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Sechs Chöre begrüßten mit einer Langen Chornacht in der Trinitatiskirche den Advent

Ein Chorkonzert ist in der Kölner Trinitatiskirche nichts Ungewöhnliches – wenn aber an einem Abend gleich sechs Chöre, 20 Solisten und ein Orchester mit historischen Instrumenten auftreten, ist es doch ein außergewöhnliches Ereignis. Mit stimmungsvollem Programm gestalteten die Musikerinnen und Musiker am vergangenen Samstag den Wechsel des alten zum neuen Kirchenjahr.

Die Lange Chornacht im Rahmen des 9. Ökumenischen Kirchenmusikfestivals Köln widmete sich in fünf Konzerten dem Übergang von Ende und Tod (Abschluss des Kirchenjahres) zum Werden und neu Beginnen zum Anfang des Kirchenjahres am ersten Advent mit seinem hoffnungsvollen Blick auf das Weihnachtsfest. In diesem Sinne spannte das Programm des Abends einen gedanklichen Bogen von der Stillen Zeit bis hinein in den Advent und entließ das Publikum voll weihnachtlicher Vorfreude um kurz nach Mitternacht in den frisch angebrochenen Sonntag.

Musik und Begegnung
Über der Langen Chornacht lag eine ganz besondere Atmosphäre. Während im Kirchenschiff musiziert und gelauscht wurde, gab es im Foyer die Möglichkeit, zu essen, zu trinken und für Gespräche. Hier begegneten sich Besucher und Sänger im Austausch über das Programm bei einer Brezel und einem Glas Wein; die festlichen Konzerte fanden im entspannten Miteinander ihre anregende Fortsetzung. Wer wollte, konnte sich von 19 Uhr bis in den Sonntag hinein alle fünf Beiträge anhören oder aber nach Gusto seine Favoriten auswählen und somit seinen ganz individuellen Konzertabend erleben.

Ausklang der Stillen Zeit
Den Anfang machte das Deutsche Requiem von Johannes Brahms, das der in Trinitatis gut bekannte reger chor köln gemeinsam mit Gästen aus Thüringen präsentierte: Seit dem vergangenen Jahr verbindet die Kölner eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem jungen Kammerchor Cantamus Deo aus Zeulenroda, der extra zu diesem Anlass angereist war. Unter der Leitung von Wolf-Rüdiger Spieler erklang die seltene Fassung für Pauken und ein Klavier – eine Besetzung, die Raum für einen detailgenauen sängerischen Vortrag ließ und so manchem Zuhörer neue Facetten des Werks eröffnet haben mag.

CONSONO begeistert
Große Begeisterung ernteten Harald Jers und sein Kammerchor CONSONO, die Werke von John Tavener, Brett Dean und Max Reger vortrugen. „Solche Musik hat man selten gehört – eine großartige Erfahrung und ein fantastischer, junger Chor“, hieß es anschließend unter den Zuhörern. An Film- und Computerspielmusik ließ auch das nun folgende „In Paradisum“ von Ēriks Ešenvalds denken, mit dem der figuralchor köln und zwei im Raum verteilte Streicher das himmlische Paradies besangen, bevor sie mit Händels flammendem „Dixit Dominus“ nicht nur stilistisch zum Barock, sondern auch inhaltlich zur Facette des siegreich streitenden Gottes umschwenkten.

Den Advent mit Bach eingeläutet
In der Vertonung von Maurice Duruflé erklang ein weiteres Requiem, welches der Kammerchor Cantus Firmus in der Orgelfassung zur Aufführung brachte. 80 Jahre jünger als Brahms‘ Deutsches Requiem, betont es jedoch ebenso die Elemente von Kontemplation und Trost. Der auf der Empore den Blicken der Zuschauer verborgene Chor ließ mit leisen Klängen das alte Kirchenjahr entschweben. Zum Abschluss der Chornacht begrüßten der Rheinische Kammerchor und das Ensemble Consortium Musica Sacra mit Johann Sebastian Bachs „Magnificat“ und seiner Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ den Advent.

Köln ist kirchenmusikalische Spitze
Das Ökumenische Kirchenmusikfestival wird 2016 zum neunten Mal seit 1997 von den Kirchenmusikerinnen und -musikern des Ökumenischen Kantorenkonvents Köln gemeinsam veranstaltet und widmet sich in diesem Jahr dem spannungsvollen Zwischenraum von Jah-resende und Jahresbeginn. Insgesamt finden über 120 Veranstaltungen statt, die von mehr als 2.000 Mitwirkenden aus und in Köln gestaltet werden. „Mit einer solchen kirchenmusikalischen Fülle kann keine weitere deutsche Stadt punkten“, freut sich Projektleiter Wilfried Kaets.

Weitere Veranstaltungen
Mit der Chornacht ist sicher eines der großen Festival-Highlights vorbei, doch es stehen noch einige weitere Veranstaltungen auf dem Programm, zum Beispiel am kommenden Samstag, 3. Dezember: ein Konzert mit zwei Magnificat-Vertonungen um 19 Uhr in der Trinitatiskirche und ein Orgelkonzert zum zweiten Advent mit Kantor Thomas Frerichs um 16 Uhr in der Kartäuserkirche.

Text: Kristina Pott
Foto(s): Kristina Pott