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Sieben Wochen ohne: «Auf!klären» und Konflikte meistern in der Fastenzeit

Wenn die Deutschen Ärger mit dem Nachbarn haben, gibt es oft Zoff. Es gebe hier zu Lande keine Streitkultur, sagt der Sozialpsychologe Volker Linneweber. Die Menschen könnten nicht richtig verhandeln und Kompromisse schließen. Konflikte im Gespräch anzugehen, regt die am Aschermittwoch (25. Februar) beginnende evangelische Fastenaktion «Sieben Wochen ohne» an. «Auf!klären» lautet das Thema der bis Ostern dauernden Aktion.

«Sieben Wochen ohne» startet in diesem Jahr zum 21. Mal. Die Aktion hat sich von einer Stammtischidee zu einem Millionenprojekt entwickelt. Am Aschermittwoch beginnt für Christen traditionell mit der Fastenzeit die Vorbereitung auf das Osterfest. Der Verzicht auf Speisen und Getränke gilt traditionell als Buße und Symbol für spirituelle Erneuerung.

«’Auf‘ kann wachrütteln bedeuten und ‚klären‘, mit seinem Leben ins Reine kommen», erläutert die Projektleiterin im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, Heike Adolff, das Motto. Es hat viele Facetten: «Auf» könne «sich auf zu machen» heißen, oder aber auch «sich öffnen für andere», sagt Adolff. Immer stehe bei der Fastenaktion jedoch die Versöhnung im Vordergrund. «Sich miteinander auseinander setzen» sei die Devise.

«Das Thema kann heiß werden», mutmaßt ein Teilnehmer schon gespannt im Internet-Forum. Dass in «Aufklären» sowohl «klären» als auch «klar» steckt, darüber sind sich zwei Chatter einig. Nur sei zu bedenken, dass auch Wirrköpfe ihre Gedanken für «klar» hielten und andere missionieren wollten.

«Ich bin sehr auf Harmonie bedacht. Man darf nur nicht versuchen, sie mit dem Vertuschen von Konflikten zu erkaufen», wird die inzwischen verstorbene Sozialpolitikerin Regine Hildebrandt im Fastenkalender zitiert. Dies ist ihr Rezept, bei dem «keiner an Herzdrücken stirbt». Die Teilnehmer der Fastenaktion bekommen eine Reihe solcher Aufmunterungen in die Hand: Geschichten, Arbeitshilfen und Bilder sollen Tipps, Beispiele und Hilfe geben beim Umgang mit Auseinandersetzungen – all das ist hier zu finden.

Um den Verzicht auf alltägliche Annehmlichkeiten wie Naschen, Rauchen oder Fernsehgucken geht es natürlich auch bei «Sieben Wochen ohne». Weil es sich erfahrungsgemäß mit Gleichgesinnten leichter fasten lässt, können sich die Teilnehmer in Gruppen zusammenschließen oder sich im Internet austauschen. Um den Start zu erleichtern, gibt es von Rosenmontag an (23.2.) bis zum 3. März eine Telefonhotline (069/5 80 98-247).

Bereits im vergangenen Jahr nahmen über zwei Millionen Menschen unterschiedlicher Konfession und auch Religionen an der Fastenaktion teil, «vom Manager bis zum Sozialhilfeempfänger», wie Adolff sagt. Damals lautete das Thema «Lebens(t)räume», das jetzige findet ein Chatter jetzt schon «spannender»

Text: 7 Wochen ohne
Foto(s): 7 Wochen ohne