„Wenn Dein Kind Dich heute fragt…“ Ja, was antwortet man dann? Mit dem leicht abgewandelten Motto des kommenden Kirchentags in Hannover, der den Satz „Wenn Dein Kind Dich morgen fragt“ in den Raum stellt, wandte sich die Beatmesse an Christi Himmelfahrt in der Klettenberger Johanneskirche den aktuellen Problemen von Kindern und Jugendlichen zu. „Wohlstandsverwahrlosung“ ist eines der Schlagworte, mit denen Pfarrer Ivo Masanek die Situation vieler junger Menschen in der westlichen Welt beschreibt, allein gelassen von ihren Eltern, den Tag verbracht vor dem Fernsehgerät oder der Spielekonsole. Den Gottesdienst leiteten Pfarrer Ivo Masanek und David Michael Kammler, der Prior der Dominikaner in Walberberg.
Kinder als „Arbeitssklaven“
Uwe Seidel, Klettenberger Pfarrer im Ruhestand und der eigentliche „Erfinder“ der Beatmesse, berichtete in seiner Meditation über eine Kakaobohne von dem Schicksal junger „Arbeitssklaven“, die vor allem an der Elfenbeinküste bei der Kakaoernte eingesetzt werden. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, bei Vollmond noch länger, müssten die Kinder arbeiten. Die Essensrationen seien sehr karg bemessen, nach der Arbeit dürften sie ihre Hütten nicht verlassen. „Wer krank wird oder aus anderen Gründen nicht arbeiten kann, wird weggebracht. Niemand weiß wohin“, so Seidel.
Ralph Caspers: Wissen für junge „Klugscheißer“
„Wenn Dein Kind Dich heute fragt…“ war natürlich eine Steilvorlage für Ralph Caspers, Moderator der Sendung „Wissen macht Ah!“ auf dem Kinderkanal Kika, in der Caspers mit seiner Kollegin Shari naturwissenschaftlichen und anderen Phänomenen auf den Grund geht. „Wissen macht AH!“ wendet sich nach eigenen Angaben an junge interessierte „Klugscheißer“. Caspers räumte zu Beginn seiner Predigt ein, dass dies die erste seines Lebens sei. Ihm sei klar, dass eine Predigt unbedingt eine Bibelstelle brauche. Sein Problem sei, dass er keine habe. Statt dessen hatte er eine Kiste dabei mit Natronpulver, Essig, einer Flasche und einem Luftballon. Natron in den Essig, Ballon auf die Flasche, es entsteht Kohlensäure, der Ballon wird aufgeblasen und fliegt schließlich im eleganten Bogen durch den Kirchraum. Soweit die Theorie. In der Praxis dehnte sich der Ballon unmerklich auf und kippte dann erschlafft zur Seite.
Klugscheißerpech. Nach dem Scheitern im praktischen Teil klappte es im theoretischen umso besser. Wichtig sei es, sich Zeit zu nehmen, wenn Kinder Fragen stellten, zuzuhören und ehrlich zu antworten. Und wenn man die Antwort nicht wisse, solle man das zugeben und in „schlauen Büchern“ nachgucken. „Wenn man Kinder wie Erwachsene behandelt, fühlen sie sich mit ihren Fragen ernst genommen.“ Allerdings, so Caspers, sei die These falsch, es gebe nur dumme Antworten, aber keine dummen Fragen.
Dann hatte er doch noch eine Bibelstelle gefunden: „Alles, was du tust, sollst du mit Liebe tun.“ Dies könne eine Richtschnur sein. „Egal, ob es gut oder schlecht ist, was ich tue. Ich stehe dazu, es kommt von Herzen.“
MIt Kindergartenpatenschaften ein Wunder bewirken?
Einen praktischen Beitrag zur Lösung von aktuellen Kinderproblemen leistete die Klettenberger Gemeinde während der Kollekte der Beatmesse, in der natürlich wieder die Band „Ruhama“ für den Rhythmus sorgte. Es wurde für die beiden Kindergärten der Gemeinde an der Emma- und der Grafenwerthstraße gesammelt. Die Zuschüsse von Land und Stadt reichen nicht mehr aus, um die 110 Plätze zu unterhalten. Zahlreiche Gemeindeglieder haben sich entschlossen, eine Kindergartenpatenschaft zu übernehmen und regelmäßig einen monatlichen Zuschuss zu zahlen. Die Aktion entwickelt sich laut Pfarrer Masanek „allmählich zu einem Wunder. Von den benötigten 26.000 Euro haben wir bereits 17.000 Euro fest zugesagt bekommen.“
Foto(s): ran