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Markus Zimmermann, Superintendent Kirchenkreis Köln-Nord, und Kerstin Müller, Küsterin in der Erlöserkirche.

„Siehe, ich mache alles neu“: Gottesdienst zur Widmung der Erlöserkirche

Dieses Ereignis wollte der Präses auf keinen Fall verpassen. Und so war Dr. Thorsten Latzel natürlich auch Gast beim Widmungsgottesdienst für die neue Erlöserkirche in Weidenpesch, zu dem Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord, 199 Gäste in der vollbesetzten Kirche begrüßte. „Das ist der Tag, den Gott gemacht hat. Lasst uns jubeln. Das ist der Tag, auf den wir lange hingefiebert haben, für den wir lange gearbeitet und geackert haben.“

Ein Zukunftsprojekt

Der Präses war beeindruckt: „Beginnen möchte ich diese Einweihungspredigt mit einem geistlichen ,Wow‘. Wow – was für eine Leistung! ,Mut baut Zukunft.‘ So hieß das Motto des Evangelischen Kirchbautages hier in Köln vor zwei Monaten. Und Mut haben Sie wahrhaft bewiesen: als Gemeinde, als Presbyterium, als Pfarrer/innen, als Mitwirkende. Sie haben zwei Kirchen, ein Pfarrhaus, zwei Mitarbeiterhäuser, ein Gemeindezentrum und eine Kita aufgegeben. Gleichsam ein kirchengebäudliches ,All In‘ gespielt. Um hier etwas Neues zu bauen. Das ist eine wirklich große Mut-Tat, ein Zukunftsprojekt. Und das hat viel Kraft, Energie, Mut und Lebenszeit gekostet.“

Und dieses Zukunftsprojekt kann sich wahrlich sehen lassen. „Der Siegerentwurf von harris + kurrle architekten bda sieht einen äußerst kompakten Baukörper vor, der bei aller Strenge die Vielfalt des Lebens durch seine Gestalt nach Außen vermittelt. Stadträumlich setzt das Gebäude selbstbewusst einen ausdrucksstarken Punkt in der Umgebung. Durch seine Kompaktheit wirkt es trotz der gegenüber der Umgebung leicht exponierten Höhenentwicklung keineswegs unmaßstäblich. Vielmehr wird der Kirchplatz dadurch klar definiert“, hieß es in der Beurteilung der Wettbewerbsjury über den Sieger-Entwurf des Stuttgarter Büros. Joel Harris war bem Widmungsgottesdienst auch vor Ort und überreichte Markus Zimmermann einen riesigen Schlüssel als Symbol für die endgültige Inbetriebnahme des Gebäudes. In dem sind zahlreiche Nutzungen untergebracht.

Der Kirchenraum im Erdgeschoss bietet Platz für rund 100 Personen. Für besondere Gottesdienste kann der Kirchenraum mit dem Foyer und angrenzenden Gruppenräumen für maximal 199 Personen erweitert werden. Das Gemeindebüro befindet sich im ersten Obergeschoss. Die geplante dreigruppige Kindertagesstätte im Erd- beziehungsweise Gartengeschoss, dem ersten Untergeschoss, ist Ersatz für die entfallende, zweigruppige Kindertagesstätte der Gemeinde an der Nibelungenstraße 60. Die neun Wohnungen in dem Gebäude ersetzen das Mitarbeiterhaus.

„Eine Hauskirche 3.0

Der Präses erinnerte an die „lange geistliche Wüstenwanderung“, die hinter der Gemeinde liege: „Angefangen mit den allerersten Beschlüssen vor 20 Jahren über die geistlich begleitete Aufgabe der Philipp-Nicolai-Kirche in Mauenheim und der alten Erlöserkirche in Weidenpesch, dann acht lange Jahre Bauplanung, gut zwei Jahre Neu-Bauphase, bis wir heute endlich die neue Erlöserkirche einweihen können.“ Latzel dankte allen am Bau Beteiligten. Besonders dem Pfarrer-Ehepaar Susanne und Markus Zimmermann: „Diese Kirche ist ein echtes Lebensprojekt von Ihnen. Sie sind seit 20 Jahren dran, haben Höhen, Tiefen durchschritten. Sie sind selbst als erstes in die Wohnungen eingezogen. Bei Zoomschaltungen mit Ihnen, Herr Zimmermann, konnten wir in der letzten Zeit immer noch die Bauarbeiten hören.“

Der Präses würdigte das neue gemeindliche Konzept, das mit dem Neubau in Weidenpesch umgesetzt werden soll: „Eine Hauskirche 3.0 – Kirche im Veedel – eine Art „Back to the roots“ zu einer neuen Form ur-christlicher Hausgemeinschaft. Kirche, Kita, Wohnungen, Gemeinde in einem einzigen Kubus. Gott als direkter Wohnungsnachbar. ,Living next door to Jesus.‘ Hier in der Derfflingerstraße Nummer 9 wohnen die Menschen bei Gott und Gott bei den Menschen. Kinderwagen und Rollator Reifen an Reifen neben der Lieferung des neuen Gemeindebriefs an der Kirchentür. Leben, begegnen, beten – essen, spielen, feiern, still werden. Eine Kirche unmittelbar vernetzt im Sozialraum: geistlich konzentriert, um zugleich erkennbar nach außen zu strahlen.“

Ort der Hoffnung, des Trostes, des Wunders

Latzel nahm auch Bezug auf die beginnende Adventszeit: „Jetzt im Advent feiern wir, dass Gott Mensch wird. Inkarnation. Gott nimmt Fleisch an, wird verwechselbar, einer von uns. Passend dazu feiern wir heute die Hauswerdung Ihrer Gemeinde.“ Und der Präses erinnerte an das Bibelwort „Siehe, ich mache alles neu“: „Das ist eine starke Verheißung, die Sie bei der Entwidmung der alten und der Grundsteinlegung der neuen Kirche begleitet hat. Es ist Gott, der hier spricht. Und es ist Gott, der uns als Gemeinde beruft, sammelt, erleuchtet, begabt – und der seine Kirche baut.“ Das befreie die Menschen von Überheblichkeit und Verzagtheit. Aber niemand dürfe vergessen: „Wir bauen hier immer nur auf Zeit. Selbst unsere altehrwürdigsten Kirchen stehen auf den Gotteshäusern früherer Jahre. Und es sind Gebäude auf Zeit. Sich daran zu erinnern, schenkt einem die Gelassenheit von 2000 Jahren – auch dann, wenn das Haus die ersten Macken bekommt. Wenn Gott selbst seine Kirche immer wieder erneuert, ist es gut, dass wir uns nicht an Vergänglichem festmachen. Seien Sie daher Erlöserkirche in Ihrer Zeit, an Ihrem Ort. Ihre Aufgabe ist es, hier und jetzt für die konkreten Menschen in Ihrem Viertel Ort der Hoffnung, des Trostes, des Wunders zu sein.“

Während des Gottesdienstes, dessen Liturgie neben dem Pfarrer-Ehepaar Zimmermann auch Pfarrerin Christina Schlarp leitete, wurden mit kurzen Wortbeiträgen „Gegenstände“ aus dem Kirchraum sozusagen offiziell in den Dienst gestellt. So etwa die Orgel mit dem Wort aus dem Psalm 150: „Lobt Gott mit Hörnerrschall, mit Harfe und Leier, mit Trommel und Reigen, mit Saiten und Pfeife.“ Oder der Taufaltar mit einem Wort aus dem Johannes-Evangelium: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

Dafür wurden jedenfalls im Gebäude der neuen Erlöserkirche alle Voraussetzungen geschaffen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann