You are currently viewing Teppich-Curling oder Seniorenberatung? Die Antoniter Siedlungsgesellschaft zog Bilanz und stellte langjährigen Mieterinnen und Mieter neue und bewährte Projekte vor

Teppich-Curling oder Seniorenberatung? Die Antoniter Siedlungsgesellschaft zog Bilanz und stellte langjährigen Mieterinnen und Mieter neue und bewährte Projekte vor

Es war ein eher seltener Anblick auf dem Gelände des Hauses der Evangelischen Kirche in der Kölner Südstadt: Mehr als 60 Frauen und Männer jenseits der Sechzig strebten am 18. März 2010 von allen Seiten auf das ehemalige Kartäuserkloster zu. Sie alle folgen der Einladung der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbh (ASG) zur ersten Jubiläumsfeier „40 Jahre Mieter bei der ASG“. Mehr als die Hälfte der Mieterinnen und Mieter, die 40 Jahre und länger in einer der insgesamt 1.626 Wohnungen der ASG wohnten, hatten sich auf den Weg gemacht. Die anderen hatten aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.



Dank für langjährige Mietzeit und Treue
Die Mieter sollten die Gelegenheit haben, ihren Vermieter besser kennenzulernen. Außerdem wollte sich die ASG für die langjährige Mietzeit und die damit verbundene Treue bedanken. Das tat sie, indem sie sogenannten „Antoniterwein“ verteilte und der „Rekordmieterin“ Gabriele Wagner, die zusammen mit ihrem 99-jährigen Ehemann seit 58 Jahren Mieterin der ASG ist, einen großen Präsentkorb überreichte.

Guido Stephan gratuliert der „Rekord“-Mieterin Gabriele Wagner.

Auch von der ASG saßen mehr als ein Drittel der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit an den Kaffeetafeln. Insgesamt seien es 32 Mitarbeiter in der Immobiliengesellschaft, erklärte Guido Stephan, Geschäftsführer der ASG, den Jubiläumsgästen: zwei Geschäftsführer, vier Architekten, ein Bauingenieur, sechs Bautechniker, acht kaufmännische Mitarbeiter, sechs Hausmeister, drei Sekretärinnen und zwei Auszubildende. Zum Bestand der ASG gehören frei finanzierte Wohnungen (53 Prozent), Seniorenwohnungen (41 Prozent) und Sozialwohnungen (41 Prozent). Die gesamten Wohnungsanlagen erstrecken sich von Kerpen im linksrheinischen Gebiet bis nach Porz im rechtsrheinischen.

Einzige „rein evangelische Gesellschaftsform“

Besonderen Wert legte Stephan auf die Feststellung, dass es deutschlandweit nur fünf evangelische Wohnungsunternehmen gebe, die ASG jedoch die Einzige sei mit einer „rein evangelischen Gesellschaftsform“. Zu 84 Prozent sei der Evangelische Kirchenverband Köln und Region an dem Unternehmen beteiligt, zu 16 Prozent die vier Kölner Kirchenkreise. So sei es auch nur folgerichtig, erklärte der Geschäftsführer, dass seine Gesellschaft auch für Kirchengemeinden technische Dienstleistungen erbringe und bei der Planung und Bauleitung von Sanierungs- und Neubauprojekten mit ihrer 30-jährigen Erfahrung zur Verfügung stehe. Er nannte weitere Zahlen: Von 1999 bis 2009 habe sich die Bilanzsumme um 36,4 Prozent gesteigert, im selben Zeitraum das Anlagevolumen um 30,5 Prozent erhöht. 9,8 Millionen Euro wurden zwischen 2005 und 2009 in die Instandhaltung der ASG-Gebäude investiert. Fast zehn Millionen waren es für Bauinvestitionen. Das seien 41,26 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche im Jahr. „Deutlich mehr“, so Stephan, als andere Wohnungsunternehmen investierten.
Auch alternative Eneregieformen spielen eine zunehmend größere Rolle: In Bocklemünd beispielsweise gebe es eine Photovoltaikanlage. „Das werden wir fortführen. Wir haben bereits vier Anlagen und sind damit schon ein kleiner Stromanbieter“, freute er sich.

Seniorenberatung mit zwei Sozialberaterinnen
„Wir wagen uns auch an ein neues Projekt ran“, informierte Stephan die Anwesenden. Gemeint ist das Projekt „Demenz-WG“. Es gebe schon eine Seniorenberatung mit bislang zwei Sozialberaterinnen. Wer in einer Seniorenwohnung lebt, kann den Service nutzen. Im Januar war Richtfest in Köln-Bayenthal. Dort wird eine Demenz-WG für acht Bewohnerinnen und Bewohner gebaut, die zum 1. August 2010 einziehen können. Ein gleiches Projekt gibt es in Lindlar, ab 2011 ein weiteres in Köln-Dünnwald. Nicht neu, aber bemerkenswert: Die ASG kümmert sich nicht nur um die Wohnungen, sondern auch um Mieter. Denn fest im Bestand ist nach Stephans Worten das Modellprojekt „Fit für 100“. Über 80-Jährige können daran teilnehmen, um durch gezieltes Muskeltraining ihre Selbstständigkeit zu erhalten. „Wer daran Interesse hat, kann sich bei uns melden“, bot der Vermieter an.

Teppich-Curling bei der ASG
Und noch ein zweites neues Projekt will die ASG demnächst in Angriff nehmen: Teppich-Curling. Die in Schweden entwickelte Sportart erinnere an Eisstock-Schießen. Benötigt werden Konzentration und Kraft. Je näher sich ein Curl einem gesteckten Ziel nähere, desto mehr Punkte gebe es, erklärte Stephan und veranschaulichte diese Sportart mittels eines Films – und hatte damit das Interesse aller Eingeladenen, die sich sichtlich an dem kleinen Beitrag erfreuten. Aber erst einmal müssen einige Mitarbeiter der ASG ran: Nach Ostern werden sie eine neue Anlage selbst ausprobieren. Danach werden einige in den Stadtteilen fest installiert, andere können von Kirchengemeinden für Gemeindefeste gemietet werden.

Verpflichtung auf das christliche Menschenbild
Abteilungsleiter Michael Manthey outet sich als „Überzeugungstäter“: „Das Unternehmen der ASG ist aus meiner Sicht deshalb ein solches Juwel für die Evangelische Kirche, weil es das Wort um das konkrete Handeln in unserer sozialen Wirklichkeit ergänzt“. In einer Zeit, in der sich der Staat aus der Verantwortung für das lebenswichtige Gut „Wohnen“ zurückziehe, stehe die ASG dafür ein, dass Wohnen ein schützenswertes menschliches Grundbedürfnis sei, das nicht zum Spielball von Renditeinteressen werden dürfe. Das sei an der hohen Investition in den eigenen Bestand ebenso ablesbar wie am Engagement der ASG in der sozialen Betreuung der Mieter: „Man kann, glaube ich, wirklich sagen, dass wir uns auf das christliche Bild vom Menschen verpflichtet haben“. Und dabei solle nicht vergessen werden, dass die Geschäftsführung über ihre Beteiligung in den Verbänden der Wohnungswirtschaft dieser Wertevorstellung eine Stimme gebe: „Es ist auch ein anderes Wirtschaften möglich, ein Wirtschaften für die Menschen“.

Wer sich für eine der Seniorenwohnung interessiert oder für das Teppich-Curling, kann sich bei der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, Kartäusergasse 9-11, 50678 Köln, Telefon 0221/93 12 11-23, melden.

Text: Knap
Foto(s): ASG