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Sehr aufschlussreich für alle Gemeinden: die Ergebnisse der Mitgliederbefragung der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover

„Die Zukunft der Kirche liegt in der Mitte der Gesellschaft“
Anlässlich der Wahlen zu den Kirchenvorständen in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover sind 2006 alle 2,6 Millionen Wahlberechtigten schriftlich über ihre Meinung zum Leben in ihrer Kirchengemeinde befragt worden, also Menschen, die eher der Kirche verbunden sind. Kurz vorher ist eine repräsentative Telefonbefragung mit 1.751 Befragten vorgenommen worden – das waren eher der Kirche fernstehende Menschen. Vor allem aus dem Vergleich zwischen der schriftlichen und der repräsentativen Telefonbefragung lassen sich interessante Rückschlüsse auf das Potential der evangelischen Kirche in dieser größten deutschen Landeskirche ziehen – die sich aber auch auf andere Gemeinden, etwa unserer Landeskirche ausdehnen lassen.
Die Ergebnisse von Hannover sind aus Sicht der Autoren der Studie darum bemerkenswert, „weil sie zeigen, dass es ein beachtenswertes Potential für die evangelische Kirche sozusagen ‚in der Mitte der Gesellschaft‘ gibt, das besser als bisher ausgeschöpft werden sollte. Ja, man kann nach den Ergebnissen dieser Untersuchung behaupten: Wenn es der Kirche gelingt, erhebliche Ressourcen für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien zu konzentrieren und gewisse Engführungen zu erweitern, braucht sie sich keinerlei Sorge um ihre Zukunft zu machen.“

Die gesamte Studie als pdf-Dokument findet sich hier (18 Seiten). Hier einige Ergebnisse im Überblick:

Nach wie vor an erster Stelle: Der Gemeindebrief
Auf die Frage, wo die Betreffenden in den letzten vier Wochen ihre Kirchengemeinde wahrgenommen haben, steht der Gemeindebrief in beiden Befragungsgruppen ohne nennenswerte Abweichungen an erster Stelle: Rund 80 Prozent der Befragten beider Gruppen gaben „einmal“ oder „mehrmals“ an. Darauf folgen Meldungen und Berichte in den regionalen Tageszeitungen, die von den schriftlich Befragten mit rund 65 Prozent erkennbar stärker wahrgenommen werden von den telefonisch Befragten, eher Kirchenfernen – doch auch die kommen immerhin noch auf rund 55 Prozent „einmal“ oder „mehrmals“. Der Schaukasten spielt als Kontaktfläche zur Kirchengemeinde in beiden Befragungen mit 25 bis 30 Prozent eine eher nachrangige Rolle. In der Teilnahme an Gottesdiensten und Veranstaltungen sowie durch persönliche Kontakte mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde, sind die Kontakte der schriftlich Befragten erwartungsgemäß etwas häufiger als die der repräsentativ Befragten. Auch diese bestätigen aber mit deutlich mehr als 50 Prozent überwiegend diesen direkten Kontakt zur Kirchengemeinde. Übrigens: Das Internet als Möglichkeit, die Kirchengemeinde wahrzunehmen kam in der Befragung leider nirgends vor.

Wer kennt wen?
Erwartungsgemäß fallen die Antworten auf die Frage: „Wie gut kennen Sie die Mitarbeiter/-innen Ihrer Kirchengemeinde?“ ähnlich aus. Hier liegen die Werte der schriftlich Befragten generell, was Pastor/Pastorin, Kirchenvorstand und andere Mitarbeiter anbetrifft, höher als die der Kirche eher fernstehenden Befragten. Aber auch bei ihnen sind die Werte für „kenne ich gut“ oder „kenne ich vom Sehen, aber nicht persönlich“ für Pastor/Pastorin mit 82 % (schriftlich Befragte: 89 %) und für den Kirchenvorstand mit 61 % (schriftlich Befragte: 71 %) recht hoch. Die Rankings sind in beiden Befragungen mit Pastor/Pastorin, Kirchenvorstand und Küster/Küsterin an den ersten drei Plätzen fast identisch. Interessant ist hier die Differenz in der Wahrnehmung der Mitarbeiter/-innen der Tagesstätte, für die 32 % der repräsentativ Befragten, aber nur 23 % der schriftlich Befragten eine Kenntnis bejahten.

Eher mangelhaft wahrgenommen: Gesprächskreise, Vorträge und Seminare
Auf die Frage „Was hören Sie über die Veranstaltungen Ihrer Kirchengemeinde?“ schneiden Gottesdienst, Gemeindefeste und Kirchenkonzerte in beiden Befragungen überaus positiv ab. So ist recht erstaunlich, dass im Blick auf die Gottesdienste 52 % der eher kirchenfernen Befragten Gutes oder überwiegend Gutes hören, bei den Gemeindefesten sogar 61 %. Die Werte der schriftlich Befragten liegen erwartungsgemäß höher. Auch Chöre und Musikgruppen genießen ein überwiegend positives Image, und zwar in beiden Befragungsgruppen . Zu den – auch in der schriftlichen Befragung (!) – eher weniger bekannten Angeboten („keine Angabe/noch nie davon gehört“) zählen Gesprächskreise, Vorträge und Seminare. Das heißt: Auch unter den kirchlich enger Verbundenen werden diese Angebote weniger wahrgenommen. Interessant sind die Ergebnisse bei den Angeboten für Kinder, die bei den eher kirchenfernen Befragten mit immerhin 55 % positiven Bewertungen häufiger ein gutes Image verbuchen können als bei den schriftlich Befragten mit 48 %.

Bekannt und beliebt: Gottesdienste, Gemeindefeste und Kirchenkonzerte
Bei den Antworten auf die Frage „Wie oft nehmen Sie selbst an Angeboten der Kirchengemeinde teil?“ rangieren wieder Gottesdienste, Gemeindefeste und Kirchenkonzerte mit bis zu 46 % unter der Antwort „gelegentlich“ an vorderster Stelle, sowohl in der telefonischen Repräsentativbefragung als auch in der schriftlichen Befragung. Bemerkenswert ist, dass die weniger bekannten Angebote Gesprächskreise, Vorträge und Seminare im Durchschnitt der schriftlich und der repräsentativ Befragten gleichermaßen wenig genutzt werden. Entsprechendes gilt für die zielgruppenspezifischen Vorgaben „Angebote für Jugendliche“, zu der sich insbesondere in der telefonischen Repräsentativbefragung die dem Jugendalter längst Entwachsenen nicht äußern mochten (keine Angabe), und bei der Teilnahme an „Chor bzw. Musikgruppe“.

Text: EKD
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