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Superintendent Bernhard Seiger mit großer Mehrheit im Amt bestätigt – Nachrichten von der Synode im Sommer 2024 des Ev. Kirchenkreises Köln-Süd

Mit einem Gottesdienst in der Erzengel-Michael-Kirche auf dem Gelände der Diakonie Michaelshoven begann die Frühjahrssynode 2024 des Kirchenkreises Köln-Süd. Der Abendmahlsgottesdienst stellte das Thema „Gemeindenahe Diakonie“, das einen Schwerpunkt der Synode bildete, ins Zentrum. Er wurde gestaltet von Nena Raab, Pfarrerin im Probedienst in Wesseling, Christiane Birgden, Pfarrerin in Hürth, Pfarrerin Marina von Ameln, Koordinatorin des Projektes Gemeindenahe Diakonie des Diakonischen Werks Köln und Region, Stefan Jansen-Haß, Pfarrer in Brühl, Kai Saurbier, Pfarrer bei der Diakonie Michaelshoven, und Manuel Busch, Presbyter aus Hürth. Die musikalische Gestaltung hatte Samuel Dobernecker übernommen.

Pfarrerin Nena Raab

Nena Raab legte den Text über das große Abendmahl aus Lukas 14 aus. „Wer ist in unsere Gemeinden eingeladen? Mehr als die, die immer eingeladen sind?“ Sie arbeitet an der Wesselinger Kreuzkirche, der einem Fußballplatz gegenüber liegt. Gesprochen hat sie mit denen, die dort kicken, nie. Sie gestand ihre Angst, auf diesem Feld fremd zu sein. Diakonisches Handeln bedeute, einladend zu sein und Raum zu geben. Auch der Angst, fremd zu sein. Raum geben müssten die Gemeinden auch Menschen, die vielleicht nur essen wollten oder ihr Fahrrad reparieren. Und da müsste Kirche akzeptieren, nicht Hausherrin zu sein, sondern eingeladen zu werden. „Wir müssen Raum geben und zuhören. Raus vor die Tür und uns frei machen von der Angst, fremd zu sein“, brachte sie ihre Botschaft auf den Punkt. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Mit dem Synodengottesdienst wurde zugleich die Woche der Diakonie im Rhein-Erft-Kreis eröffnet. Das Diakonische Werk Köln und Region feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Superintendent Bernhard Seiger führte Samuel Dobernecker in das Amt des Kreiskantors ein.
Superintendent Bernhard Seiger führte Samuel Dobernecker in das Amt des Kreiskantors ein.

Samuel Dobernecker ist neuer Kreiskantor im Ev. Kirchenkreis Köln-Süd. Er wurde von Superintendent Bernhard Seiger während des Auftaktgottesdienstes der Synode in sein Amt eingeführt. Dobernecker ist seit 2016 Kirchenmusiker in Bayenthal und hat die Nachfolge von Frau Mulack angetreten, die ihre Amtszeit als Kreiskantorin im Februar 2024 beendet hat.

Dr. Wibke Janssen ist als Oberkirchenrätin in der Evangelischen Kirche im Rheinland zuständig für den Ev. Kirchenkreis Köln-Süd und verwies in ihrem Grußwort auf die Tagesordnung der Synode. „Sie verhandeln heute mehrere Themen, die mit Verbindung zu tun haben. Sie verbinden sich in einer Ausstellung mit Geschichte, sie wollen Diakonie und Gemeinden besser verbinden, auch die anstehende Fusion der Kirchenkreise schafft eine neue Form von Verbundenheit und bei den Wahlen vernetzen Sie verschiedene Entscheidungsprofile in unserer Kirche.“ Janssen teilte mit, dass die Stabsstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Landeskirche personell erweitert wurde. Eine Handreichung zum Thema sei den Gemeinden zur Verfügung gestellt worden.

Eine Sondersynode beschäftigt sich aktuell mit der Zukunft der kirchlichen Hochschule in Wuppertal. Janssen fragte: „Was können wir uns in Zukunft leisten? Welches Profil ist sinnvoll?“

Schwerpunktthema „Gemeindenahe Diakonie“

Pfarrerin Marina von Ameln

Pfarrerin Marina von Ameln hielt einen Impulsvortrag zum Schwerpunktthema der Synode mit dem Titel „Gemeindenahe Diakonie – Gemeinden zwischen Wortverkündigung und Sozialraumorientierung“. Sie stieg mit ihren eigenen Überlegungen ein: „Als Theologin und Pfarrerin stelle ich mir die Frage, was passiert, wenn Kirche diakonische Aufgaben immer weniger selbst wahrnimmt, „outsourct“ oder in die Hände von Bürgerinitiativen gibt? Wenn Pfarrpersonen zunehmend zu Managern und Managerinnen von Großgemeinden werden? Wenn weniger Ehrenamtliche immer mehr Aufgaben schultern? Wenn für Besuche, einen regelmäßigen Mittagstisch oder für innovative Projekte für Menschen ohne Obdach oder geflüchtete Jugendliche keine Kraft und keine Zeit mehr bleibt?“ Kirche sei diakonisch, sagte von Ameln. Im Neuen Testament werde klar: Das Evangelium nach Jesus ist die Liebe. Und die werde konkret im Dienst am Nächsten. „Jesus lobpreist den Dienst am Menschen und verbindet ihn mit der Liebe zu Gott. In anderen Worten: die Verkündigung des Evangeliums ist Diakonie. Und umgekehrt, denn im Dienst an denen, die Hilfe, Rat oder Beistand suchen, begegnen wir Christus selbst.“

Viele diakonische Aufgaben würden nicht von den Gemeinden, sondern von diakonischen Wohlfahrtsunternehmen wahrgenommen. Da zeige sich „ein großer Schatz der Professionalisierung und diakonischer Wohlfahrtspflege, die aber nicht ganz von Kirche abgekapselt sein darf“. Die praktische Verkündigung in der Bibel, Diakonat genannt, die gesehen und gebraucht werde, und die klassische Verkündigung gehörten zusammen. „Dort, wo Kirche sich im Sozialraum einbringt und Menschen in herausfordernden Situationen begleitet, wird sie für den Großteil der Menschen relevant und erfahrbar.“

Von Ameln fragte weiter, wie es gelingen kann, als Kirche zukunftsfähig diakonisch zu sein. Es gebe Beispiele im Kirchenkreis. Einige Gemeinden unterstützten Initiativen wie Kölsch Hätz, Nachbarschaftshilfen und Besuchsdienste. Gemeinden könnten mit einer Toolbox für Sozialraumorientierung arbeiten. „Dort werden ihnen Methoden und Tipps an die Hand gegeben, die helfen den Blick auf den unmittelbaren Lebensraum von Menschen zu schärfen.“ Man könne zum Beispiel das Gemeindefest „Nachbarschaftsfest“ nennen. Das mache neugierig. Zum Schluss wandte sich die Pfarrerin noch einmal an die Synodalen: „Wenn Sie also heute hier über Finanzen, Personal, Fusionen und Zukunftsfragen diskutieren, lassen Sie der Frage Raum: Welches Bild von Kirche wollen wir für die Zukunft zeichnen? Welchen Aufgaben wollen wir uns als Kirchenkreis Köln-Süd oder als Region widmen, welche Verantwortung wahrnehmen? Wo und wie soll Verkündigung diakonischer Kirche stattfinden, in Gemeinden, im Kirchenkreis?“ Anschließend diskutierten die Delegierten eineinhalb Stunden lang darüber in Kleingruppen, die nach Regionen, also Sozialräumen organisiert waren.

Fusion der Kirchenkreise

Superintendent Bernhard Seiger

Superintendent Bernhard Seiger berichtete der Synode vom Stand der Fusionsverhandlungen mit den beiden anderen linksrheinischen Kirchenkreisen Köln-Mitte und -Nord. Man stehe in engem Austausch. Neben den rechtlichen und finanziellen Fragen dürften auch die Inhalte nicht vergessen werden. Man werde auf jeden Fall die Schätze des Ev. Kirchenkreises Köln-Süd bewahren. Dazu zählte der Superintendent die Kirchenmusik. „Viele Gemeinden haben da eine große Qualität zu bieten.“

Wahlen

Neben der Diakonie standen Wahlen im Mittelpunkt der Synode. Alle Kandidaten und Kandidatinnen, die der Nominierungsausschuss unter dem Vorsitz von Kristoffer Klaassen vorgeschlagen hatte, wurden mit großen Mehrheiten bestätigt oder neu gewählt. Pfarrer Bernhard Seiger aus der Gemeinde Bayenthal bleibt Superintendent des Kirchenkreises, Jan Ehlert, Pfarrer in Hürth, wurde als Skriba bestätigt. Oliver Mahn, Zollstocker Pfarrer, wurde zum stellvertretenden Skriba gewählt. Dritter Synodalältester wurde Dr. Dirk Ehle aus Bayenthal, Stellvertreterin ist Hye-Won Chang-Hermann aus Rondorf. Die Synode wählte Dr. Markus Schulz aus Frechen zum vierten Synodalältesten und Heike Kümpel aus Kerpen zur Stellvertreterin. Oliver Mahn vertritt den Kirchenkreis künftig als theologischer Abgeordneter bei der Landessynode, Jan Ehlert wird ihn vertreten. Als nicht-theologische Abgeordnete bestimmten die Synodalen Dr. Michael Behnke aus Rodenkirchen und Mirco Sobetzko aus Lechenich. Karin Saß-Blauhut ist stellvertretende Abgeordnete. Kreiskantor Samuel Dobernecker wurde zum Synodalbeauftragten des Kirchenkreises für Kirchenmusik gewählt.

Finanzen

Lothar Ebert, Vorsitzender des Finanzausschusses

Einen Überblick über die Finanzen gab Lothar Ebert, Vorsitzender des Finanzausschusses, den Synodalen. Für den Jahresabschluss 2022 gilt: „Der Kreissynodalvorstand stellt auf Vorschlag des Finanzausschusses den Jahresabschluss 2022 des Ev. Kirchenkreises Köln-Süd mit einer Bilanzsumme von 2.289.021,51 Euro, einem Jahresergebnis in der Ergebnisrechnung mit 44.502,08 Euro nach Rücklagenbewegungen von 53.350,92 Euro und einem Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr von 194.171,63 Euro und einem positiven Bilanzergebnis in der Ergebnisrechnung mit 185.322,79 Euro fest.“ Das Rechnungsprüfungsamt der Landeskirche hatte dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region empfohlen, eine Wertschwankungsrücklage aufzulösen. Das ist geschehen und hatte Auswirkungen auf den Jahresabschluss des Kirchenkreises, dessen Gesamtergebnis dadurch um 37.000 Euro höher ausfiel.

Der Kreissynodalvorstand hat beschlossen, das Geld zusätzlich in den Haushaltsvortrag für das Haushaltsjahr 2023 einzustellen. Für das vergangene Jahr hat der Kreissynodalvorstand den Jahresabschluss mit einer Bilanzsumme von 2.444.105,87 Euro und einem Bilanzergebnis von 104.518,03 Euro festgestellt. 62.672 Euro werden aus dem Überschuss auf Grundlage der Zahl der Gemeindeglieder überwiesen. 30.000 Euro gehen an Projekte außerhalb des Kirchenkreises. Rund 12.000 Euro werden in die Rücklagen eingestellt.

ForuM-Studie

Ein wichtiges Thema im Ev. Kirchenkreis Köln-Süd ist die ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche. So haben seit der Veröffentlichung der Studie Anfang dieses Jahrs mehrere Workshops im Bereich des EKV Köln und Region stattgefunden, die sich an Mitarbeitende in der Jugendarbeit und Verantwortungsträger richten. Der KSV Köln-Süd hat in seiner Sitzung am 19.2.2024 beschlossen, das Schutzkonzept des Kirchenkreises dahingehend zu überarbeiten, dass die Schulungen spätestens alle 5 Jahre zu wiederholen sind. Dies war eine der Empfehlungen der ForuM-Studie. Die Presbyterien des Kirchenkreises wurden gebeten, diese Verpflichtung auch in ihre gemeindlichen Schutzkonzepte zu übernehmen. Alle Leitungsgremien der Gemeinden haben diesen Beschluss im Laufe des Frühjahrs getroffen.

Die Aufarbeitung von Vorfällen sexualisierter Gewalt muss nun in den Kirchenkreisen und Gemeinden erfolgen. Dazu wird mit Plakaten und im Internet aufgerufen, sich bei den Ansprechpersonen des Kirchenkreises, den Leitungsgremien, der Ansprechstelle der EKiR oder unabhängigen Stellen zu melden, wenn man selber Betroffene oder Betroffener sexualisierter Gewalt war oder ist oder entsprechende Vorfälle mitbekommen hat. Ziel ist die Hilfe für Betroffene und eine weitere Verbesserung der Prävention. „Alle Gemeinden machen dabei mit“, sagte Bernhard Seiger. Nun beginne die Zeit des Aufarbeitens. Beim Landeskirchenamt lägen nur die Personalakten der Pfarrpersonen vor, die Akten der weiteren Mitarbeitenden müsse man in den Gemeinden oder im Verwaltungsamt des Kirchenkreises einsehen. Da liege noch Arbeit vor den Beteiligten.

Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Süd

Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Süd umfasst insgesamt 16 Gemeinden. Dazu gehören: Brüggen/Erft, Brühl, Frechen, Horrem, Hürth, Kerpen, Köln-Bayenthal, Köln-Raderthal, Köln-Rodenkirchen, Köln-Zollstock, Lechenich, Liblar, Rondorf, Sindorf, Sürth-Weiß und Wesseling. Die nächste Kreissynode wird am 9.11.2024 stattfinden.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK