You are currently viewing Stadtsuperintendent Rolf Domning ordiniert Prädikantin Beate Commer auf den Poller Wiesen in Köln

Stadtsuperintendent Rolf Domning ordiniert Prädikantin Beate Commer auf den Poller Wiesen in Köln

„Als Prädikantin will Beate Commer zur gottesdienstlichen Vielfalt der Gemeinde beitragen.“ Mit diesen Worten leitete Pfarrer Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, unter freiem Himmel die Ordination der neuen Prädikantin ein. Die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Deutz/Poll hatte zu diesem Gottesdienst am Pfingstmontag auf den Poller Wiesen, südlich der Südbrücke auf einer der rechtsrheinischen Uferwiesen, eingeladen. Den Gottesdienst mit rund 140 Besuchern gestaltete Stadtsuperintendent Rolf Domning zusammen mit Pfarrer Roger Schwind, Prädikant Bernd Franzen, Presbyterin Sabine Cornelius sowie Prädikantin Beate Commer. Frau Commer ist auch Gemeindepädagogin in der Gemeinde Köln-Deutz/Poll.

 

Motto des Gottesdienstes: „Einatmen, ausatmen, aufatmen.“

Die Sonne strahlte unter fast wolkenfreiem Himmel und leichte Brisen bewegten die Blätter der umstehenden Bäume als Beate Commer das Motto des Gottesdienstes erläuterte: „Einatmen, ausatmen, aufatmen“ und bezog sich auf ein Zitat aus dem zweiten Buch Mose: „Denn in sechs Tagen machte der Herr Himmel und Erde, aber am siebenten Tage ruhte er und erquickte sich.“ (2. Mose 31,17) Die Poller Wiesen im hellen Sonnenschein waren daher auch das perfekte Ambiente für das Motto des Gottesdienstes. Der Bläserkreis der Gemeinde sorgte für die musikalische Note und nach dem Gottesdienst wurde gemeinsam gegessen und getrunken.

 

Gemeindepädagogin und pädagogisch-theologische Referentin

Beate Commer ist gebürtige Kölnerin. Seit zwanzig Jahren lebt sie mit ihrem Mann, Pfarrer Dietmar Zissoldt, in Porz. In der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Deutz/Poll trat Commer Ende 2011 eine halbe Stelle als Gemeindepädagogin an. In gleicher Funktion war sie zuvor 28 Jahre in Kirchengemeinden und Einrichtungen der Evangelischen Kirche im Rheinland tätig. Begeistert erzählt sie, dass es für sie auch noch nach so vielen Jahren schön ist, „mit kirchennahen und kirchenfernen Menschen jeden Alters über Fragen des Glaubens und des Lebens nachzudenken und ihnen Zugänge zu religiösen Fragen und theologischen Inhalten zu eröffnen“. Dabei schlage ihr Herz vor allem für die Verkündigungsarbeit. „Lebendige Gottesdienste für und mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen zu gestalten und zu feiern macht mir große Freude.“

 

Von der Güte Gottes erzählen

Das Bibelwort: „Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!“ aus dem Brief an die

Philipper stellte Pfarrer Rolf Domning an den Anfang seiner Ansprache. „Das ist ein wunderbarer Text für eine Ordination. Und erst recht für eine Ordination unter freiem Himmel“, stellte Stadtsuperintendent Domning fester, der gleichzeitig auch Superintendent des Kirchenkreises Köln-Mitte ist. „Bei diesem Wetter stehen wir da ja völlig unter dem Eindruck der Güte Gottes. Gott meint es gut mit uns. Die Sonne scheint, es grünt und blüht. Die Temperaturen sind angenehm, der Rhein fließt ruhig dahin. Nach den grauen Wintertagen und einem Frühjahr, das den kalten Winter über lange Strecken nachgeholt hat, sind wir doch dankbar, dass wie heute hier zusammen sind.“ Gottes Güte verbinde die Menschen auch mit seinem schöpferischen Geist, der diese Welt gemacht hat. „Wir wissen doch zu genau, dass alles Gute, das wir erfahren, uns auch selbst verwandelt“, stellte Domning weiter fest. „Uns verändert zum ‚Gütig-Sein‘. Davon zu erzählen, von dem was wir erfahren haben, von dem, was uns prägt und was wir glauben, das ist genau das, was die Ordination heute so wichtig und segensreich macht.“

 

„Um wahrzunehmen, muss man eine Pause machen.“

Pfarrer Roger Schwind verteilte kleine Windräder an die Gemeindeglieder. Um mit dem eigenen, von Gott geschenkten Atem das Rädchen in Bewegung zu bringen, müsse man einatmen, Luft holen. Dann ausatmen und pusten, so der Pfarrer. „Machen Sie das besonders schnell, geraten Sie in Stress. Überlegen Sie, wie Sie genießen können, dass das Rad sich bewegt“, erklärte er seine Vorgehensweise: einatmen, ausatmen – Pause machen. „Um wahrzunehmen, muss man eine Pause machen.“ Wenn man die Welt wahrnehmen wolle, müsse man aufatmen, gab er der Gemeinde und der neuen Prädikantin mit auf den Weg.

 

„Innere Antreiber“

Ein weiterer Höhepunkt des Gottesdienstes war die Predigt von Beate Commer. Man habe ihr schon als Jugendliche geraten, sich nie zufrieden zu geben mit den Ergebnissen der eigenen Arbeit. „Das Perfektionsstreben habe ich bis heute nicht verloren“, bekannte sie lächelnd. „Sei perfekt. Das geht besser. Ruhe dich nicht auf den Lorbeeren aus. Mache es allen recht. Streng dich an“, zitierte sie einige der geläufigen Antreiber-Sätze. „Welche dieser inneren Antreiber in uns wirken, hat mit unserer Sozialisation zu tun.“ Diese vermitteln den Zuhörern nach ihren Aussagen das Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren werde, wenn sie ihnen nicht folgten. „Im Grunde wollen diese Sätze etwas Gutes für uns“, erklärte Commer. „Sie helfen, so lange wir sie als Diener verstehen. Sie können zum Problem werden, wenn sie uns beherrschen.“ Die Prädikantin warnte, dass Menschen nicht zur Ruhe kämen, wenn sie ständig danach fragten, was noch fehle. Ein Mitglied der Frauenhilfe habe auf die Frage nach ihrem Trick, wie sie ruhig werden und bleiben könne, mit dem verblüffend einfachen Satz geantwortet: „Gott liebt mich, was kann mir denn passieren?“ Ja, Gott, liebe uns, bekräftigte Commer dieses Vertrauen: „Jesus ist gütig, ob der Mensch etwas schafft oder nicht.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich