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Sehr hohe Beteiligung am Projekt „Erwachsen glauben“ in Köln und der Region

Das Resümee von Rüdiger Penczek, Pfarrer in Wesseling und Synodalbeauftragter für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste, fiel fast schon überschwänglich aus. „Sie alle waren Zeuge eines Wunders“, sagte er den Besuchern des „Dankeschön-Abends“, mit dem das Projekt „Erwachsen glauben“ des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region einen vorläufigen Abschluss fand.

Etwa 60 der 150 haupt- und ehrenamtlichen Kräfte, die entsprechende Glaubenskurse vorbereitet hatten, waren dazu ins Haus der Evangelischen Kirche gekommen und hatten Schilder mit den Namen ihrer Gemeinden mitgebracht. 33 von insgesamt 56 Gemeinden des Verbandes hatten sich an „Erwachsen glauben“ beteiligt, und es war dieser hohe Prozentsatz, der Rüdiger Penczek von einem „Wunder“ sprechen ließ.

Mehr über den christlichen Glauben erfahren
Die Protestanten der vier Kirchenkreise in Köln und Region reagierten mit dem vor rund anderthalb Jahren eingeleiteten Projekt auf die Initiative „Kurse zum Glauben“, die 2010 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ins Leben gerufen worden war und Menschen ansprechen sollte, die mehr über den christlichen Glauben erfahren möchten, die diskutieren und kritische Fragen stellen, die vielleicht auch zweifeln oder am Rande der Gemeinden stehen. Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, hatte „Erwachsen glauben“ zum Auftakt der Kurse im Januar als Hinwendung zu den „Kerngeschichten und –themen“ der Kirche begrüßt.

Nicht nur Feiern und Klönen beim Dankeschön-Abend
Weil diese Themen ihrer Natur gemäß nicht erschöpfend zu behandeln sind, gehörte zum Motto des „Dankeschön-Abends“ nicht nur das „Feiern und Klönen“ mit Gesang, gutem Essen und Talkrunden, sondern auch das erneute „Aufbrechen“. In dieser Hinsicht machte eine anonyme Befragung Mut: Vertreterinnen und Vertreter von immerhin 14 Gemeinden gaben an, sie würden die Glaubenskurse gleich fortsetzen, die übrigen wollen sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen. Keine Gemeinde gab an, sie werde solche Kurse „niemals wieder“ anbieten.

Kompromisse wurden gesucht und gefunden
Alle im Rahmen der Talkrunden befragten Haupt- und Ehrenamtler sprachen von einem sehr positiven Gruppen- und Gemeinschaftserlebnis, das sich bei der Vorbereitung und Durchführung der Kurse eingestellt habe. Auch wenn Michaela Rusch aus Rösrath sagte, die Einigung in der Vorbereitungsphase sei „sehr anstrengend“ gewesen, da man Kompromisse zwischen den unterschiedlichen Meinungen über das zu verfolgende Konzept finden musste. Dass es auch originelle, „bürgernahe“ Herangehensweisen gab, bewies der Fall der Gemeinde Worringen. Dort hatten die Kurstreffen in den Räumen der Feuerwehr, beim Steinmetz, beim Friseur oder beim Bäcker stattgefunden.

Großer Zuspruch in Lindenthal
Spitzenreiter war die Gemeinde Lindenthal, deren Glaubenskurs „Expedition. Entdeckungsreise zu mir, Gott und anderen“ bis zu 50 Teilnehmende anzog. Die Gruppe sprach etwa in der Antoniterkirche über die Werke von Ernst Barlach, auf dem Melatenfriedhof über die „Spuren der Zeit“ oder im Käthe Kollwitz-Museum über die deutschen Expressionisten und den Ersten Weltkrieg. „Es gab aber auch Veranstaltungen in den beiden Kirchen der Gemeinde und dabei etwas zu essen und zu trinken“, verriet Pfarrer Armin Beuscher. Sigrid Stuhlmann vom Lindenthaler Vorbereitungskreis führte den großen Zuspruch nicht zuletzt auf den ansprechenden Flyer zurück, der während des Weihnachtsgottesdiensts verteilt worden war. Und Mitstreiterin Dr. Heike Henneken berichtete, bei der Vorbereitung haben man sich ein wenig von den Vorgaben der Modelle für Glaubenskurse lösen müssen, um zu einem guten Ergebnis zu kommen.

Auf die Bedürfnisse zugeschnitten
Nicht weniger als 15 solcher Modelle hatten Mitarbeiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen Kirche im Rheinland (gmd) und Kerygma, eine Agentur für wertorientierte Unternehmenskommunikation, den Mitgliedern der Vorbereitungskurse im Rahmen von Workshops und auf Info-Veranstaltungen an die Hand gegeben. Denn die Kurse – egal ob auf vier oder zwölf Termine angesetzt – sollten Mindeststandards erfüllen, nachhaltig sein zum Beispiel, aber auch einen leichten Einstieg in das Thema ermöglichen. „Außerdem musste man sich Gedanken darüber machen, in welchem Sozialraum die jeweiligen Kurse konkret stattfinden. Die Bedürfnisse sind ja in einem alten Arbeiterviertel ganz andere als in einem Viertel, wo junge Akademiker-Familien leben“, sagte Martin Kaminski vom gmd.

Persönlich den Kontakt suchen und mehr Männer aktivieren
Projektleiter Michael Birgden von Kerygma sah bei aller Freude über das Engagement in den Kirchengemeinden in dieser Hinsicht durchaus noch Luft nach oben: „Wenn man solche Kurse durchführt, muss man die Antennen ausfahren und erkennen, wie die Zielgruppe aussieht, welche Fragen sie hat und dann darauf reagieren und die Kurse entsprechend gestalten. Dann kann man auch guten Gewissens persönlich den Kontakt suchen oder Bekannte ansprechen, um mitzumachen.“ Susanne Beuth, Pfarrerin in Klettenberg, weiß jedenfalls, wen sie ansprechen muss: „Bei unserem 'Wellness für die Seele'-Kurs haben zu 80 Prozent Frauen mitgemacht. Das war wohl in vielen Gemeinden ähnlich und das sollte sich ändern.“ Diese Chance besteht in Klettenberg, dort wird sich der Glaubenskurs nun weiter alle sechs Wochen treffen.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans