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Spielend Schulden zu vermeiden, war Ziel des jetzt auslaufenden Projekts zur Schuldenprävention der Kölner Diakonie bei Kindern und in Familien. Manches kann fortgesetzt werden

„Viele Kinder haben keine Beziehung mehr zum Geld, weil sie es in der Familie nicht lernen“, so die Erfahrung von Janine Beier, die sie in der Schuldenprävention des Diakonischen Werkes Köln und Region sammeln konnte. Beier und ihre Kollegin Julia Behrendt besuchten vor allem Schulen und Jugendzentren, aber auch Konfirmandengruppen und Elternabende, um über den richtigen Umgang mit Geld zu informieren. Den Start der Schuldenprävention ermöglichte die Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region aus dem Jahre 2002. Mit den Spenden wurden Materialien angeschafft, Konzepte erarbeitet, Seminare und Workshops angeboten. 2005 kam dann die Zusage der „Aktion Mensch“, die Schuldenprävention drei Jahre lang zu fördern. Mit diesen Fördermitteln konnten zwei pädagogische Fachkräfte, mit insgesamt eineinhalb Stellen, sowie einige Stunden Verwaltungsarbeit pro Woche bezahlt werden. Mit Ablauf des Monats März 2008 endete nun die Förderung durch die „Aktion Mensch“. Erfahrungen und Materialien, die bisher gesammelt wurden, fließen künftig in die Arbeit der Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes Köln und Region ein. Ohne eine weitere Finanzierung können die Anfragen jedoch nicht alle bearbeitet werden.

„Das Thema Geld wird für die Kinder anschaulicher, wenn sie etwas in der Hand haben“
Dennoch wurde ein Weg gefunden, in den Kinder-Tageseinrichtungen des Diakonischen Werkes ein neues Angebot gerade auch für jüngere Kinder auf den Weg zu bringen: Seit Januar 2008 besucht Maike Cohrs-Fißl von der Schuldnerberatung der Diakonie die Hort-Kinder der Tageseinrichtung Escher Straße in Bilderstöckchen. Sie spricht mit ihnen über ihr Taschengeld und ihre Wünsche. Die Kinder basteln Sparschweine und Umschläge mit Einnahme- und Ausgabe-Fächern. „Das Thema Geld wird für die Kinder anschaulicher, wenn sie etwas in der Hand haben“, so Cohrs-Fißl. Außerdem nimmt die Schuldnerberaterin zunächst unverbindlich am Eltern-Café teil. Auf diesem Weg will sie Eltern erreichen, denen die Schulden zwar über den Kopf wachsen, die aber von sich aus keine Beratung aufsuchen würden.

Ausgezeichnet: Kooperation zwischen Diakonie-Schuldnerberatung und künftigem Familienzentrum in Bilderstöckchen
Gerhard Müllner weiß, dass die finanziellen Probleme oft groß sind. „Wenn die Eltern das Geld für das Mittagessen ihrer Kinder monatelang nicht zahlen können, steckt meistens mehr dahinter.“ Müllner will gerade diese Eltern gezielt ansprechen und sie mit der Schuldnerberatung bekannt machen. Die Idee zur Zusammenarbeit zwischen Diakonie-Kita und Diakonie-Schuldnerberatung entstand, weil sich die Kindertageseinrichtung als Familienzentren beworben hat. „Wir wollen die soziale Arbeit im Stadtteil vernetzen und auch Schuldnerberatung anbieten“, erläutert Gerhard Müllner, Leiter des zukünftigen „Familienzentrums Bilderstöckchen“. Mit dem Konzept gewann die Einrichtung 1.000 Euro beim Wettbewerb „Finanzkompetenz bei Familien fördern“. Diesen hatte das Verbraucherschutzministerium mit der Landesbausparkasse (LBS) und der Hochschule Niederrhein ausgerufen. Das Preisgeld deckt nun die Kosten der Schuldnerberatung, die durch das zusätzliche Angebot für Kinder und Eltern entstehen.

Im Familienzentrum Am Kölnberg entscheiden die Kinderselbst, „müssen aber mit dem Geld hinkommen“
Für ein ähnliches Projekt im zukünftigen „Familienzentrum Am Kölnberg“ sucht die Leiterin Heidi Sauer noch einen Sponsor. Sie plant zunächst eine Projektwoche: Dann erhalten die älteren Jungen und Mädchen zehn Euro am Tag, um dafür den Nachmittagsimbiss für zwanzig Kinder und zwei Erzieherinnen einzukaufen. „Die Kinder entscheiden selbst, was sie kaufen – aber sie müssen mit dem Geld hinkommen“, sagt Sauer „und wenn sie an der Kasse stehen und merken, das Geld reicht nicht, müssen sie eben etwas zurück ins Regal bringen.“ Auch Heidi Sauer hofft, über dieses und andere Angebote die häufig überschuldeten Eltern ebenfalls zu erreichen.
„Die Kinder und Jugendlichen, mit denen wir zusammen arbeiteten und über Haushaltspläne diskutierten, sprechen auch zu Hause eher das Thema Geld an“, weiß Janine Beier. Bei der Schuldenprävention konnten sie lernen, dass sie nicht mehr ausgeben dürfen, als sie einnehmen und je nach Alter auch, was ein Mobiltelefon, ein Auto oder die erste eigene Wohnung kosten können.

„Schulden und was da alles dran hängt“
Das Präventionsprojekt hat innerhalb von drei Jahren 88 Veranstaltungen in 40 verschiedenen Institutionen angeboten. Damit wurden insgesamt 1.914 Menschen erreicht, davon 43 Prozent Kinder und Jugendliche, 45 Prozent junge Erwachsene und 12 Prozent Eltern und Multiplikatoren aus der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenarbeit.


Ergebnisse des Schuldenpräventionsprojektes: In drei Jahren wurden 1914 Menschen in 88 Veranstaltungen geschult.

„Wir hätten die Schuldenprävention gerne in der altbewährten Besetzung weitergeführt“, sagt Beier. Zumal die Nachfrage immer noch groß und das Projekt bei der Zielgruppe gut angekommen sei, wie auch die Rückmeldebögen der Teilnehmenden zeigen. Aus einem zitiert Janine Beier die Meinung eines Schülers des Berufskollegs in Bergisch Gladbach: „Ich finde, dass dieses Projekt in weiteren Klassen fortgesetzt werden sollte, da sich hier keiner über Schulden und was da alles dran hängt oder über Hartz IV Gedanken macht, bevor er nicht selber in so einer Situation ist.“

Text: Martina Schönhals
Foto(s): Julia Behrendt