Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat bei ihren fünftägigen Beratungen, die am Donnerstag in Bad Neuenahr zu Ende gingen, über zahlreiche Themen diskutiert und über eine Reihe von Vorlagen und Kirchengesetzen entschieden. Mit dabei waren auch die Synodalen der vier Kirchenkreise in Köln und Region. Schwerpunkt der Synode war in diesem Jahr das Thema Diakonie.
Diakoniesynode
„Ich habe mich gefreut, dass diese Landessynode als Diakoniesynode geplant wurde und sich Impulse aus den Arbeitsbereichen von Gehörlosenseelsorge bis Obdachlosenarbeit in Andachten und „Unterbrechungen“ durch die ganze Woche zogen“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger nach der Synode. „Es wurde deutlich, dass Diakonie und Kirche konzeptionell und theologisch enger zusammen gesehen werden müssen, als das oft geschieht. Es wurde Wertschätzung ausgesprochen für die Leistungen der in der Diakonie tätigen Menschen und dass die unterschiedlichen Trägerformen dabei alle einen wichtigen Beitrag leisten. Ich habe gemerkt, dass wir im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region mit unserem Weg, die Diakonie entscheidungsfreudiger, wirtschaftlich effektiver und zugleich nah an der verfassten Kirche zu gestalten, richtig liegen. Das Feld ,gemeindenahe Diakonie‘ zu entwickeln, ist eine Aufgabe für unsere Gemeinden und unser Diakonisches Werk.“
Präsesbericht
Präses Manfred Rekowski rief in seinem Jahresbericht zum Eintreten gegen Antisemitismus, Hass und Populismus auf und wies auf den konsequenten Klimaschutz hin. Im Bereich der Flüchtlingshilfe forderte die Landessynode eine staatliche Seenotrettung und bat die Kirchengemeinden und Kirchenkreise, das Aktionsbündnis „United 4 Rescue – Gemeinsam Retten!“ zu unterstützen. Die EU solle die Verteilung von Flüchtlingen regeln und Deutschland unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge aus überfüllten griechischen Lagern aufnehmen. Nötig sei auch ein Rechtsanspruch auf die Zusammenführung von Familien. Außerdem erneuerte die Synode ihre Forderung nach einer Kindergrundsicherung zur Armutsbekämpfung. Angesichts des wachsenden Antisemitismus soll der Dialog mit dem Judentum vertieft werden. Schon vor 40 Jahren hatte die Landessynode zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden einen Beschluss gefasst. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger sagte hierzu: „Als wichtiger Ertrag bleibt für mich auch die Erinnerung an ,40 Jahre rheinischer Synodalbeschluss‘ hängen. Die Ansagen zur Weiterarbeit am Thema und die Ermutigung zum christlich-jüdischen Dialog sind gerade auch mit Blick auf das Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Köln“ in 2021 weiterführend.“
Die rund 200 anwesenden Synodalen in der Evangelische Kirche im Rheinland verabschiedeten viele Gesetze und besetzten Positionen neu. Ein neues Gesetz gegen sexualisierte Gewalt sieht vor, dass Beschäftigte künftig alle fünf Jahre das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis vorlegen müssen. Dies gilt auch für Ehrenamtliche, die in intensivem Kontakt mit Minderjährigen stehen. Für Menschen, die rechtskräftig wegen Missbrauchs verurteilt wurden, gilt ein Beschäftigungsverbot. Ein Verdacht auf Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung muss an eine zentrale Anlaufstelle gemeldet werden. Weiter lädt die rheinische Kirche den Deutschen Evangelischen Kirchentag ab 2027 ins Rheinland ein. Für das Großereignis werden 8,5 Millionen Euro zurückgelegt. Wo der Kirchentag stattfindet, entscheidet das Präsidium.
Finanzen
Auch im Bereich der Finanzen beschloss die Synode Änderungen. Landeskirche, Kirchenkreise und Kirchengemeinden erhalten 2021 mindestens 70 Millionen Euro mehr als im Jahr 2020. Das ist ein Plus von zehn Prozent oder knapp 30 Euro pro Kirchenmitglied. Grund hierfür ist, dass die Umlage für die Versorgung der Ruhestands-Pfarrerinnen und -Pfarrer sowie der Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamten von 25 auf 18 Prozent des Kirchensteueraufkommens sinkt. „Ich begrüße die neue Umlagensystematik für landeskirchliche und gesamtkirchliche Aufgaben“, sagte Seiger zu diesem Entschluss. „So bleibt der Anteil der Kirchensteuern, die beim Kirchenverband und damit bei den Gemeinden der Region verbleiben, kalkulierbarer. Es entsteht so auch Druck auf den anderen Ebenen, die Erfüllung von Aufgaben der Einnahmeentwicklung anzupassen.“
Für lange Diskussionen und Debatten sorgte der Tagesordnungspunkt der Finanzsoftware „Wilken“. Die Ausgaben für die Einführung der Software werden weit über den geplanten Kosten liegen. Nach einem Prüfbericht liegen diese Mehrkosten bei rund 3,4 Millionen Euro. Gründe hierfür waren eine unzureichende Kostenschätzung, handwerkliche Fehler und ein zu ehrgeiziger Zeitplan. Über die Konsequenzen beraten mehrere Ausschüsse, ihre Ergebnisse werden auf der Synode 2021 diskutiert. Eine weitere Entscheidung in Sachen Finanzen fällten die Abgeordneten der Kirchenkreise in Bad Neuenahr. So hebt die rheinische Kirche ihren Kürzungsbeschluss auf und finanziert mit knapp 2,8 Millionen Euro pro Jahr die Kirchliche Hochschule (KiHo) Wuppertal/Bethel. Die Hochschule wird gemeinsam mit der westfälischen Kirche und von der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel getragen. Ein neuer Studiengang ermöglicht hier künftig auch eine berufsbegleitende Theologenausbildung.
Kirchenleitung
In der Kirchenleitung wurden zwei Positionen neu besetzt. Die Pfarrerinnen Christiane Münker-Lütkehans aus Moers und Almut van Niekerk aus Sankt Augustin wurden als neue Mitglieder in die Kirchenleitung gewählt. Präses Manfred Rekowski wird nach Ende seiner achtjährigen Amtszeit bei der nächsten Wahl Anfang 2021 nicht mehr antreten. Besonders gefreut hat sich Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord. Er wurde zum neuen Vorsitzenden des Ständigen Finanzausschusses der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt. Er erhielt 125 der 191 abgegebenen Stimmen. Zimmermann tritt sein Amt am 1. April 2020 an. Ebenfalls in neue Ämter gewählt wurde Prof. Dr. Udo Bühler aus dem Kirchenkreis Köln-Süd. Er wird neues Mitglied in der Spruchkammer nach der Lehrbeanstandungsordnung in der Landeskirche. Sammy Wintersohl wird Mitglied im Ausschuss für öffentliche Verantwortung.
Fazit zur „Kurz-Synode”
Insgesamt hatte die Synode einen Tag weniger getagt als in den Jahren zuvor. Im Herbst hatte es eine eintägige „Kurz-Synode“ gegeben. „Ich empfinde es als einen Nachteil für die Synodenkultur, dass die Sitzungswoche um einen Tag gekürzt wurde“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger hierzu. „Dies hat der Entwicklung eines inneren Synodenprozesses geschadet. Wichtige Themen wurden oft unter Zeitdruck abgehandelt und konnten kaum gewürdigt werden. Es konnte weder in den Ausschüssen, noch im Plenum thematisch differenziert genug über strittige Fragen gesprochen werden. Es gibt auch eine Form von Effizienzdenken, die Kreativität erstickt. So freue ich mich, dass die Synode 2021 wieder im üblichen Rhythmus stattfinden wird.“
Die nächste Synode wird erst wieder im Januar 2021 stattfinden. Auf dieser Wahlsynode werden wieder Ämter neu und erneut zu besetzen sein. Viele der Kölner Synodalen werden dann erneut mit dabei sein. Für Ursula Holzer aus dem Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch war es leider die letzte Landessynode. Sie wird im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein. Auch wenn der ehemaligen Finanzkirchmeisterin der Abschied nicht leicht fiel, ein Foto mit Superintendentin Andrea Vogel ist eine bleibende Erinnerung und ein Dank für ihren Einsatz für den Kirchenkreis.
Foto(s): APK