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Am Eingang der ESG gruppierten sich vorne (von links) Jörg Heimbach, Christiane Neufang, Dr. Thorsten Latzel und Gudrun Gotthardt sowie hinten (von links) Annette Klinke, Jürgen Sohn, Andres Mühling und Bettina Kaiser.

Sommerfest der Evangelischen Studierendengemeinde Köln mit Präses Latzel

„Heute feiern wir, worauf wir seit zwei Jahren gewartet haben: die Einweihung der neuen ESG – ein Haus zum Wohnen, Leben und Wohlfühlen für Studierende aller Hochschulen, Fächer, Glaubensrichtungen, Kulturen und Sprachen“, sagte Pfarrerin Christiane Neufang. Alles neu, inklusionsgerecht, ökologisch – beim Sommerfest haben ehemalige und aktuelle Bewohner und Bewohnerinnen und Mitarbeitende den Umbau und die Renovierung des Wohn- und Lebenshauses der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Köln gefeiert.

Pfarrerin Christiane Neufang und Pfarrer Jörg Heimbach, die beiden Dienststelleninhabenden der Kölner ESG, konnten zudem Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), sowie Mitarbeitende des Landeskirchenamtes und des Verbandes der Evangelischen Studierendengemeinden in Deutschland begrüßen.

Zum Auftakt gestalteten Heimbach und Neufang mit Studierenden und dem ESG-Chor unter dem neuen Chorleiter Maximilian Stössel im Garten eine Andacht. Deren Motto lautete: „Was will das werden? Pfingsten und die ESG – viele Völker – viele Sprachen – unter einem Dach“. Neufang richtete einen ausdrücklichen Dank „an die Landeskirche, dass sie dieses Haus, den Umbau, die Sanierung und Vergrößerung des Wohnraums für Studierende entschieden und finanziert hat“. Es sei ein Haus zwischen Himmel und Erde. „Mit einem erweiterten Stockwerk und noch mehr Zimmern. Vorher waren es 75, jetzt sind es 103. Es ist mit seiner neuen fünften Etage dem Himmel sozusagen ein Stück näher gerückt.“ Nun fehle nur noch die Dachterrasse und Lounge zum Ausruhen ganz oben, wandte sie sich an die Architektin Bettina Kaiser und leitende Landeskirchenbaudirektorin Gudrun Gotthardt.

Ein eigenes Café

Das ESG-Wohnheim in der Bachemer Straße verfüge über ein eigenes Café und diverse Veranstaltungsräume, sagte Neufang. Die zehn bis 18 Quadratmeter messenden 103 Zimmer seien mit WC und Dusche ausgestattet. Jede Etage verfüge über eine Gemeinschaftsküche. Ausdrücklich gewünscht sei, so Neufang, dass die Bewohner und Bewohnerinnen sich aktiv einbrächten in die Gestaltung der ESG-Arbeit, dass sie sich engagierten in Gremien und Projektgruppen des Wohnheims.

Die Evangelischen Studierendengemeinden bewegten und beschäftigten zahlreiche Themenfelder, so Neufang. „Vom Klimawandel angefangen über die Frage nach einer angemessenen Friedensethik und Politik in diesen Zeiten bis hin zu Teilhabe und Partizipation, Bildungsgerechtigkeit, Integration und Migration.“ Neufang wisse, dass Latzel ein offenes Ohr und Herz für gesellschaftliche Fragen und Herausforderungen habe.

Der Präses zeigte sich beeindruckt von der Besichtigung der tieferen ESG-Räume. Die dortige Sandkapelle sei das einzige, „was nicht angerührt wurde. Alles andere, alle Räume wurden wirklich neu gemacht, inklusionsgerecht, ökologisch.“ Auch wenn wir als Theologen und Theologinnen dächten, dass man nicht auf Sand bauen solle, so freue es ihn, wenn Menschen hier eine Heimat finden könnten und diese auf die Sandkapelle „aufbaue“. Wer anderen in Köln erklären wolle, wo die ESG zu finden sei, müsse stets sagen, so Latzel: „Das ist das Wohnhaus bei der Sandkapelle.“ Und Latzel findet es „schön, dass das einfach eine tragende Funktion hat.“ Insgesamt ein „Point of Interest“ (interessanter Ort). Er habe sich gerade selbst von der Schönheit und Besonderheit dieses geistlichen Ortes überzeugen können. Und man bemerke dort auch etwas von dem in der Andacht thematisierten Pfingstwunder, wies der Präses auf die in Treppenhausnischen aufgestellten Flaschen hin. Sie enthielten Sand aus unterschiedlichen Weltgegenden. Und stünden dafür, „wo die Menschen herkommen, die hier wohnen“.

Bildung im umfassenden Sinne

Latzel sprach die Hoffnung aus, dass die Bewohner und Bewohnerinnen vieles von ihrem sozialen Engagement nach außen tragen könnten. Dass sie Begegnung ermöglichen könnten, Gemeinschaft und Seelsorge. Dass dies ein Ort sei, „wo Menschen spüren können, dass es beim Lernen um mehr geht, als um das Anhäufen von Wissen, sondern dass wir gemeinsam diese Welt gestalten zu einem Ort, an dem andere auch gut und gerne leben können.“ Dazu wolle man als Evangelische Kirche beitragen. „Deswegen engagieren wir uns für eine Bildung im umfassenden Sinne.“ Er freue sich, wenn viel von diesem Sand hinauswehe in die Welt und diese ein Stück schöner mache.

Grenzübergreifendes, Interkulturelles und Interreligiöses

Annette Klinke, hauptamtliche Mitarbeiterin der Geschäftsstelle des Verbandes der Evangelischen Studierendengemeinden in Deutschland, betonte, dass es gut sei, dass wir ESG-Wohnheime wie in Köln hätten. Diese Wohnheime nämlich setzten Grenzübergreifendes, Interkulturelles und Interreligiöses in einer ganz hervorragenden Art und Weise um. „Hier findet Auseinandersetzung miteinander statt“, und dabei könne man seinen eigenen Standpunkt sehr viel besser begreifen, erläuterte die Referentin für Internationale Beziehungen und Ökumene. Und es wachse hinaus über die hier wohnenden 103 Menschen. „Denn von dem, was ich hier erlebe, erzähle ich ja auch weiter. Die Kreise, die ihr hier betreut und die dieses Haus birgt, sind so viel größer, als es nur die Menschen betrifft, die hier sind.“

Offenheit und Toleranz

Prof. Dr. Andreas Mühling, Hochschulpfarrer der Universität Trier, sprach für die Studierenden-Pfarr-Konferenz der EkiR. 1930 habe sich die rheinische Kirche stark engagiert in der Errichtung eines Wohnheims für Studentinnen in Köln. Als sensationell bezeichnete der Professor für Evangelische Kirchengeschichte und Leiter des Ökumenischen Institutes für interreligiösen Dialog, dass vor mehr als 90 Jahren das Heim ausdrücklich für Studentinnen unterschiedlicher Konfessionen eröffnet worden sei. „Es ging also wirklich darum, hier ein Wohnheim zu errichten, in dem nicht nur Gemeinschaft gelebt, sondern eben auch aus unterschiedlicher konfessioneller Haltung heraus auch in einen Diskurs gegangen, sich gestritten und ausgetauscht wird.“ Offenheit habe in Köln Tradition, attestierte er der rheinischen Kirche, mit dem damaligen und dem heutigen Wohnheim ein starkes Signal gesendet zu haben bzw. zu senden. Als Trierer schrieb er den Kölnern und Kölnerinnen ins Stammbuch, dass ihnen diese Offenheit und Toleranz niemand so schnell nachmache.

Neufang dankte allen am Umbau Mitwirkenden und stellvertretend in sehr persönlichen Worten Architektin Bettina Kaiser. Neufang stellte fest, dass sie in den zwölf Jahren ihrer ESG-Tätigkeit gelernt habe, „wie wichtig und entscheidend es ist, die Bedürfnisse und Anliegen der Studierenden wahr- und ernst zu nehmen“. Wie wichtig, „mit ihnen gemeinsam Wege der Entscheidung und Teilhabe zu suchen, auf Augenhöhe und partizipativ“. Neufang hofft, „dass wir als Landeskirche immer wieder nach Wegen suchen, junge Menschen in Entscheidungsprozesse und Beratungen einzubeziehen, von ihnen zu lernen und profitieren“. Dies tue jeder himmlischen Botschaft gut und verleihe Bodenhaftung.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich