Zwei Papiere, die Wirkung weit über den Tag hinaus entfalten, hat die Jugendverbandsvollversammlung während ihrer jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen: Das Schutzkonzept der Evangelischen Jugend Köln und Region (EJKR) sowie das Wertepapier der Evangelischen Jugend Köln und Region. Die Delegierten tagten im September unter der Leitung von Yannick Lins, dem Vorsitzenden der EJKR, und seiner Stellvertreterin Ramona Wilke im Haus der Evangelischen Kirche.
Die wichtigsten Gedanken des Schutzkonzeptes werden in der Präambel prägnant formuliert: „In der Evangelischen Jugend Köln und Region gestalten wir unsere Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen in Verantwortung gegenüber Gott und den Menschen. Die Arbeit im Verantwortungsbereich der EJKR soll von Respekt, Wertschätzung und Vertrauen geprägt sein. Wir achten die Persönlichkeit und Würde aller Kinder, Jugendlichen und Schutzbefohlenen und respektieren individuelle Grenzen.“ Schutzbefohlene sind Personen, die wegen ihres Alters oder körperlichen, psychischen oder kognitiven Verfassung besonders schützenswert sind. Wichtig war und ist den Verfasserinnen und Verfassern des Papiers, dass alle Mitwirkenden Handlungssicherheit und Sprachfähigkeit im Umgang mit sexualisierter Gewalt gewinnen.
Fachtage und Schulungen sollen dabei unterstützen. Die EJKR analysiert aber auch die Risiken bei sich selbst. Abhängigkeitsverhältnisse in der Gruppe oder auch Veranstaltungen bergen Risiken für sexualisierte Gewalt. Die EJKR hat ein geregeltes Beschwerdeverfahren und wird eingehende Beschwerden umgehend bearbeiten. Beschwerden können gerichtet werden an: beschwerde-ejkr@ekir.de. Die Erreichbarkeit der Beschwerdestelle ist allen Mitwirkenden bekannt. Ebenso die Vertrauenspersonen.
Für Veranstaltungen gilt: „Den Risiken, die durch nicht bekannte Räume und eventuell unbekannte Umgebung für Mitwirkende und Teilnehmende entstehen, begegnet die EJKR mit einem geregelten Beschwerdeverfahren und der nach Möglichkeit sorgfältigen Prüfung räumlicher Möglichkeiten bei unbekannten Häusern.“ Sollte der Verdacht auf einen Übergriff bestehen, berufen die Vertrauenspersonen ein Interventionsteam ein. Sollte das Team zu der Erkenntnis kommen, der Verdacht könnte begründet sein, unterstützt es bei gegebenenfalls arbeits- und strafrechtlichen Prozessen.
Im Schutzkonzept wird noch einmal klar auf Vorschriften verwiesen: „Im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland besteht seit dem 01.01.2021 eine Meldepflicht für alle beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden. In allen Fällen mit begründetem Verdacht auf sexualisierte Gewalt oder bei Verstoß gegen das Abstinenzgebot besteht für alle Mitwirkenden der EJKR eine Meldepflicht bei der landeskirchlichen Meldestelle.“ Ramona Wilke und Jonah Engelhardt wurden zu Vertrauenspersonen der Evangelischen Jugend Köln und Region gewählt.
Im Wertepapier wird auf die vier Grundsäulen evangelischer Jugendarbeit hingewiesen: Freiwilligkeit, Partizipation, Werteorientierung und Selbstorganisation. Christliche Werte sind dabei Grundlage allen Handelns. Die EJKR versteht sich ausdrücklich als Werkstatt der Demokratie. Sechs Werte werden in dem Papier als Überschriften formuliert: Gemeinschaft – Gemeinsam sind wir stark. Außerschulische Bildung – Mehr als Wissen. Toleranz – Raum für Dialog und Austausch. Vielfalt – Diversität als Ziel und Schlüssel. Nachhaltigkeit – Für eine nachhaltige Rettung der Welt. Nächstenliebe – Aktiv für eine bessere Gesellschaft. Man möchte einen Raum der Zugehörigkeit und Verbundenheit für junge Menschen schaffen, unabhängig von ihren persönlichen Merkmalen und Hintergründen. Es geht nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern die Jugendlichen auch zu befähigen, als verantwortungsbewusste und engagierte Mitglieder der Gesellschaft heranzuwachsen.
Toleranz ist der Grundpfeiler jeder kirchlichen Arbeit. In der EJKR werden Vielfalt und Unterschiede unter jungen Menschen und in der Gesellschaft respektiert und anerkannt. Man möchte miteinander ins Gespräch kommen. Grundlage ist eine gegenseitige Kommunikation, die geprägt ist von Respekt und dem Willen zum Dialog. Vielfalt bedeutet für die Evangelische Jugend Köln und Region, Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung und Identität, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, sozialem Hintergrund oder körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu akzeptieren und einzubeziehen. Die EJKR betrachtet die Erde als Gottes Schöpfung und fühlt sich verantwortlich, sie zu schützen und zu bewahren. Dazu gehören auch umweltbewusstes und nachhaltiges Handeln. Soziale Gerechtigkeit ist auch ein Grundbaustein gegen die Umweltzerstörung. Soziale Gerechtigkeit und globale Solidarität sind darum wichtige Ziele.
Außerdem wählte die Jugendverbandsvollversammlung Kilian Hagemann aus der Kirchengemeinde Porz in den Vorstand der Evangelischen Jugend Köln und Region.
Foto(s): Stefan Rahmann