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Spannender Dialog mit Barlach-Werken

Herr Hagedorn, Sie sind Jury-Mitglied der Ausstellung „reFORMation – transFORMation“, die die Evangelische Kirche im Rheinland ins Leben gerufen hat. Fünf von insgesamt elf Kunstwerken werden zurzeit in der Kölner Antoniterkirche ausgestellt. Welche Kriterien mussten die Künstlerinnen und Künstler für diese Aktion erfüllen?

Holger Hagedorn: Jeder in der Jury, wir waren zu sechst, hat vier bis fünf Künstlerinnen und Künstler vorgeschlagen. Aus denen wurden die 11 Teilnehmenden ausgewählt. Dabei hat jeder einen Künstler vorgeschlagen, von dem er glaubte, dass er oder sie ein Interesse an evangelischer Kirche hat. An der Kirche, wie sie heute ist, und an der Kirche von Morgen. Wir wollten nicht beliebige Künstler auswählen, sondern eine inhaltliche Auseinandersetzung initiieren. Das andere ist: Es sind alles professionelle Künstler.

Die Jury ist gendermäßig besetzt und sie besteht aus verschiedenen Generationen. Es ist uns gelungen, dass die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler ebenfalls diesen Kriterien entspricht. Hinzu kommt, dass wir auch Vertreter verschiedener Religionen gewählt haben: mit jüdischer und orthodoxer Prägung, protestantischer und katholischer. Ich selbst bin katholisch geprägt und darf als Jury-Mitglied und Kurator diese Aktion begleiten. Dass dieser Blick ausdrücklich gewünscht ist, finde ich sehr bemerkenswert.

Ich denke, es kann auch kein Zufall sein, dass so viele Namen einen christlichen Bezug haben, zum Beispiel Christoph, Christian oder Kristina. Das hätte man nicht planen können.
Das Werk von Kristina Stoyanova, leuchtend unter der Orgelempore, wurde mit dem Kunstpreis 2017 ausgezeichnet

Dem Zufall war es eher geschuldet, das sowohl unter den Preisträgern als auch unter den Künstlern vier Meisterschüler von Rita McBride sind, die viele Kölner kennen wegen ihres Obelisk am Breslauer Platz. Ein bisschen stolz bin ich, dass der Künstler Konstantinos Angelos Gavrias, der noch studiert und den ich vorgeschlagen habe, zum Preisträger gekürt wurde. Auch sein Werk ist in der Antoniterkirche zu sehen.

Sie haben eigenhändig beim Aufbau der Werke von Elmar Herman, Christoph Dahlhausen, Konstantinos Angelos Gavrias, Kristina Stoyanova und Christian Odzucks mitgeholfen. Wie fügen sich Fotografie, Skulptur und Plastik in den Raum der Antoniterkirche ein?

Holger Hagedorn: Es hat sich ein spannender Dialog mit den vorhandenen Barlach-Werken ergeben. Das zeigt sich in diversen Perspektiven zwischen den gegenständlichen und expressiven Barlach-Werken und den eher abstrakten und intellektuellen zeitgenössischen Werken unserer Ausstellung. Nachdem zunächst die „reFORMation – transFORMation“-Arbeiten an der linken Seite platziert waren, ergab sich bei einem Fototermin, dass die Gavrias-Arbeit „Die Versuchung“ im Altarraum viel besser wahrzunehmen ist. Dadurch bekam auch die mehrteilige Arbeit von Christoph Dahlhausen mehr Raum.

Das Werk von Elgar Hermann „Shining“ steht im Dialog mit einem interessanten Malerei-Relikt an einer der Säulen in der Antoniterkirche. Und die Neonleuchtschrift „God is a women and she knows ho to dance“ von Christina Stoyanova passt wie dafür angefertigt zur Balustrade an der Orgel, befindet sich.
Warum sollte man die Ausstellung in der Antoniterkirche auf jeden Fall gesehen haben?

Holger Hagedorn: Eine Ausstellung wirkt an jedem Ort ganz unterschiedlich. Die Arbeit von Christoph Dahlhausen zum Beispiel ist ein unglaublich dunkles, schwarzes Foto. Die Besucher dürfen sie verstellen und neu arrangieren. Es gibt auch eine eher unauffällige Arbeit von Christian Odzuk. Es ist mehr eine Idee als eine Arbeit. Das Kunstwerk steht da wie ein vergessener Blumentopf, ein bepflanzter Kübel. Sein Werk „Fagus 2517“ zeigt die Idee, dass eine neue Lutherbuche wachsen soll. Er möchte, dass die Buche in den nächsten 500 Jahren zu sehen sein wird.

Zu den einzelnen Ausstellungstücken gibt es Broschüren auf Deutsch und Englisch, die mitgenommen werden können. Die Künstler haben darauf bestanden, dass ihre Werke auf keinen Fall erklärt werden, die Arbeiten sollen für sich wirken.

Was geschieht mit den Kunstwerken, wenn das Reformationsjahr vorbei ist?

Holger Hagedorn: Die Werke stehen im Besitz der Künstlerinnen und Künstler. Es gibt aber bereits erste Anfragen und Interessenten.

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Die Ausstellung in der Antoniterkirche kann noch bis zum 10. September 2017 besichtigt werden. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 11 Uhr bis 17.30 Uhr.

Holger Hagedorn ist Maler, Fotograf und bildender Künstler. Die Auseinandersetzung mit Religionen und mit Kirchräumen ist ein immer wiederkehrendes Thema für den 1965 Geborenen, der in Pulheim lebt. Viel Beachtung fand zum Beispiel seine Installation „Korpus Delikti A57“, die 2012 in der Friedenskirche in Pulheim-Sinnersdorf zu sehen war: Nach einem schweren Unfall auf der A57 blieben verkohlte Stücke Materie übrig, die Hagedorn neu arrangierte – als Mahnung gegen blinden Fortschrittsglauben und Mobilitätswahn und als Zeichen der Vergänglichkeit. Später folgte ein permanentes Mahnmal an der Autobahnkapelle der Raststätte Nierenheim.

Text: APK/knap
Foto(s): Annette Scholl/Anna Neumann