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Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie wirbt für die Karl Barth-Ausstellung

„Schweizer! Ausländer! Hetzer! Friedestörer!“ – Karl Barth – Ausstellung in der Melanchthon-Akademie

Die Melanchthon-Akademie in Köln zeigt bis Ende Februar die Wanderausstellung „Schweizer! Ausländer! Hetzer! Friedestörer!“ über Karl Barth. Anlass ist das EKD-Themenjahr zum 50. Todestag des Theologen am 10. Dezember 1968. Zugleich ist vor genau 100 Jahren die erste Auflage seines berühmten Kommentars zum Römerbrief erschienen. „Die Ausstellung, die vom Reformierten Bund in Hannover vorbereitet wurde, ist eine tolle Möglichkeit für Gemeinden und für uns in der Akademie, das Leben von Karl Barth, das ja einen großen Teil des politischen 20. Jahrhunderts umspannt und auch kommentiert, einprägsam darzustellen“, sagt Pfarrer Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie. „Mit ihrem Titel, den unsere Besucher schon im Foyer sehen, ist sie direkt eine Provokation: „Schweizer! Ausländer! Hetzer! Friedestörer!“ Es ist ja nicht so, dass Karl Barth als evangelischer „Kirchenvater“ eingeführt und in der Ausstellung verehrt wird. Im Gegenteil: Er war ein theologischer und politischer Provokateur und ist es bis heute! Hoffentlich kommt das rüber!“

Karl Barth, der 1886 geboren wurde, nimmt in der Theologie des 20. Jahrhunderts einen besonderen Platz ein. Seine Theologie ist durch ein leidenschaftliches politisches Engagement ausgezeichnet. Der Schweizer Karl Barth war 14 Jahre lang Theologieprofessor in Göttingen, Münster und Bonn. 1935 wurde er aus Deutschland vertrieben. Er war Mitstreiter im Kirchenkampf und kommentierte von der Schweiz aus die kirchlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen. Diese und andere Themen aus dem Leben von Barth werden in der Ausstellung aufgegriffen und dargestellt. Für Dr. Martin Bock ist ein biographischer Aspekt im Leben von Karl Barth dabei besonders spannend: „Bei Karl Barth geht es immer um’s Ganze, von Anfang an: Spätestens zu dem Zeitpunkt, als er 1911 Pfarrer in Safenwil in der Schweiz wurde, merkte er: Das ist kein traditionelles ‚Amt‘ aus der Vergangenheit der Kirche, in das ich da als Pfarrer hineingehoben wurde“, erzählt Dr. Bock, der selbst viele Jahre Gemeindepfarrer war, begeistert. „Einerseits erfährt er, in welchen konkreten Nöten die Menschen in diesem industrialisierten Dorf sind und wie sehr ihnen als Arbeitern das Maul gestopft werden sollte. Andererseits ist ihm von jetzt auf gleich der religiöse Redefluss abhandengekommen. Auf die Not der Menschen und auf die Katastrophe des Ersten Weltkrieges konnte er als Pfarrer nicht mit beruhigenden Phrasen reagieren. Aber was dann? Um dieses „was dann?!“ der Theologie, um den sehr konkreten Auftrag der Kirche geht es Barth zeitlebens, von jedem Katheder und Vortragspult, auch im Gefängnis in Basel, in dem er am liebsten gepredigt hat. Barth hat nie die Menschen gescheut, er hat sie geradezu gesucht!“

Auf insgesamt 16 Tafeln führt die Ausstellung durch alle wichtigen Entscheidungen im Leben von Karl Barth und zeigt auch seine theologischen Auseinandersetzungen. Mit Bildern, erläuternden Texten und Zitaten wird den Besucherinnen und Besuchern so ein Einblick in das herausfordernde Leben und das theologische, kirchliche und politische Handeln Karl Barths gewährt. Die Ausstellung ist Teil des Karl-Barth-Jahr 2019, das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Reformierten Bund veranstaltet und koordiniert wird. In Köln veranstaltet die Melanchthon- Akademie mehrere Veranstaltungen zu Karl Barth. In der ersten Jahreshälfte sind drei größere Projekte geplant. In der nächsten Woche beginnt ein längeres, wöchentliches Seminar in der Reihe „Akademie am Vormittag“, in dem Dr. Martin Bock mit den Teilnehmern Karl Barths Theologie und auch sein Verhältnis zur Ökumene, zum Judentum, „durchkauen“ und verstehen möchte. Diese Veranstaltungsreihe dauert von Mitte Februar bis Mitte Mai an.

Am 21. und 22. März plant die Akademie eine interreligiöse Tagung mit dem Titel: “… und damit Gott die Ehre geben – Karl Barth und der christlich-islamische Dialog“. Hier verspricht die Akademie „Gemeinsames und Irritierendes im Gespräch zwischen Christen und Muslimen heute“. Diese zweitägige Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Karl-Barth-Beauftragten der EKD, der Evangelischen Kirche im Rheinland und dem Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V. statt.

Am 6.4.2019 werden Dr. Karoline Kuenkler, Dr. Martin Bock und Prof. Dr. Rainer Marquard zum Thema „Der Fingerzeig. Karl Barth und der Isenheimer Altar“ referieren. „Eigentlich hatte Barth es als Reformierter nicht so mit den Bildern. Aber er war kein Bilderstürmer. Der Isenheimer Altar, vor allem der „Fingerzeig“ Johannes des Täufers, war für ihn eine Quelle der Inspiration: So bescheiden und zugleich kompromisslos wie Johannes der Täufer, der auf den Gekreuzigten weist, so müssen wir von Gott reden und ihn bezeugen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!“ gibt Dr. Bock einen Ausblick auf die Veranstaltung. Alle Termine und auch weitere Veranstaltungen sind auch auf der Internetseite der Melanchthon-Akademie zu finden. Die Ausstellung über das Leben von Karl Barth kann zu den Öffnungszeiten der Akademie besichtigt werden. Sie befindet sich im zweiten Stock des Gebäudes im Kartäuserwall 24b, 50678 Köln. Der Eintritt für die Besichtigung der Ausstellung ist frei.

Kontakt: Melanchthon-Akademie, Telefon 0221/93 18 03-0,

www.melanchthon-akademie.de

 

Text: APK
Foto(s): Melanchthon-Akademie