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Spitzenwerte!!!! Gemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen hatte bei Presbyteriumswahlen eine Beteiligung von über 23 Prozent. Wie kommt das?

Mit gut 23 Prozent Wahlbeteiligung hat die Evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen den Spitzenwert bei den Presbyteriumswahlen im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region erzielt. Pfarrer Thorsten Schmitt ist zufrieden – und führt die deutliche Steigerung gegenüber 2004 vor allem auf zwei Faktoren zurück.

Briefwahlunterlagen an alle Wahlberechtigten
„Wir haben einen Flyer für jeden unserer drei Bezirke entworfen, in dem die Kandidatinnen und Kandidaten mit Foto und persönlichen Daten vorgestellt wurden. Dazu hat jede Kandidatin und jeder Kandidat einen kurzen Text zu dem Thema ,Mein Traum von Kirche‘ verfasst“, erzählt der 46-jährige Pfarrer. Diese Flyer wurden, und das ist der zweite Erfolgs-Faktor, gemeinsam mit den kompletten Briefwahlunterlagen an alle 5.550 Wahlberechtigten verschickt. Somit hatte jedes wahlberechtigte Gemeindeglied die notwendigen Unterlagen zu Hause – alle konnten wählen, ohne dafür an einen der Wahlorte kommen zu müssen oder, wie in der Vergangenheit, die Briefwahlunterlagen erst anfordern zu müssen.

Wahlbeteiligung teilweise verdoppelt
Der Erfolg war enorm. „2004 gab es weniger als 100 Personen, die von der Briefwahl Gebrauch gemacht haben. Diesmal kamen gut Zweidrittel aller abgegeben Stimmen über die Briefwahl zusammen“, sagt Thorsten Schmitt. Wobei viele die Unterlagen auch persönlich am Wahltag abgegeben hätten. Die direkte Ansprache mit Briefen haben zu einer deutlichen Steigerung geführt. Lag die Gemeinde 2004 mit knapp 14 Prozent schon über dem Durchschnitt der Landeskirche, so gab es diesmal enorme Zuwächse. In Niederaußem lag die Wahlbeteiligung bei 21 Prozent, in Bedburg bei 22 Prozent und in Glessen bei gut 28 Prozent. „In allen drei Bezirken haben sich jeweils acht Kandidaten um sechs Plätze im Presbyterium beworben“, erläutert Schmitt das Wahlverfahren. Für ihn war es die dritte Presbyteriumswahl in seiner zehnjährigen Amtszeit in der Gemeinde.

5.000 Euro für Flyer und Porto
Dem Wahlerfolg ging natürlich ein großer Aufwand voraus. Schmitt, die fest angestellten und zahlreiche ehreanamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde haben jede Menge Zeit investiert – und gekostet hat das Verfahren auch nicht gerade wenig. „5.000 Euro“, so schätzt der Pfarrer, „sind für den Druck der Flyer und die Portokosten ausgegeben worden.“ Im Vorfeld war diese Ausgabe nicht unumstritten. „Es gab einige Diskussionen, ob wir so viel Geld aus unserem Gemeindeetat dafür aufwenden sollten“, erzählt Thorsten Schmitt. Das Ergebnis hat den Befürwortern bestätigt, dass es „das wert war“.

„Gemeinde muss mit Gesichtern verbunden sein“
Von Anfang an ging es aber nicht lediglich darum, gute Zahlen bei der Wahlbeteiligung zu produzieren. „Die Aktion hat natürlich auch mittelfristige Auswirkungen“, hebt Schmitt hervor. Durch die intensive Werbung und persönliche Ansprache sei bei vielen Menschen die Gemeinde aber vor allem auch wieder präsent geworden. „Die Gemeinde muss mit Gesichtern verbunden sein, und das haben wir erreicht“, so Thorsten Schmitt. Das Beziehungsnetz sei intensiviert worden, betont er. „Bei den Wahlen habe ich viele Menschen gesehen, die ich vorher gar nicht oder nur selten in der Kirche bemerkt habe.“ Und diese Menschen, die jetzt einen Schritt auf die Gemeinde zugetan haben, müssten weiter angesprochen und in die Gemeinderbeit eingebunden werden. Beispielsweise denkt Schmitt an den Infobrief der Gemeinde, der jetzt auch an die Menschen verwchickt werden könnte, die durch die Teilnahme an der Briefwahl ihr Interesse an der Gemeinde bekundet hätten.

Gute Wahlbeteiligung als „Abfallprodukt“
Und dieses gesteigerte Interesse am Gemeindeleben war das Ziel der aufwändigen Werbeaktion im Vorfeld der Presbyteriumswahlen. „Die gute Wahlbeteiligung war so gesehen nur ein willkommenes Abfallprodukt“, sagt Pfarrer Thorsten Schmitt.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen