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Sehnsucht füllte die Kulturkirche Köln

Mit einem Lächeln kam er, und mit einem fast spitzbübischen Lächeln ging er: Luka Bloom sang sich in der Kulturkirche Köln in Nippes in die Herzen des Publikums, das er vom ersten Gitarrenklang bis zum letzten a capella Ton fesselte und mit seinen sehnsüchtig-warmen Melodien teilweise zu Tränen rührte.

Der Ire, Inbegriff eines Singer-Songwriters, war auf zehntägiger „Head & Heart“-Deutschlandtournee, und wie zuvor in Kaiserslautern verzauberte er auch in Köln das Publikum. Gleichzeitig war wohl auch er bezaubert von dem ungewöhnlichen Konzertort, an dem sonntags evangelische Gottesdienste mit Pfarrer Thomas Diederichs stattfinden. Denn mit Blick durch das bestens gefüllte Kirchenschiff verriet Luka Bloom: Ich fühle mich zu Hause.

"Exploring The Blue"
Ein Mann und drei Gitarren – das genügte, um an diesem Septemberabend die Konzertbesucher vom Hier und Jetzt in andere Sphären zu entführen. Die weiche Stimme des Iren drang über die Ohren unmittelbar ins Herz. Seine Stimme durchdrang den Raum und nahm die Zuhörer mit in irische Landschaften, in sehnsüchtige Träume und (un-)erfüllte Beziehungen: „Water Ballerina“, „Freedom Song“ und „Exploring The Blue“ erfüllten das Kirchenschiff. Luka Bloom setzte bei den alten und neuen Songs, die er vortrug, aber auch Kontrapunkte durch kritische Töne, beispielsweise zum Umgang mit Einwanderern in „No Matter Where You Go, There You Are“.

Mit kölscher Sangeslust
Seit rund 40 Jahren macht der Sänger, Komponist und Gitarrist unbeirrt seine Art von folkinspirierter Musik – gradlinig, ehrlich und voller Gefühl. Bodenständig und authentisch präsentierte Luka Bloom sich nicht nur in seinen Songs und seiner Spielweise, sondern auch in dem, was er erzählte. Er sei als „Landei“ aufgewachsen, erzählte er – schelmisch lächelnd – dem Publikum mit diesem deutschen Wort von seiner Kindheit. Er sprach von seiner Liebe zur Musik, von seinen Jahren in den USA und seiner Zeit in Australien, wo er auf Wunsch des Dalai Lama diesen 2011 bei einer Rundreise mit einem Lied begleitete. „As I Waved Goodbye“ handele vom Abschied des jungen Dalai Lama von seiner tibetischen Heimat. Selbstverständlich erklang es auch in der Kulturkirche. So wie die verschworene holländische Männergruppe aus Maastricht waren wohl auch die meisten anderen Zuhörer mit den biographischen Eckdaten des Iren vertraut und wussten, dass er die ersten Auftritte mit seinem älteren Bruder Christy Moore gemacht hatte, für den er fortan viele Kompositionen schrieb. Unbekannt dürfte dagegen vielen gewesen sein, dass sich der als Barry Moore geborene Musiker erst 1987 in Luka Bloom umbenannte: Luka nach einem Song von Suzanne Vega, Bloom nach einem Dubliner aus James Joyces „Ulysses“.

Ein Abschied auf Zeit
„See You Soon“, „Couldn’t Have Come At A Better Time“, ein wunderbares „City Of Chicago“ und eine zu Herzen gehende Bloom-Fassung von „The First Time Ever I Saw Your Face“ begeisterten die Zuhörerinnen und Zuhörer. Als der Applaus auch nach den Zugaben nicht aufhören wollte, kam der irische Liedersänger noch ein letztes Mal auf die Bühne, setzte sich ohne Instrument auf die Kante und sang a capella mit geschlossenen Augen „I’ll walk beside you“. Stehende Ovationen verabschiedeten Bloom, der mehrfach den "guten Ton" in der Kulturkirche gelobt hatte. Seine Verbundenheit mit den Freunden seiner Musik zeigte er einmal mehr, als er von der Bühne ans Kirchenportal wechselte, um CDs zu signieren und kleine Schwätzchen zu halten. Dann verabschiedete er sich – hoffentlich bis zum Wiedersehen.

Weitere Veranstaltungen in der Kulturkirche: www.kulturkirche-koeln.de

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser