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Schwerpunktthema beim Herbstgespräch des Stadtsuperintendenten: Der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag in Köln

Das ist ein echter Knüller. „Wir sind vom Festkomitee Kölner Karneval eingeladen, auf einem Wagen beim nächsten Rosenmontagszug mitzufahren und für den Kirchentag 2007 bei uns in Köln zu werben“, erklärte Stadtsuperintendent Ernst Fey. Aber auch sonst stand ihm die Vorfreude ins Gesicht geschrieben: „Dieser Kirchentag in Köln ist ein Stück weit Höhepunkt meines Pfarrerlebens, ja, einer der Höhepunkte meines Lebens.“ Ernst Fey begrüßte zahlreiche Journalisten zum Herbstgespräch des Stadtsuperintendenten im Refektorium der Kartause. Die Medienvertreter und -vertreterinnen waren gekommen, um sich von Dr. Reinhard Höppner, Präsident des 31. Deutschen Kirchentages, Dr. Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, und Pfarrer Joachim Lenz, Beauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland für den 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni 2007 in Köln, über den aktuellen Stand der Planungen informieren zu lassen.



Evangelische Impulse für Köln
„Wir haben gelernt, dass die Hierarchie zwischen Deutschem Evangelischem Kirchentag, der gastgebenden Landeskirche und uns hier in Köln einzuhalten ist, sich menschlich aber auch gut auflösen lässt“, fasste Fey seine bisherigen Erfahrungen mit dem „Apparat Kirchentag“ zusammen, dessen Mitarbeitende im ehemaligen Arbeitgeberhaus am Rheinufer residieren. Fey begrüßte die Impulse, die der Kirchentag nach Köln bringe. „Wir hoffen alle, dass diese Welle nicht in der Gemeindearbeit vor Ort verebbt.“ Natürlich wollten sich die Kölner Protestanten und Protestantinnen in den Vordergrund rücken, wenn über 100.000 Kirchentagsbesucher in der Stadt seien. Fey nannte die evangelische Soiree in der Trinitatiskirche als Beispiel: In dieser Veranstaltung werde musikalisch und kabarettistisch die Geschichte der kölschen Protestanten dargestellt. Eine deutliche Absage erteilte Fey dem Ansinnen etlicher Geschäftsleute, am Kirchentagssonntag die Geschäfte zu öffnen. „Das wird es mit uns nicht geben. Wir haben am Kirchentagssonntag andere Ziele.“ Im Übrigen, so Fey, könne er sich nicht vorstellen, dass Kirchentagsbesucher und -besucherinnen an diesem Tag in großen Möbelhäusern Bücherregale kaufen wollten. „Die Ökonomisierung der Gesellschaft ist auch an der so genannten Sonntagsfrage festzumachen“, schloss der Stadtsuperintendent.

„Spaß machen soll der Kirchentag ja auch“
Dr. Reinhard Höppner hat sich gewundert, dass das Kirchentagslogo – Haifisch in Graffiti-Kunst – für so wenig Protest gesorgt hat. „Das ist ein guter Start. Das Logo macht offensichtlich Spaß, und Spaß machen soll der Kirchentag ja auch“, so der Kirchentagspräsident. Er fragte sich, welche Themen wohl ganz oben auf der Agenda stehen werden beim „Fest des Glaubens“ im kommenden Jahr. Interessant sei, dass der G-8-Gipfel der acht wichtigsten Industrienationen an dem Donnerstag ende, an dem der Kirchentag beginne. Dieser Gipfel werde sicherlich zum Thema beim Kirchentag werden, da hier wie da das Thema „Globalisierung“ eine wichtige Rolle spielen werde. Höppner erklärte, dass die Chancen nicht schlecht stünden, Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Kirchentag begrüßen zu können. Da würden sicher in Gesprächen Impulse vom Kirchentag in die Politik gegeben. Auch das Thema „Arm und Reich“ wird laut Höppner beim nächsten Kirchentag eine wichtige Rolle spielen. „Allerdings wollen wir die aktuelle ,Unterschichtendebatte‘ unter internationalen Gesichtspunkten führen“, fuhr der Ex-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt fort. Organisatorisch offene Fragen räumte Höppner in einigen Nebensätzen ein. Dass der Kirchentag ausgerechnet an Fronleichnam beginne, schaffe Probleme. Zahlreiche katholische Prozessionen seien zu beachten, nicht zuletzt die Mülheimer Gottestracht auf dem Rhein. Aber die Ökumene rund um den Kirchentag funktioniere. Neben ökumenischen Gottesdiensten, zum Beispiel im Dom, verwies Höppner auf die gemeinsame Bibelarbeit von Joachim Kardinal Meisner und Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Köln hat laut Höppner einen großen Vorteil. Der Kirchentag sei in der Messe in Deutz zu Hause, aber auch auf dem Roncalliplatz und dem Heumarkt. „Dort werden Kirchenfremde garantiert ein ,Schnupperinteresse‘ entwickeln und sich mal auf dem Messegelände umsehen“, hofft der Kirchentagspräsident.

Dialog zwischen Muslimen und Christen weiter fördern
Dr. Ellen Ueberschär klärte einige inhaltliche Fragen. „Spiritualität“ werde im Mittelpunkt stehen, etwa in der „Halle des Wortes“. Unter anderem dort sollen sich Menschen einfinden, die auf religiöser Sinnsuche sind. Und das seien ziemlich viele, man spreche ja schon von der „Renaissance der Religion“, so die Generalsekretärin. Da Köln mit zahlreichen Organisationen die heimliche Hauptstadt der Muslime sei, werde es beim Kirchentag auch darum gehen, den Dialog zwischen Muslimen und Christen weiter zu fördern. Allerdings werde man die „Islamisierung sozialer Probleme“ nicht zulassen. Jugendliche sollen angesprochen werden im Zetrum für die Jugend am Tanzbrunnen. 60 Prozent der Kirchentagsbesucher und -besucherinnen seien jünger als 30 Jahre. Ueberschär möchte, dass das Orange als Kirchentagsfarbe die Stadt Anfang Juni dominiert.

Eröffnungs- und Schlussgottesdienst auf den Poller Wiesen
Noch konkreter wurde Joachim Lenz. Drei Eröffnungsgottesdienste sind geplant. Der große, der im Fernsehen übertragen wird, auf den Poller Wiesen, die beiden anderen auf dem Roncalliplatz und dem Heumarkt. Den Schlussgottesdienst feiern die Kirchentagsbesucher und -besucherinnen wieder auf den Poller Wiesen. Die katholische Kirche stellt das Domforum als „Forum Ökumene“ zur Verfügung. Zahlreiche katholische Kirchen wie etwa Groß St. Martin sind am Kirchentagsprogramm beteiligt. Lenz verwies auf die Beteiligung der Kölner Gemeinden an Ideenworkshops zur Vorbereitung auf den Kirchentag. Vorgeschlagen wurde ein „Zentrum Liebe“, da man festgestellt habe, dass die „Medien, die Predigten und nicht zuletzt die Bibel voll von Liebe“ sei, die Leute im Alltag aber mit ihrer Liebe zu Partnern, Kindern und Alten aber nicht zurecht kämen. Das „Zentrum Liebe“ wird man in der Kartause finden. Jetzt gilt die Hoffnung dem guten Wetter und dem Auftakt am Mittwoch, 6. Juni, mit dem „Abend der Begegnung“ als großem Straßenfest mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, nicht nur aus Deutschland.

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