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150 Jahre Feuerwehr Köln: Ökumenischer Gottesdienst

Wenn die Feuerwehr mit Blaulicht zum Kölner Dom fährt, dann bekommen die Kölnerinnen und Kölner erst einmal einen Schreck. Doch kurz vor Pfingsten gab es keinen Grund zur Aufregung: Mit einem ökumenischen Gottesdienst feierte die Feuerwehr Köln ihr 150-jähriges Jubiläum – und heute gibt es in Weidenpesch noch einen offenen „Tag der Feuerwehr“ für Interessierte (Infos unten).

Mitglieder von Berufsfeuerwehr, Freiwilliger Feuerwehr, Jugendfeuerwehr, den Kölschen Funkentötern, die traditionell dem Rosenmontagszug vorangehen, sowie aus den Kreisen der Pensionärinnen und Pensionäre haben gemeinsam mit den beiden Feuerwehr- und Notfallseelsorgern Pfarrer Holger Reiprich und Diakon Gregor Hergarten einen stimmungsvollen Gottesdienst im Dom gefeiert. Vor dem Altar sorgten großformatige Fotos von Feuerwehrleuten im Einsatz für Gänsehaut.

Start mit 48 Männern

Am 2. Juni 1872 begründeten 48 Männer die Feuerwehr Köln – „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“. Heute sind in Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr zusammen mehr als 3300 Feuerwehrleute im Einsatz. Unter dem Leitwort „Retten, löschen, bergen, schützen“ rücken sie aus, wann immer Mensch, Natur oder Hab und Gut in Gefahr sind. Auch verletzten oder in Not geratenen Tieren kommen sie zu Hilfe.

Damit, so machten die beiden Seelsorger klar, folgen sie auch Jesu Versprechen an die Menschen „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt“. Denn die Feuerwehr ist immer im Einsatz, jeden Tag, 24 Stunden lang. „Wir sind da, die Feuerwehr ist da“, so Diakon Gregor Hergarten, der katholische Koordinator für Notfallseelsorge in Köln. Der Leitspruch „Retten, löschen, bergen, schützen“ werde eingelöst „durch jede und jeden von Ihnen und von euch“, so der Seelsorger weiter. „Und das kann man erfahren und erleben, wenn man in Not ist oder auch nur durch die Stadt geht und Sie und euch in den Dienst hineinfahren sieht und hört.“ Durch die Feuerwehr bekomme die Zusage Jesu und damit auch die Zusage Gottes an die Menschen „ein ganz klares Gesicht, einen Namen, eine konkrete Hilfeleistung“.

Gottesboten im Einsatz

Pfarrer Holger Reiprich.

Das Motto „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ gehe zurück auf die biblische Erzählung vom barmherzigen Samaritaner, erinnerte Pfarrer Holger Reiprich. Darin entwerfe Jesus das Bild vom barmherzigen und helfenden Menschen, der keine Grenzen kennt, sondern einzig von dem Willen geleitet werde, Gott zu dienen, indem er seinem Nächsten helfe. „Und genau das tut ihr, das tun wir, wenn es darum geht Feuer zu löschen, wenn es darum geht, Notfallpatienten zu versorgen, seinem Nächsten zu helfen“, sagte der evangelische Beauftragte für die Feuerwehr- und Notfallseelsorge. Der, der Hilfe brauche, sei immer „unser Nächster“, so Reiprich.

„Ihr helft Menschen in akuter Lebensgefahr, oft unter Einsatz des eigenen Lebens, begleitet Betroffene, versorgt Notfallpatienten. Ihr verwirklicht ein Stück vom Reich Gottes“, betonte Pfarrer Holger Reiprich. „Durch eure Arbeit, durch euren Dienst, seid ihr zu Boten der Liebe Gottes geworden.“ Er wünschte den Feuerwehrleuten auch weiterhin den Mut, in der feuerwehrtechnischen Hilfe, der medizinischen Notfallversorgung und im Brandschutz zu arbeiten.

Schutz und Segen für alle im Einsatz

Die Vorfahren der heutigen Feuerwehrleute hätten sich den Geleitspruch „Gott zur Ehr“ nicht umsonst auf die Fahnen geschrieben, erinnerte Reiprich. „Denn sie wussten, dass Gott in allen unseren Lebenstagen, auch wenn sie manchmal bedrückend sind, dabei ist. Er ist bei euch, in den Einsätzen, auch wenn ihr es nicht unbedingt merkt. Aber ihr spürt es. Wenn ihr nach einem erfolgreichen Einsatz spürt, wieder gesund nach Hause gekommen zu sein und auch wenn ihr am Ende der Schicht oder am Ende des Einsatzes spürt, wohlbehalten zu Hause angekommen zu sein.“

Reiprich dankte dafür, dass Gott „in den vergangenen 150 Jahren seine schützende Hand über die Kameradinnen und Kameraden, über die Kolleginnen und Kollegen gehalten hat“, und erbat den weiteren besonderen Schutz und Segen Gottes für die Frauen und Männer, die täglich ihren Dienst bei der Feuerwehr tun.

Erfahrungen ins Gedächtnis eingebrannt

„Manche Einsätze haben sich in unser Gedächtnis eingebrannt“, sagte Gerrit Meenen von der Freiwilligen Feuerwehr Köln in den Fürbitten. „Bilder vom Einsatz verfolgen uns noch lange Zeit, Geschehenes und Gehörtes belastet uns manchmal bis in unsere Träume hinein.“ Seine Bitte an Gott: „Nimm von uns, was unsere Seele belastet, hilf uns zu erkennen, was uns Erleichterung verschafft, gib uns den Mut darüber zu sprechen, zu dir, zu unseren Kameraden oder unseren Partnern und Freunden.“

Dass der Dienst ohne den Rückhalt von Familien und Freunden oder Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz nicht möglich wäre, machte Marcus Rausch von der Berufsfeuerwehr Köln in seiner Fürbitte deutlich: „Wir können uns nicht für unsere Nächsten einsetzen, wenn nicht andere zu Hause und am Arbeitsplatz unsere Arbeit übernehmen. Ehepartner und Arbeitskollegen halten uns den Rücken frei. Sie stärken uns, weil wir bei ihnen ein offenes Ohr oder stummes Verstehen finden.“

Um Kraft für den Dienst bat Walter Schenk von der Berufsfeuerwehr Köln stellvertretend für alle Aktiven aus Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz: „Manchmal ist unserem Tun kein Erfolg beschieden. Es bleibt uns nur noch übrig, tote Angehörige, Kinder, Freunde, Kameraden oder Nachbarn zu bergen und die Hinterbliebenen zu trösten.“ Schenks Bitte an Gott: „Gib uns die Kraft, den Misserfolg, die Ohnmacht und die Hilflosigkeit auszuhalten. Nimm uns die Angst vor dem Tod, damit wir die Toten in Würde aus dieser Welt verabschieden können. Steh uns bei in der Trauer, wenn uns die Stimme versagt und wir nicht mehr weiterwissen.“

Ein freudvoller Höhepunkt des ökumenischen Gottesdienstes im Kölner Dom war die Weihe einer neuen Fahne, deren historisches Original im Stadtarchiv aufbewahrt wird. Sie zeigt den Patron der Feuerwehrleute, den heiligen Florian, dazu den Dom und ein brennendes Haus. Dazu die beiden Marksteine 1872 und 2022, das Gründungs- und das Jubiläumsjahr, um künftig immer an die große Tradition der Feuerwehr Köln zu erinnern, wenn die Fahne mitgetragen wird. „Segne alle, die diesem Zeichen folgen. Schließe sie zusammen zu einer großen Gemeinschaft der Hilfeleistung und zu einer großen Gemeinschaft des Friedens“, sagte Diakon Gregor Hergarten bei der Segnung.

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Sammy Wintersohl