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Solide Finanzen – finanzielle Solidarität: Nachrichten von der Herbstsynode des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

99 Tage nach ihrer Amtseinführung als neue Superintendentin begrüßte Pfarrerin Andrea Vogel 114 von 140 Synodalen zur Herbstsynode ihres Kirchenkreises im Haus der Evangelischen Kirche. Zurzeit besucht Vogel die Gemeinden im Rechtsrheinischen und im Bergischen Land, um mit den Presbyterien zukünftige Schwerpunkte ihrer Arbeit zu besprechen. Superintendentin Vogel teilte sich den Jahresbericht mit ihrem Stellvertreter, Synodalassessor Christoph Nötzel, der den Kirchenkreis bis zur Amtseinführung von Vogel nach der Pensionierung ihres Vorgängers, Kurt Röhrig, einige Monate geleitet hatte. Nötzel warnte die Synode vor „schierer Nabelschau“. Die Kirche müsse über Diskussionen der Finanzen und Strukturen hinaus „geistliche Orientierung“ bieten: „Dann wird der Kirche ihr Profil wie von selbst zuwachsen.“ Die Synode war sich dennoch einig: Man kommt in Zeiten der überall spürbaren globalen Finanzkrise nicht daran vorbei, die eigene Organisation zu überdenken. Die Superintendentin bezog dazu Stellung: „Es wird auch künftig zu Zusammenschlüssen von Gemeinden und verstärkter übergemeindlicher Zusammenarbeit kommen.“ Vogel verwies auf die Fusion der Bodelschwingh-Gemeinde Köln-Höhenhaus und der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus sowie den Zusammenschluss der Gemeinden Volberg, Forsbach und Rösrath.



Außerplanmäßige Synode im Frühjahr – theologische Verstärkung schon jetzt
Andrea Vogel lud die Synodalen zu einer außerplanmäßigen Synode im kommenden Frühjahr ein. Einziges Thema wird die neue Rahmenkonzeption für den pfarramtlichen Dienst im Kirchenkreis sein. „Es kommt die Zeit, da wir wieder mehr junge Pfarrerinnen und Pfarrer brauchen werden“, sagte die Superintendentin. Mit der Sondersynode erfüllt der Kirchenkreis einen Beschlussauftrag der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Nicht als theologischer Nachwuchs, sondern als theologische Verstärkung übernahm jetzt Pfarrer Hermann Kotthaus mit besonderem Beschäftigungsauftrag der Landeskirche Verkündigungs- und Seelsorgedienste im Kirchenkreis für die Dauer von maximal sechs Jahren, er hielt auch den Eröffnungsgottesdienst der Kreissynode in der Kölner Kartäuserkirche.

Ökumene konkret: „Sonntagsprojekt“ wird vorangetrieben
Positiv erlebt hat Andrea Vogel in den ersten Monaten ihrer Amtszeit die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche. „Ich freue mich über die hohe Bereitschaft zu ökumenischer Zusammenarbeit im Kirchenkreis. Das Interesse ist auf beiden Seiten hoch.“ Als konkretes gemeinsames Vorhaben nannte Vogel erstmals ein sogenanntes „Sonnntagsprojekt“ zur Sicherung des arbeitsfreien Wochenendes und zur Stärkung der eigenen Identität. Beteiligt seien neben Kreisdechant Monsignore Klaus Anders unter anderem der Kölner katholische Stadtdechant, Prälat Johannes Bastgen, Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, und die evangelische Melanchthon-Akademie. Zugleich betonte Vogel vor der Synode auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den drei Superintendenten, von denen zwei – so wie sie selbst – erst im Frühjahr neu in ihr Amt gewählt worden waren.

Unterstützung für das bedrängte Kalungu
Über die bedrückende Situation der Menschen im afrikanischen Partnerkirchenkreis Kalungu im Kongo, mit dem der evangelische Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch verbunden ist, berichtete Superintendentin Vogel außerdem: „Die kriegerischen Auseinandersetzungen vor allem im Osten des Landes sind wieder aufgeflammt. Milizen ziehen raubend durch die Dörfer, welche von Uno-Fahrzeugen im Schlamm nicht mehr erreicht werden. Insbesondere Vergewaltigungen von Frauen nehmen zu.“ Auch im kommenden Jahr hält der Kirchenkreis daher Mittel bereit, um die Not im Kalungo zu lindern: „Schon in allernächster Zeit werden wir Hilfsgelder in Höhe von rund 10.000 Euro bereitstellen“, erklärte Pfarrer Otmar Baumberger, Mitglied des Kreissynodalvorstandes, unmittelbar im Nachgang der Synode.

Forderung nach „Gerechtigkeitsdebatte“ in Köln und Region
Mit Blick auf die Situation im eigenen Land forderte der Synodale Arnd Henze eine offensive „Gerechtigkeitsdebatte“, die besonders gut im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch angestoßen werden könne, weil auf dessen Gebiet Stadt und Land sowie sozial stärkere und schwächere Viertel vereint würden und man gerade hier einen „Dialog zwischen Arm und Reich“ eröffnen könne.

Unterstützung für Arbeitslosenprojekt „Einstieg“ geht weiter
Weiterhin unterstützen wird der Kirchenkreis das Projekt „Einstieg – Wege in den Beruf“ im Stadtbezirk Mülheim. Dort finden Jugendliche Unterstützung, die große Schwierigkeiten beim Übergang von den Schule in den Beruf haben. Seit zehn Jahren können Schulabbrecher, Sonder- und Hauptschüler sowie -schülerinnen zum Beispiel Bewerbungstrainigs absolvieren. Im vergangenen Jahr wurde das Kirchenkreisprojekt in die Trägerschaft des Vereins Christliche Sozialhilfe überführt. Die Synode beschloss, die Arbeit von „Einstieg“ in den kommenden zwei Jahren mit insgesamt 60.000 Euro zu unterstützen.

Haushalt mit 246.306 Euro im Plus
Mit einem „Riesenüberschuss“ wartete Finanzkirchmeisterin Barbara Ruhland auf. Die Jahresrechnung 2007 konnte mit einem Plus von 246.306 Euro abgeschlossen werden. Freuen können sich die Gemeinden. Sie bekommen aus dem Überschuss einen Euro pro Gemeindeglied überwiesen. 87.000 Euro werden in eine Rücklage für die Jugendarbeit eingestellt, der Rest fließt in diverse Rücklagen des Kirchenkreises. Für das Jahr 2009 beschlossen die Synodalen einen Haushalt mit einem Volumen von 1.143.000 Euro. „Wir können noch nicht verlässlich sagen, welche Einnahmen wir im kommenden Jahr aus den Kirchensteuern erzielen werden, weil wir nicht wissen, wie dramatisch sich der aktuelle wirtschaftliche Abschwung auf den Arbeitsmarkt auswirkt.“

Solidarität mit Contergan-Opfern
Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen berichteten über die Arbeit und die Aktivitäten in den beiden Gemeindebezirken. Dabei warf Claudia Posche, Pfarrerin am Altenberger Dom, den Blick auf das kommende Jahr. „Vor fast 750 Jahren, am 3. März 1259, wurde der Grundstein für den Bergischen Dom gelegt. Das werden wir 2009 mit Gottesdiensten und Konzerten feiern.“ Auf Antrag von Christoph Nötzel, Pfarrer im Bezirk Schildgen, beschloss die Kreissynode einen Antrag an die Landessynode. Die soll sich in Briefen an die Bundesregierung und das Pharma-Unternehmen Grünenthal, welches das Schlafmittel Contergan hergestellt hat, das Anliegen contergangeschädigter Menschen nach einer bedarfsgerechten Rente und Entschädigung unterstützen. Die Landessynode, so der Beschlussvorschlag, „solidarisiert sich mit dem Anliegen der Opfer nach einem Leben in Würde und Eigenständigkeit in wirtschaftlicher Sicherheit“. Zwei Contergan-Opfer und die Mutter eines Betroffenen waren jüngst in der Schildgener Andreaskirche in einen rund vierwöchigen Hungerstreik getreten, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Der Streik ist mittlerweile beendet.



Personalia: neue Ämter und Jubiläen
Otmar Baumberger, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dellbrück, wurde einstimmig von der Synode als Skriba in den Kreissynodalvorstand gewählt. Zu seinem Stellvertreter wählten die Synodalen den Bergisch Gladbacher Religionslehrer und Pfarrer Martin Häusling-Garbisch. Die Nachfolge von Dr. Peter Gottschalk als Synodalbeauftragter für das Christlich-Jüdische Gespräch tritt Dr. Rainer Lemaire an, Schulreferent im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Sein 25-jähriges Ordinationsjubiläum feiert Pfarrer Kurt Heinz Eschert (Höhenhaus), Pfarrer Kurt Kassing (Kalk) wurde vor 30 Jahren ordiniert. Otmar Baumberger (Dellbrück) ist seit 25 Jahren als Pfarrer tätig, sein Kollege Burkhart Demberg (Brück) 30 Jahre. Sein 40. Ordinationsjubiläum schließlich feierte am Pfingstsonntag, 11. Mai 2008, Dietrich Neuhaus (Dellbrück) in der Pauluskirche: Er ist damit der dienstälteste Prädikant des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Dieser Kirchenkreis bildet mit 20 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben rund 103.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 140 Synodalen vertreten werden.


Text: Stefan Rahmann
Foto(s): privat