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Sozialpsychiatrisches Zentrum Nippes e.V. besteht seit 20 Jahren

„Was vor mehr als 20 Jahren ganz vorsichtig in einem kleinen Ladenlokal angefangen hat, ist heute ein etabliertes Angebot für psychisch Kranke im Stadtbezirk Nippes“, sagt Helga Blümel anlässlich des runden Geburtstages des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) Nippes. Die Vorsitzende des SPZ und gleichzeitige Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Köln und Region blickt auf die Anfänge zurück: 1992 nahm der Verein „Sozialpsychiatrisches Zentrum Köln-Nippes e.V.“ seine Arbeit auf. Träger waren das damalige Amt für Diakonie und die Karl-Immanuel-Küppers-Stiftung, die als Träger des Luise-Maaßen-Hauses bereits Erfahrung mit psychisch kranken Menschen hatte. Das SPZ Nippes war 1992 das erste in evangelischer Trägerschaft und nach Ehrenfeld das zweite überhaupt in Köln. „Die SPZ wurden damals gegründet, um die Klientinnen und Klienten wohnortnah in ihrem Stadtbezirk betreuen zu können,“ erläuterte Blümel. Heute gibt es in jedem der neun Kölner Stadtbezirke ein SPZ, das letzte eröffnete im Jahre 2000 in Chorweiler und wird heute zusammen mit dem Nippesser SPZ in Trägerschaft des Vereines „SPZ Köln-Nippes und Köln-Chorweiler e.V.“ geführt.

Sozial unterschiedliche, spannende Menschen
Das SPZ Nippes beschäftigt heute 18 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit. Im Jahr 2011 haben sie mehr als 400 psychisch kranke Klientinnen und Klienten und deren Angehörige betreut. Die Kontakt- und Beratungsstelle (KoB), die 2011 an 250 Tagen geöffnet war, besuchten im Schnitt 16 Menschen am Tag. Die KoB bietet Möglichkeiten, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, im offenen Café oder zum gemeinsamen Kochen, Singen, Handarbeiten oder im PC-Kurs. „Die Kontakt- und Beratungsstelle ist das Herz des SPZ“ beschreibt es Barbara Schwarz treffend. Sie leitet das SPZ Nippes seit 16 Jahren und findet ihre Aufgabe nach wie vor interessant: „Ich habe es hier mit sozial unterschiedlichen, spannenden Menschen zu tun, manche sind anstrengend oder skurril, aber alle haben eine besondere Ausstrahlung und bringen viel mit.“ Die häufigsten Erkrankungen sind Psychosen sowie Angst- und Zwangserkrankungen.

70 Prozent der Kosten trägt der Landschaftsverband
Etwa jeder Zehnte nimmt von sich aus Kontakt zum SPZ auf, „weil man unsere Arbeit hier im Bezirk kennt“, sagt Schwarz nicht ohne Stolz. Der Großteil wird nach einem Klinikaufenthalt vermittelt, einige kommen auf Empfehlung des Arztes, über Angehörige oder das JobCenter. Dann wird erst einmal geguckt, welches Angebot – von der Ambulanten Psychiatrischen Pflege über Betreutes Wohnen zu Hause oder in den SPZ-Wohnräumen bis hin zum Platz in der Tagesstätte auf der Neusser Straße – passen könnte. Die Hilfen sind für die Klientinnen und Klienten in der Regel kostenlos. Das SPZ finanziert sich zu etwa 70 Prozent aus Mitteln der Eingliederungshilfe des Landschaftsverbandes Rheinland, ein weiteres Viertel der Kosten übernimmt die Stadt Köln, mit nur drei Prozent beteiligen sich die Krankenkassen, der Rest sind Mittel der ArGe und Spenden.

Helga Blümel ist Vorsitzende des SPZ und Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Köln und Region


Jubiläum mit Kunst und Musik
Etwa 90 Prozent der Klientinnen und Klienten sind arbeitslos. „Wer nicht hundertprozentig leistungsfähig ist, wird heutzutage ausgemustert“, bedauert Barbara Schwarz. Unter den Klienten finden sich viele mit einer kreativen Begabung, die sie musikalisch oder küsntlerisch ausdrücken. Zwei von ihnen stellen zum Jubiläum ihre Bilder aus. Noch bis Ende Juni können sie während der Öffnungszeiten der Kontakt- und Beratungsstelle – montags, dienstags und donnerstags nachmittgas sowie mittwochs und freitags vormittags – in den Räumen des SPZ, Niehler Straße 83, besichtigt werden. Den runden Geburtstag feierten Mitarbeitende und Gäste des SPZ mit Gratulanten wie Superintendent Markus Zimmermann und Bezirksbürgermeister Nippes Bernd Schößler sowie Vertretern des Landschaftsverbandes, des Gesundheitsamtes und Kollegen der anderen Kölner SPZ mit einem Sommerfest. Für gute Stimmung trotz Regen sorgten das Trio „Wildes Holz“ unter dem Motto „Freiheit für die Blockflöte“ und Lutz Lager mit kölscher Country-Musik.

Das Trio

Text: Martina Schönhals
Foto(s): SPZ