An der Jugendeinrichtung neben der Kirche nagt der Zahn der Zeit – Bethe-Stiftung hilft
Pfarrer Jörg Wolke hadert mit den Begrifflichkeiten: „Wir sind hier nicht sozial schwach. Wir sind vielleicht finanzschwach. Wären wir hier sozial schwach, wäre der Teufel los, wenn man sieht, wie eng wir hier zusammenwohnen.“ Wolke ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Vingst-Neubrück-Höhenberg. Und einen Beitrag zur sozialen Stärke im Veedel leistet die Gemeinde seit Jahrzehnten mit ihrer Jugendeinrichtung. Aber am Blockhaus der Gemeinde neben der Kirche nagt der Zahn der Zeit. Und das nicht zu knapp. Eine Renovierung ist dringend geboten. Neue Fußböden, eine moderne, funktionale Küche, eine Erneuerung des asbesthaltigen Daches, verbesserte Lichtverhältnisse und eine gute Multimedia-Ausstattung, ökologische Wärmedämmung, neue Fenster und barrierefreie Toiletten stehen auf dem Wunschzettel.
Das ist natürlich nicht ganz billig, weiß Jörg Wolke, Pfarrer der Gemeinde im Rechtsrheinischen. Und da kommt Florian Bethe ins Spiel. Er ist Vorstand der Bethe-Stiftung, die seine Eltern Roswitha und Erich gegründet haben. „Wir sind seit 27 Jahren eine mildtätige Stiftung und unterstützen Kinder- und Jugendprojekte, sind tätig in der Obdachlosenhilfe und hin und wieder auch im Naturschutz. Unterstützt werden auch Gedenkfahrten, etwa in das ehemalige Konzentrationslager in Auschwitz“, erklärte Florian Bethe.
Die Stiftung hat sich bereit erklärt, alle Spenden, die bis zum 30. April für den Erhalt des Blockhauses eingehen, bis zu einer Höchstsumme von 50.000 Euro zu verdoppeln. Einzelspenden werden bis zu einer Summe von 2.000 Euro verdoppelt. Ziel der Verdoppelungsaktionen der Stiftung ist es, die Menschen vor Ort zu ermutigen, aktiv an einer menschlicheren Gesellschaft mitzuwirken.
Das Blockhaus ist mittlerweile 60 Jahre alt. Jede Woche finden 100 Jugendliche hier einen Rückzugsraum und kommen zusammen, um zu lernen, zu spielen und kreativ zu sein. Aktionen wie die „Werwolf-Abende“, kreative Weihnachtswerkstätten, „Bibi und Tina“-Filmnachmittage, Lernförderung, Escape Rooms oder Sport- und Kochgruppen prägen den Alltag in diesem Haus – von der ersten Disco-Party über spannende Krimi-Dinner bis hin zu Übernachtungen, Kindergeburtstagen und dem Mittagstisch für die benachbarte Grundschule.
„Die Küche ist das Allerwichtigste“, sagt Petra Kempe, Jugendleiterin der evangelischen Gemeinde. „Viele Familien essen nicht mehr gemeinsam. Die Eltern arbeiten. Man sieht sich selten. Im Blockhaus lernen die Kinder, wie man Mahlzeiten zubereitet und den Tisch deckt – und stolz zu präsentieren, welchen Beitrag man selbst beim Kochen geleistet hat.“
Anika Kuhn ist 27 Jahre alt und Mitglied des Jugendausschusses der Gemeinde. Sie verbindet mit dem Blockhaus eine lange Geschichte: „Das Blockhaus war schon für meine Eltern in ihrer Jugend ein wichtiger Ort, dort haben sie sich kennengelernt. Heute kommen wir mit unseren Freunden hierhin und leiten selbst Kindergruppen. Wir wollen auch den nachfolgenden Generationen einen tollen Ort erhalten, um viele Erfahrungen zu sammeln und bleibende Erinnerungen zu schaffen.“
Auch Pfarrer Wolke liegt der Erhalt der Einrichtung am Herzen: „Das Blockhaus ist weit mehr als ein Gebäude – es ist ein lebendiger Ort der Begegnung und der Gemeinschaft. Es bietet den Jugendlichen einen Raum zum Rückzug. Hier werden Geschichten geschrieben – Freundschaften geschlossen, Ehen gestiftet. Es ist der Platz, an dem Jugendliche ihre Zugehörigkeit verorten, von dem sie sagen, dass sie sich dort wohlfühlen. Die Identifikation ist groß, und wir sind in der Pflicht, ihnen diesen Ort anbieten zu können.“
Dann vielleicht sogar mit Polstermöbeln. Die wünschen sich die Kinder und Jugendlichen zum „Abhängen“. Es gab schon Sessel und Sofas. Die haben sich damals aber als unpraktikabel erwiesen.
Jugendleiterin Kempe erinnert sich: „Im Fußboden und in den Wänden des Blockhauses gibt es viele Löcher. Plötzlich hat es hier furchtbar gerochen. Schließlich haben wir die Ursache entdeckt. Mäuse hatten sich in die Polster gefressen und es sich dort gemütlich gemacht.“
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Foto(s): Stefan Rahmann