„Wenn die Kirch esu voll is wie jetz, dann määt et Spass“, sagte Pfarrer Franz Josef Wimmer angesichts von mehr als 400 evangelischen und katholischen Christinnen und Christen und „anderen Jecken“, die gemeinsam den 13. Sessionseröffnungsgottesdienst in der evangelischen Christuskirche in Dellbrück feierten.
Zum zweiten Mal gestaltete der katholische Geistliche Wimmer den ökumenischen Gottesdienst in kölscher Mundart mit. „Nächstes Jahr bin ich Tradition“, so Wimmer. Schon dieser Gottesdienst sei ein gelungenes Beispiel, das aktuelle Sessionsmotto „Social jeck – kunterbunt vernetzt“ in die Tat umzusetzen, meinte der gastgebende Pfarrer Otmar Baumberger. „Dieser besondere Gottesdienst bringt Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und Vereinen zusammen.“ Wie in den Vorjahren standen Vertreter zahlreicher Dellbrücker Karnevalsgesellschaften und Vereine wieder mit ihren Plaggen in dem noch weihnachtlich geschmückten Altarraum.
„www steht für weltweites Warten“
Auf den Stufen vor dem Altar präsentierten auch die Kindertanzgruppen „Schnäuzerpänz“ und die „Kajuja-Küken“ ihre neuen Tänze. „Die Kinder sind unsere Zukunft, darum ist es wichtig, sie zu fördern, auch im Karneval“, betonte Baumberger. Mit Blick auf das Motto „Social jeck – kunterbunt vernetzt“ bedauerte er, dass die junge Generation so viel Zeit mit den neuen Medien verbringt: „www steht für weltweites Warten“. Allerdings sehe er auch die Vorteile der modernen Technik, zum Beispiel wenn er mit der Partnergemeinde in Brasilien innerhalb von Minuten kommunizieren könne.
Viele „Imis“ sind heute „große Karnevalisten“
Es sei wichtig, Menschen aus aller Welt in Köln willkommen zu heißen. „Der Dom, so wie er auf dem Logo zum Sessions-Motto abgebildet ist, sollte allen Menschen offen stehen.“ Viele „Imis“, also immigrierte Kölnerinnen und Kölner, seien heute „große Karnevalisten“.
Dass kölsches Liedgut und traditionelle Kirchenlieder gut zusammen passen und Schunkeln auch in einer evangelischen Kirche möglich ist, bewies die Gemeinde, wieder unterstützt von der Kapelle „Bloß mer jet“ sowie Johannes Schnitzler an der Orgel und Otmar Baumberger am Klavier.
Rote Nase, dicke Trumm, Beffchen rut-wieß
Am Ende des kölschen Gottesdienstes zogen Pfarrer Baumberger mit dicker Trumm, sein Kollege Pfarrer Klaus Völkl von der Dellbrücker Pauluskirche, mit rot-weißem Beffchen, und Franz Josef Wimmer, gemeinsam mit den anderen Akteuren, den Plaggenträgern der Vereine und den Kindertanzgruppen aus der Kirche aus.
Seit 2003 lädt die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide jeweils am ersten Sonntag im neuen Jahr zu dem ökumenischen Sessionseröffnungsgottesdienst in die Christuskirche ein. Die Anregung dazu gab der Heimatverein „Ahl Kohjasser“.
Ein Wort der Redaktion:
An dieser Stelle erklärt die Redaktion von www.kirche-koeln.de die verspätete Veröffentlichung dieses Beitrags: Bei der Vielfalt der Ereignisse der letzten Wochen, vor allem nach dem Anschlag in Paris auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo", hatten wir uns kurzfristig entschlossen, das jecke Treiben nicht so sehr in den Vordergrund zu stellen. Nun aber wollen wir uns an Paulus' Worte an die Römer halten: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden“ (Röm. 12,15).
Foto(s): Katharina Warkentin