstes hervorging, der „Volksmesse“. Ihre zweite Wurzel liegt bei der finnischen „Morgengemeinde“. Hier ging es darum, die Andacht mitten in den Alltag der Menschen zu holen – so traf sich die „Morgengemeinde“ etwa in Restaurants. Ein ähnliches Projekt eines „Gottesdienstes im Alltag“ gab es für Deutschland schon einmal, in den 60er Jahren in Berlin, unter Initiative des Theologen Ernst Lange. Für die Kölner ThomasMesse war von Anfang an die evangelische Trinitatiskirche Veranstaltungsort, seit 1996 findet sie regelmäßig dort vier Mal im Jahr statt, immer mit einem anderen Thema. Der damalige Kölner Ökumenepfarrer Dr. Hans-Georg Link hatte in Bremen eine ThomasMesse miterlebt und kam, begeistert von dieser Idee, nach Köln zurück. Schnell etablierte sich die ThomasMesse auch in Köln, von Anfang an mit dabei war der katholische Diplom-Theologe Clemens Wilken, später kamen Annegret Geburtig (Diakonin, Vorsitzende des Evangelisch-Katholischen Arbeitskreises für Ökumene im Stadtbereich Köln) und Ulrike Graupner (evangelische Pfarrerin der Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld) dazu, in letzter Zeit auch der Organist der evangelischen Kartäuserkirche, Thomas Frerichs.

Erste evangelische Kirche Kölns
Die Trinitatiskirche ist die erste eigens für den evangelischen Gottesdienst erbaute Kirche in der Stadt Köln. Jahrhunderte lang war es im romtreuen Köln verboten, protestantische Gottesdienste zu feiern. Deshalb bildeten sich die ersten evangelischen Gemeinden vor den damaligen Stadttoren Kölns, etwa in Frechen oder rechtsrheinisch in Volberg und Mülheim. In Köln wurde heimlich und im Stillen, meist in Privatwohnungen, gebetet und gefeiert. Erst als die französischen Revolutionstruppen die Stadt am Rhein besetzt hatten und den Kölner Bürgern das Recht auf Religionsfreiheit zusicherten, feierten die ehemals heimlichen evangelischen Gemeinden ihren ersten öffentlichen Gottesdienst: im Haus der Brauerzunft an der Schildergasse.

Beispiel für den preußisch-berlinerischen Spätklassizismus
Die von Friedrich August Stüler konzipierte und unter der Leitung von Eduard Kramer 1857 bis 1860 errichtete Trinitatiskirche ist eine von Norden nach Süden gerichtete, dreischiffige, vierachsige Emporenbasilika, der eine sogenannte Porticus – der offene Säulengang vor dem eigentlichen Kirchraum – vorgelagert ist. Dem Mittelschiff schließt sich eine in doppelter Mauerstärke gefertigte, polygonale Apsis an. Die Seitenschiffe enden flach, um je einem zweigeschossigen Anbau quadratischen Querschnitts genügend Raum zu bieten. Der hohe, schlanke Turm mit seinem quadratischen Querschnitt gehört zu jenen Elementen des Kölner Stadtbilds, die die Skyline längs des Rheins mitprägen. Seit 1982 steht die Kirche unter Denkmalschutz – und gilt als eins der herausragenden Beispiele für den preußisch-berlinerischen Spätklassizismus, der sich an altchristlichen Vorbildern orientiert. Der „protestantische Dom“ wird heute als Kultur- und Event-Kirche des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region genutzt – und steht für Veranstaltungen Institutionen wie der Oper Köln, dem Westdeutschen Rundfunk (WDR), aber auch Unternehmen und Privatpersonen offen.

Text: Trinitatis 2012
Foto(s): APK