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Wenn der Himmel sich weit mache, seien die Momente förmlich spürbar, wo man Gott begegnen könne, sagte ein Pfarrer - und diese Momente wurden dann auf den bunten Papierflügeln festgehalten.

Gottesdienst im Waldbad: Gemeinde Dünnwald feiert Tauferinnerung

Es wäre zweifellos ein besonderes Schauspiel gewesen, inmitten des turbulenten Freibadbetriebs im Waldbad von Köln-Dünnwald unter Beobachtung von Schwimmern, Nichtschwimmern und Sonnenhungrigen einen Gottesdienst zu feiern. „Das war unser Bestreben, mit dem Pfingst-Gottesdienst ein Zeichen für Gemeinschaft und Gemeinsamkeit an einem der Lieblingsorte der Bürger des Stadtteils zu setzen und somit noch sichtbarer im Veedel zu werden“, sagt Astrid Krall-Packbier, Pfarrerin der „gastgebenden“ Dünnwalder Tersteegenkirche. Doch mangels Personals musste das Waldbad an diesem Tag leider geschlossen bleiben.

Dank der Mitwirkung der umgebenden Gemeinden aus den Stadtteilen Mülheim, Höhenhaus, Buchheim, Buchforst, Stammheim und Flittard fanden knapp 200, überwiegend sommerlich gekleidete Besucher den Weg zum Freiluft-Happening: Sie platzierten sich auf den Bänken unweit des großen Schwimmbeckens, auf dem Beckenrand oder auf der Wiese.

Nach warmherzigen gemeindeübergreifenden Begrüßungen läutete der Posaunenchor Höhenhaus den Beginn des rund 75-minütigen Gottesdienstes ein. Pfarrer Thomas Fresia aus der Flittard/Stammheimer Brückenschlag-Gemeinde führte gemeinsam mit seiner Frau Anja, den Pfarrern Sebastian Baer-Henney und Johannes Vorländer (Kirchengemeinde Mülheim am Rhein), den Pfarrerinnen Kerstin Herrenbrück und Janneke Botta (Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus), Superintendent Torsten Krall und Astrid Krall-Packbier durch den Gottesdienst. Er zeigte sich besonders vom improvisierten Altar beeindruckt. „Das ist ein schönes Bild. Ganz viele Menschen, viele leicht bekleidet. Da bin ich fast schon ein wenig neidisch“, meinte er angesichts der sommerlichen Temperaturen und leitete über zum Motto des Gottesdienstes. „Wir sind hierhin gekommen, um dem Geheimnis der Taube, so unser Motto, auf die Spur zu kommen. Wir schauen, was die Taube mit dem Waldbad, mit Wasser, mit Pfingsten und Taufe zu tun hat, denn das alles kommt in diesem Gottesdienst vor. Und das nicht nur zum Hören, sondern auch zum Mitmachen, Fühlen und Erleben.“

Der Flügelschlag Gottes

Nach gemeinsamen Liedern und Eingangsgebet leiteten Pfarrerin Anja Fresia und Pfarrer Sebastian Baer-Henney über in den themenschenkenden Impuls „Vom Flügelschlag Gottes“. Wenn der Himmel sich weit mache, seien die Momente förmlich spürbar, wo man Gott begegnen könne und man das Gefühl habe, dass er da sei. „Er berührt uns und entzündet uns füreinander. Jeder von uns hatte wohl schon diese Momente, wo es kribbelt und Gott so unvermittelt ganz nah ist. Fast wie ein Vogel, der vorbeifliegt oder kurz auf der Hand landet und einen mit seinem Flügel noch kurz berührt“, führte Baer-Henney aus und lud die Gemeinde ein, darüber nachzudenken, wo sie einen solchen Flügelschlag Gottes gespürt haben könnten.

„Das könnt ihr malen oder schreiben auf die Papierflügel, die wir verteilen. Anschließend könnt ihr diese an die Wäscheleine zwischen den Bäumen klammern, damit sie für den restlichen Gottesdienst im Wind flattern können“, erläuterte Fresia die Mitmach-Aktion. Schon nach wenigen Minuten hingen zahlreiche Flügel im Wald: „Die Geburt eines Kindes“, „Heirat“, „beim Abendmahl“ oder „im Krankenhaus nach einer OP“ lauteten nur einige der zahlreichen Erinnerungen der Besucher.

Das Geheimnis der Tauben

Doch was war jetzt mit den Tauben? Sebastian Baer-Henney lieferte die Erklärung. „Gehen Sie mal durch die Stadt. Tauben finden Sie überall. Gott ist aber noch ,überaller‘. Das Geheimnis der Taube ist somit: Der Himmel tut sich auf, und Gott ist überall. Besonders in der Taufe wird das sehr deutlich. Immer, wenn wir taufen, steht der Himmel offen. Das ist ein heiliger Moment, wo Gott uns verspricht, bei uns zu sein.“ Um diesen zu feiern, wurden nach der Taufe eines Mädchens alle Besucher zur Tauferinnerung eingeladen. Hierfür wurden Krüge und Taufschalen mit frischem Wasser des Mutzbaches, der durch das Freibad fließt, gefüllt und an die an verschiedenen Orten postierten Pfarrer weitergereicht. So mancher Besucher ließ es sich jedoch nicht nehmen, die Tauferinnerung direkt am Bach zu erleben, wofür Pfarrerin Anja Fresia ins Wasser stieg, während ihr Mann zur Erinnerung an den Gottesdienst selbst gestaltete kleine Papier-Tauben unter den Gästen verteilte. Fürbitten, Vater unser und weitere Lieder leiteten schließlich das Finale des besonderen Gottesdienstes ein.

„Das hat Spaß gemacht“, zog ein Mädchen ein zufriedenes Fazit. „Aber wenn wir das nächste Mal wieder hierhin kommen, möchte ich auch schwimmen“, ließ sie ihre Eltern wissen.

Text: Holger Hoeck
Foto(s): Holger Hoeck