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Statt Besuchsdienst für neu Zugezogene: Pfarrerin Monika Crohn und Pfarrer und „Klüngelbeutler“ Wolfram Behmenburg laden in Weiden zur Stadtteilführung

Samstagnachmittag, Potsdamer Straße in Köln-Weiden: „Diese Ecke von Köln ist eine, wo relativ viel im Wachstum begriffen und einiges schon fertig ist. Von beidem werden wir heute hören“, begrüßte Wolfram Behmenburg, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Weiden und Mitglied der Kabarettgruppe „Klüngelbeutel“, knapp hundert Gäste zu einer „Ökumenischen Stadtteilführung“ für Neubürger wie Alteingesessene. Seit 2004 war es bereits die fünfte Auflage dieser Veranstaltung

Stadtteilführung als neues „Begrüßungs“-Konzept
Hervor gegangen ist die „Ökumenische Stadtteilführung“ aus dem bereits ökumenisch veranstalteten „Neuzugezogenentreff“. Dieser hatte Anfang der 1990er Jahre den früheren Besuchsdienst für Zugezogene abgelöst. „Wir haben gemerkt, dass viele unserer neuen Glieder es nicht so mochten, seitens der Gemeinde zu Hause besucht und begrüßt zu werden“, erinnert sich Monika Crohn, Pfarrerin in Weiden-Nord/Lövenich. Daher luden die Evangelische Kirchengemeinde Weiden sowie die katholische Pfarrgemeinden St. Marien (Weiden) und St. Severin (Lövenich) gemeinsam zunächst alle halbe Jahre in Weiden und Lövenich Zugezogene zu einem kleinen Empfang mit Kaffee und Kuchen. „Aber auch das wurde nicht so gut angenommen“, blickt Behmenburg zurück. Daher entwickelte man mit der Stadtteilführung ein neues „Begrüßungs“-Konzept.
Organisiert werden die jährlichen Termine von einem vierköpfigen Vorbereitungsteam. Ihm gehören auf evangelischer Seite Behmenburg und Crohn an. Selbst im fünften Jahr sind beide immer noch erstaunt über die große Resonanz. Denn an den bislang fünf Führungen, die sich abwechselnd in Weiden und Lövenich unterschiedlichen Themen und Einrichtungen gewidmet haben, nahmen jeweils rund hundert Menschen teil. „Unsere Idee funktioniert“, freut sich Crohn.

„Automatisch“ miteinander ins Gespräch kommen
Einen wichtigen Grund dafür nennt Behmenburg: „Die Führungen, zu denen die jährlich achtzig bis hundert zugezogenen Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde schriftlich eingeladen werden, haben den Vorteil, dass sie ebenso für Alteingesessene interessant sind.“ Außerdem verdeutlichten die während des Spaziergangs zahlreich gestellten Fragen den großen Bedarf an einem solchen Angebot. Seine Kollegin untermauert: „Auch für schon länger hier Wohnende bieten diese Termine neue Aspekte.“ Und während zugezogene und alteingesessene Gemeindeglieder sowie andere Interessierte gemeinsam ihre Umgebung erkundeten, betont Crohn, kämen sie ganz automatisch miteinander ins Gespräch. Dies ermögliche doch eine schöne Art der Begrüßung und des Kennenlernens. Zudem sei hier wortwörtlich „Gemeinde unterwegs“, und die Führungen belegten die gut funktionierende Ökumene der Kirchengemeinden in den beiden Stadtteilen.

Motto: „Was im Weidener Süd-Osten so alles wächst“
In diesem Jahr stand die Veranstaltung also unter dem Motto „Was im Weidener Süd-Osten so alles wächst“. Am Ausgangspunkt Potsdamer Straße kündigte Behmenburg die in den nächsten zwei Stunden vorgesehenen vier Stationen an. Bevor man sich auf die drei-Kilometer-Strecke begab, klärte er die Teilnehmenden, darunter 25 Zugezogene, über die Nutzung des Containerblocks in seinem Rücken auf. „Hier sind die Arbeiter untergebracht, die das Weidener Einkaufszentrum an der Aachener Straße umbauen.“
Vorbei am Weidener Hallenbad, das entgegen ursprünglicher Pläne nun doch nicht geschlossen wird, steuerte die Gruppe als erste Station die Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsgrundschule an. „Sie ist eine von dreien in unserem Gebiet“, stellte Crohn fest. 1954 als evangelische Volksschule eröffnet, wurde sie 1967 in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt. Heute ist sie eine Offene Ganztagsschule. Durch einen modernen Erweiterungsbau auf dem Schulgelände konnte die Zahl von 35 Ganztagsplätzen auf 125 erweitert werden. „Damit ist der Hof zwar kleiner geworden, aber ein Angebot hinzu gekommen“, so Crohn. Verwaltet werde es von der Elterninitiative „Die kleinen ASSe e.V“. Als Schwerpunkt nannte Crohn die Hochbegabtenförderung. „Sie wird in Zusammenarbeit mit der Imhoff-Stiftung durchgeführt.“ Selbstverständlich erhielten hier aber auch Schüler mit Schwächen eine entsprechende Förderung.

Vom Bau einer Lärmschutzeinhausung
Anschließend querte die Gruppe auf einer provisorischen Fußgängerbrücke die A1. Auf der Junkersdorfer Seite erläuterte Wolfgang Reger vom Landesbetrieb Straßen NRW die sichtbar fortschreitenden Arbeiten zum Bau einer Lärmschutzeinhausung in diesem Autobahnabschnitt. Die 1500 Meter lange Einhausung in Leichtbauweise und mit Glasdach werde in beide Richtungen von weiteren Maßnahmen ergänzt. 2009 solle die Einhausung fertig gestellt sein. „Oder es dauert drei Tage länger“, wollte sich Reger in seinem aufschlußreich wie kurzweiligen Beitrag nicht festlegen. „Denn hier wird unter Verkehr gebaut“, benannte er eine der Schwierigkeiten Letztlich soll eine Lärmminderung von zwanzig Dezibel erreicht werden. „Heute passieren täglich rund 100.000 Fahrzeuge diesen Abschnitt. Für 2015 werden täglich 20.000 mehr prognostiziert“, verdeutlichte Reger die Notwendigkeit der von den Anliegern schon lange geforderten Erleichterung.
Über die Brücke Jungbluthgasse gelangte die Gruppe zurück nach Weiden zur Kronstädter Straße. Dort, auf einer weitgehend noch landwirtschaftlich genutzten Fläche nordwestlich des Autobahnkreuzes Köln-West, die sich noch in Privatbesitz befindet, ist der naturnahe Grünzug West geplant. Von einem Vertreter des Planungsamtes der Stadt Köln ließen sich die Teilnehmenden über die vorgesehenen Maßnahmen, die zudem Schrebergärten und minimale Bebauung vorsehen, informieren. Abschließend besuchte die Gruppe die Weidenhof-Residenz für Senioren in Trägerschaft des Malteser Hilfsdienstes. Nach einer Information über die dortigen Wohn-, Pflege- und Betreuungsangebote klang die Veranstaltung mit einem gemütlichen Beisammensein aus.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich