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Seh- und hörbehinderte Gemeindeglieder liegen den Raderthalern besonders am Herzen

Ein ehrgeiziges Ziel verfolgt die Evangelische Philippus-Kirchengemeinde Köln-Raderthal seit dem vergangenen Jahr. Damals fasste man den Beschluss, nach Möglichkeiten zu suchen, die Zahl der Gottesdienstbesucher um zehn Prozent zu steigern, berichtet Peter Schröder, Küster und „Technischer Direktor“ der Gemeinde. Ihm liegen vor allem die seh- und hörbehinderten Gemeindeglieder am Herzen.  Ein Altenclub und ein Frauenkreis für Frauen ab 70 Jahren sind seit langem feste Bestandteile der Gemeinde. Was lag also näher, als die technischen Möglichkeiten, über die die Gemeinde verfügt, zu reaktivieren und zu verbessern.

Kopfhörer und Hörgeräte: Gar kein Problem
Da war zunächst die Induktionsschleife, die schon lange im Boden der Philippus-Kirche verlegt liegt. „Das ist ein Draht, der per Funk das gesprochene Wort im Gottesdienst überträgt. Die Nutzer und Nutzerinnen von älteren Hörgeräten müssen nur ihr Gerät auf ,T‘ stellen, dann kriegen sie alles mit“, erklärt Schröder. Darüber hinaus hat die Gemeinde neue Kopfhörer angeschafft, mit denen Träger von neuen Hörgeräten den Gottesdienst verfolgen können.

Multimedia, live in Wort und Bild
„Schlecht hören kann ich gut“, sagt Adele Bauernschmidt. Sie besucht „mehr oder weniger“ regelmäßig die Gottesdienste in der Philippus-Kirche und findet auch die „Power-Point-Präsentation“ gut, mit der Schröder und Gemeindeglied Reinhard Guhl jedes gesprochene Wort im Gottesdienst auf eine Leinwand projizieren. Somit kann Adele Bauernschmidt der Predigt auch folgen, wenn sie mal ein Wort nicht versteht. Was die Feierlichkeiten zur Ehre Gottes angeht, ist sie flexibel. „Ich war auch schon bei den Katholiken. Aber in deren Riesenkirche kommt bei mir nur ein Klangbrei an.“ 2.000 Euro hat die Philippus-Gemeinde für die Aufrüstung der Kirche ausgegeben. Spenden halfen bei der Finanzierung. Darüber hinaus hat Schröder einen Multimedia-Raum für 4.500 Euro eingerichtet. Der liegt im benachbarten Gemeindezentrum. Hierhin können die Gottesdienst live in Wort und Bild übertragen werden. „Das ist besonders für Familien mit Kindern interessant. Hier sind sie ungestört und stören auch niemanden.“ Im Übrigen könnten die Jugendlichen der Gemeinde auf der Leinwand auch Gameboy-Duelle austragen, fügt er augenzwinkernd hinzu.

„Das alles hat sich gelohnt“, sagt Schröder. Zwar habe man nicht zehn Prozent mehr Gottesdienstbesucher zählen können, „aber immerhin sind nicht noch zehn Prozent mehr weggeblieben“. Von diesen Erfahrungen will auch der Evangelische Stadtkirchenverband Köln profitieren. Stadtsuperintendent Ernst Fey hat eine Erhebung aller Kirchen mit Induktionsschleifen veranlasst. Die Liste ist im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln unter der Telefonnummer 0221/33 82-101 erhältlich.


Gehörlosengottesdienst

Eine gute Möglichkeit für Hörbehinderte: Das im Gottesdienst gesprochene Wort auf Leinwand zum Nachlesen projiziert.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann