Dass der Leitvers für den Festgottesdienst „… denn es war auf festem Grund gebaut“ (Matthäus Kapitel 7, Vers 25) in jeder Hinsicht passte, wurde beim symbolischen Spatenstich für die neuen Gebäude deutlich.
Ungewöhnlicher Open-Air-Gottesdienst
Auf dem Schotterboden der Großbaustelle Christuskirche, umgeben von wuchtigem Baugerät, provisorischen Holzaufbauten und rot-weißem Sicherheitsband, gelang es den fünf Beteiligten nur unter großen Anstrengungen und mit viel persönlichem Ehrgeiz, ihre Werkzeuge in den Boden zu rammen. Auch dies konnte man durchaus als Symbol verstehen: Seit Jahrzehnten bereits diskutiert die Evangelische Gemeinde Köln über die Neugestaltung des Gotteshauses. Und das war ja nicht immer ganz einfach. Insofern war es sicher ein gutes Zeichen, dass die bei Matthäus weiter erwähnten Wolkenbrüche und hereinflutenden Wassermassen ausblieben: An dem ansonsten regnerischen Nachmittag lockerte sich die Bevölkerung, es blieb vorübergehend trocken. Erfreulich für die rund 150 Besucher, die sich auf dem Grund des bereits abgerissenen Kirchenschiffs zu einem ungewöhnlichen Open-Air-Gottesdienst im März versammelt hatten, dessen Höhepunkt der Spatenstich war.
Platz für ein neues Gemeindezentrum
In 18 Monaten sollen zwei fünfgeschossige Gebäuderiegel entstehen, die den denkmalgeschützten Turm sowie das neue Kirchenschiff für rund 200 Gottesdienstbesucher einschließen werden. In diesen Riegeln ist auf insgesamt rund 3 .400 Quadratmetern Platz für ein neues Gemeindezenterum, dazu 21 Wohnungen sowie Büros und Gewerbeflächen in den unteren Etagen. Auch eine Tiefgarage mit 28 Stellplätzen und ein Gemeindegarten mit Spielplatz auf der Freifläche zwischen den Gebäuderiegeln gehören zum Ensemble.
Leichter Zuwachs an Gemeindgliedern
Als ein „Zukunftsmodell, wie Kirche in der Stadt sein kann“ bezeichnete Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Köln, den künftigen Gebäudekomplex an der Ecke Werderstraße/Spichernstraße. Die Gemeinde, die in den vergangenen Jahren einen leichten Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen konnte, versteht das rund 9,1 Millionen teure Modernisierungsprojekt ausdrücklich als Zeichen gegen Kirchenschließungen anderswo. „Wir hoffen, dass sich bald auch die Fenster unserer Nachbarn öfter zur Kirche hin öffnen“, sagte Christoph Rollbühler, Pfarrer des Bezirks ThomasChristusKirche, der gemeinsam mit Pfarrer Bonhoeffer die Liturgie zum Baubeginn gestaltete. Die Bemerkung hatte eine ironische Spitze, denn anlässlich des Freiluftgottesdienstes öffneten tatsächlich einige Nachbarn ihre Fenster – aber nur, um die Feier mit lauter Musik zu stören. Seit die Baupläne bekannt wurden, hatten einige Anwohner immer wieder gegen den Abriss protestiert.
Fürbitte für jene, die mit dem Standort hadern
Christoph Rollbühler jedenfalls lobte alle aus den Reihen der Evangelischen Gemeinde Köln, die an den Planungen für dieses Projekt beteiligt waren: „Sie haben damit Verantwortung übernommen, mehr Verantwortung geht nicht.“ Eine Fürbitte immerhin galt all jenen „die mit dem Standort hadern“, in der es auch um die Hoffnung ging, „dass wir einen Weg der Annäherung finden“.
Aktuelle Informationen und Termine gibt’s auf der Website www.christuskirche-mitten-im-leben.de
Foto(s): Hans-Willi Hermans