In der Erlöserkirche Weidenpesch wurden einen Nachmittag lang alle Entwürfe gezeigt, die acht Architektenbüros für den Wettbewerb um den Neubau des Zentrums der Evangelischen Kirchengemeinde Mauenheim-Weidenpesch eingereicht hatten. Es soll anstelle der Erlöserkirche auf dem Grundstück an der Derfflinger Straße unweit der Pferderennbahn entstehen. Vor allem interessierten sich die Besucherinnen und Besucher natürlich für den Sieger-Entwurf des Stuttgarter Büros „Harris + Kurrle“, den Pfarrer Zimmermann und Volker Langenbach, der den Wettbewerb im Auftrag der Gemeinde betreut hatte, bereitwillig erläuterten.
„Daran hat uns vor allem überzeugt, wie kompakt der Baukörper ist“, berichtete Zimmermann von den Diskussionen im Preisgericht, dem Fachleute wie die international renommierte Architektin Jórunn Ragnarsdottir, aber auch Presbyter der Gemeinde, Bezirksbürgermeister Bernd Schößler, und Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes der Stadt Köln angehörten. „Harris + Kurrle“ sei es hervorragend gelungen, so Zimmermann, auf dem geringen zur Verfügung stehenden Raum von etwa 900 Quadratmetern Grundfläche die unterschiedlichen Nutzungszwecke miteinander zu verbinden.
Zugang zum Garten für Kita-Kinder
Denn im ausgefallenen kubischen Neubau sollen im Erdgeschoss neben dem Kirchenraum auch die Gemeinderäume und eine dreigruppige Kindertagesstätte Platz finden, während im oberen Geschoss zwölf Wohnungen für Senioren sowie die Pfarrwohnung vorgesehen sind. Dort befindet sich aber auch eine Aussparung für den deutlich und weithin erkennbaren Kirchturm. „Der Bau musste in die Höhe gehen, weil wir unbedingt unseren Gemeindegarten in voller Größe erhalten wollten, denn der ist sehr beliebt“, erklärte Markus Zimmermann die Vorgaben für die Architekten. Besonders freut es den Pfarrer, dass die Kinder der Kita im „Harris + Kurrle“-Entwurf einen direkten Zugang zum Garten haben werden.
Betriebs- und Unterhaltungskosten wurden zu groß
Das größere Platzangebot an der Derfflinger Straße hatte letztendlich den Ausschlag gegeben, als es zu entscheiden galt, ob das Gemeindezentrum um die Erlöserkirche oder das andere Zentrum der Gemeinde Mauenheim-Weidenpesch um die Philipp-Nicolai-Kirche an der Nibelungenstraße aufgegeben werden soll: „Zwei sind eines zuviel, das war uns schon lange klar, wir konnten uns die Unterhaltungs- und Betriebskosten einfach nicht mehr leisten“, erzählte Markus Zimmermann, der gleichzeitig Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord ist und nun mit seiner Familie aus der Nibelungenstraße in die Derfflinger Straße umziehen wird. Die Wahl sei aber verhältnismäßig leicht gefallen, weil in der Nibelungenstraße aus Platzgründen nicht einmal die dringend notwendige Erweiterung der Kita von zwei auf drei Gruppen hätte realisiert werden können.
Alte Fenster könnten in den Neubau kommen
Nun wird das Zentrum an der Nibelungenstraße verkauft, die Erlöserkirche, die teils aus Kriegstrümmern aufgebaut und 1951 eingeweiht wurde, muss abgerissen werden. „Natürlich löst das auch Trauer in der Gemeinde aus, aber die Diskussionen laufen ja schon länger und wir haben jede Entscheidung transparent gemacht, so dass dieser letzte Schritt keine große Überraschung ist“, so Zimmermann. Die Gemeinde freue sich nun auf ein neues Haus, das wärmegedämmt den modernen Anforderungen an Energieeffizienz entspricht und zudem völlig barrierefrei ist und von ganz unterschiedlichen Gruppen genutzt werden kann. „Außerdem überlegen wir, ob wir nicht alte Fenster aus der Philipp-Nicolai-Kirche und der Erlöserkirche in den Neubau integrieren können, um den Übergang zu erleichtern.“
Baubeginn zurzeit noch ungewiss
Mit Kosten in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro rechnet man in Mauenheim-Weidenpesch, die Kindertagesstätte soll dabei an den Kita-Verband Köln-Nord vermietet werden, dem die Gemeinde angeschlossen ist. Möglicherweise werden auch Mitinvestoren für die Finanzierung der Wohnungen ins Boot geholt. Der Baubeginn sei noch ungewiss, das hänge auch von der Stadtverwaltung und der Erteilung der Baugenehmigung ab. „Das Presbyterium hat vor Kurzem noch beschlossen, der Stadt die drei leer stehenden Wohnungen an der Erlöserkirche als Flüchtlingsunterkünfte anzubieten – für zwölf Monate“, deutet Zimmermann den voraussichtlichen Zeitrahmen an. Und nachdem bereits eine der Glocken der Philipp-Nicolai-Kirche im neuen Kirchturm der Epiphaniaskirche am Erlenweg hängt, soll der Rest erst einmal an Ort und Stelle verbleiben: Für die Dauer der Bauzeit wird das Gotteshaus in der Nibelungenstraße ja ganz sicher noch gebraucht.
Foto(s): Hans-Willi Hermans