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„Theologisch gesehen, hat Sport eine besondere Bedeutung“: EKD bietet in Peking Service in Glaubensfragen, Wolfgang Huber schreibt zur Eröffnung, weitere Olympia-Aspekte aus evangelischer Sicht

Gewinnen Sportler, die vor dem Wettkampf beten, eher die Goldmedaille als Nichtgläubige? Diese Frage wird dem „Olympiapfarrer“ Thomas Weber häufig gestellt. „Das ist natürlich Quatsch“, sagt der evangelische Theologe, der im Auftrag des Rates der EKD die deutsche Mannschaft zu den Olympischen Spielen nach Peking begleitet. Aber das Angebot zu vertraulichen Gesprächen über „Gott und die Welt“ wird nach seiner Erfahrung von Sportlern gerne angenommen. Dabei könnten auch die Menschenrechte in China zum Thema werden.

„Theologisch gesehen, hat Sport eine besondere Bedeutung“,
sagt EKD-Oberkirchenrat von Bülow, darum bietet die Evangelische Kirche in Deutschland während der Olympischen Spiele im Internet einen kleinen Überblick über die aus evangelischer Sicht relevanten Berichte zu und von den olympischen Spielen (hier), so beispielsweise am Tag vor der Eröffnung, 7. August den Kommentar von Vicco von Bülow, Oberkirchenrat und Referent für Theologie und Kultur im Kirchenamt der EKD und Geschäftsführer des „Arbeitskreises Kirche und Sport in der EKD, unter der Überschrift: „Wer bei den Menschenrechten nicht wegsieht, kann auch beim olympischen Sport hinsehen“:
Mittendrin im deutschen Team sind die beiden Olympiapfarrer der evangelischen und der katholischen Kirche. „Mittendrin“ heißt auch die Broschüre, die die beiden im Gepäck haben. In ihr finden sich biblische Geschichten, Gebete und Meditationen für die Sportlerinnen und Sportler. Ihnen wünschen der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nicht nur sportliche Erfolge, sondern auch, dass sie den olympischen Geist spüren.
Dabei hat es der olympische Geist manchmal schwer: Seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 hat vor allem die Kommerzialisierung des Sports viel verändert. Das durch eine „Null-Toleranz-Politik“ kaum zu kontrollierende Doping-Unwesen ist ebenso problematisch wie eine Reduzierung der sportlichen Leistung auf die ersten drei Medaillenplätze.
Und dann sind da die Menschenrechte, zu denen China eine aus unserer Perspektive problematische Haltung hat. Dazu gehören auch die Einschränkungen in der Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit. Landesbischöfin Margot Käßmann hat mit einer symbolischen Aktion auf den Zusammenhang von Menschenrechten und Olympia hingewiesen: Sie verschenkt schwarze Silikon-Armbänder mit einem Zitat aus dem 85. Psalm: „… dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen – Olympia 2008“ als Geste der Solidarität mit unterdrückten Menschen in Tibet und China. Über 210.000 dieser Armbänder sind angefordert worden.
Als Vorsitzende des Evangelischen Missionswerks hat Bischöfin Maria Jepsen eine verengte westliche Sichtweise kritisiert: Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass China nicht berechtigt sei, die Olympischen Spiele auszutragen. Und so gilt auch für die Frage nach einem Boykott der Spiele: Ein solcher Boykott hätte letztlich den Sportlern geschadet, die Menschenrechtslage kaum verbessert und die Verantwortung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft abgelenkt. Das heißt nicht, dass die Menschenrechtsfrage verschwiegen werden sollte – im Gegenteil: Der Sport ist keine politikfreie Zone. Man sollte die Olympischen Spiele nutzen, um zu den Menschenrechten zu sprechen und diese einzufordern. Wer bei den Menschenrechten nicht wegsieht, kann auch beim olympischen Sport hinsehen, ohne deshalb ein schlechtes Gewissen zu haben.
Und dann kann der Sport auch einfach nur um seiner selbst willen anerkannt werden. Den Sport für politische oder soziale Ziele zu verzwecken, schadet ihm, so der Publizist Stefan Chatrath: „Der eigenständige Wert des Sports als gesellschaftlich-kulturelle Errungenschaft geht so verloren. Der Sport soll ,mehr‘ als einfach nur Sport sein und verliert genau dadurch seine ihm eigene Qualität, wird letztlich ,weniger‘, weil weniger wichtig.“
Theologisch gesehen hat der Sport tatsächlich eine besondere Bedeutung – ohne deshalb schon gleich „Religion“ zu sein. Auch für die Olympischen Spiele 2008 (und für die direkt anschließenden Paralympics nicht minder) gilt das evangelische Motto anlässlich der Fußball-WM 2006: Sport ist „ein starkes Stück Leben“ – nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Weitere Texte , Tipps und Stellungnahmen rund um die Olympiade in China
Der Kommentar des EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber
aus der Berliner Zeitung zur Eröffnung der Olympischen Spiele kann auf den Seiten der EKD hier nachgelesen werden.

Auf WDR2: Olympia-Andachten mit evangelischem Pfarrer aus dem Rheinland
Ganz im Zeichen von Peking und Olympia stehen drei Morgenandachten, die Pfarrer Dietmar Silbersiepe von der Evangelischen Kirchengemeinde Eller im Hörfunk bei WDR 2 von Montag bis Mittwoch (11. bis 13. August) um jeweils 5.56 Uhr hält.

„Klare Worte statt Abbruch von Beziehungen“ forderte Pastor i.S,. Rainer Schmidt, der sich für die Teilnahme an den Paralympischen Spielen in China im September qualifiziert hat. Seit er zwölf Jahre alt ist, spielt der aus Nümbrecht stammende Theologe Tischtennis – trotz seiner Behinderung. Ein Interview mit ihm zum Thema auf den Seiten der EKiR hier.

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ hat neun Empfehlungen an Journalisten für die Berichterstattung während der Olympischen Spiele veröffentlicht. „Die kompromisslosen Sicherheitsmaßnahmen der Regierung und ihr rigides Vorgehen gegen Journalisten und Menschenrechtler müssen genauso im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen wie die Wettkämpfe selbst“, forderte die Organisation „Reporter ohne Grenzen“. Die Empfehlungen sollen dabei helfen, über die Menschenrechtssituation in China besser berichten zu können. Weitere Empfehlungen, wie auch das Handbuch für Journalisten in China“, sind im Internet unter www.rsf.org oder www.reporter-ohne-grenzen.de nachzulesen.

Chinas Botschafter in Deutschland, Ma Canrong, hat die internationale Berichterstattung über Medienzensur bei den Olympischen Spielen als verzerrt kritisiert. „Viele Journalisten berichten nicht ganz seriös“, sagte der Diplomat dem Deutschlandfunk, wie der epd-west berichtete. So habe es viel Kritik daran gegeben, dass internationale Zeitungen im Deutschen Haus in Peking erst mit mehreren Tagen Verzögerung ausgelegt werden. Dabei sei verschwiegen worden, dass allein die Lieferung der Zeitungen zwei bis drei Tage dauere. „Sowas wird von den Journalisten nicht berichtet“, beklagte Ma. Der chinesische Botschafter erklärte, dass es in China und Europa unterschiedliche Vorstellungen von Pressefreiheit gebe. Sein Land habe eigene Mediengesetze, an die sich ausländische Journalisten zu halten hätten. Zugleich betonte er, es werde alles dafür getan, dass die Medien ungehindert über die Olympischen Spiele berichten könnten.

Text: AL/diverse Quellen
Foto(s): EKD