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Sachgeschichten mal anders: Armin Maiwald führt auf 2000 Jahre alten Spuren durch Köln

„Die Maus kommt heute nicht, dafür habt ihr den Mäuserich vor euch“: Speziell an die jüngeren Teilnehmer wandte sich Stadtführer Günter Leitner, als er den Prominenten vorstellte, mit dem er die neue Führung „Wie ich Köln sehe“ der Evangelischen Informationsstelle präsentierte. Denn Armin Maiwald produziert die „Sachgeschichten“ für die „Sendung mit der Maus“, und kennt sich schon von daher mit der „einfachen Darstellung komplizierter Zusammenhänge“ – so Leitner – bestens aus. Als Thema für den Stadtspaziergang in der Reihe „Köln mit anderen Augen“ hatte sich Maiwald die Spuren der römischen Geschichte in der Domstadt ausgesucht.

Das Ubiermonument, Köln ältestes steinernes Gebäude
Einen fähigen Spurensucher braucht es in der Tat, um das Ubiermonument unter dem Haus An der Malzmühle 1, unweit der Trinitatiskirche, aufzufinden. Durch eine eher unscheinbare Toreinfahrt, nicht eben malerisch zwischen einem Kiosk und einem Fachgeschäft für Berufskleidung gelegen, führte der Weg zunächst auf einen Hinterhof. Dann beginnt der Abstieg zu den Überresten eines Turms von etwa neun mal neun Metern Grundfläche. Früher, so Maiwald, sei gleich nebenan noch der Rhein geflossen, der Turm habe vermutlich eine Hafeneinfahrt bewacht. An der Wand hängen imposante Holzpfähle, die, in den Uferschlamm gerammt, einst das Betonfundament trugen. „Man hat nachgewiesen, dass die Bäume im Jahre 4 oder 5 nach Christus gefällt wurden. Der Turm ist also lange vor der offiziellen Gründung der Colonia Claudia Ara Agrippinensium im Jahre 50 errichtet worden“, erzählte Maiwald den etwa 70 Teilnehmenden. Bewundern kann man auch die großen Steinquader, aus denen die Mauern bestanden. Sie machen das Ubiermonument nicht nur zum ältesten steinernen Gebäude Kölns, sondern auch zum größten nördlich der Alpen erhaltenen Bauwerk, bei dem diese Technik angewandt wurde. „Anderswo hätte man längst ein Museum über einer solchen Fundstelle errichtet“, wunderte sich Maiwald über gewisse Eigenheiten der Kölner Verwaltung im Umgang mit historischen Stätten. Immerhin sei die Gewohnheit römischer Handwerker, in den Zement zu pinkeln, damit dieser durch das im Urin enthaltene Eiweiß an Festigkeit gewinne, in der derzeitigen Umgebung sinnlich erfahrbar, meinte Leitner: „Wenn man durch den Hinterhof hereinkommt, riecht man, dass diese Tradition noch sehr ernst genommen wird.“

Im Keller der „Bulettenbraterei“: antike Pfeiler des Forum Romanum
Gewissen olfaktorischen Risiken setzt sich auch aus, wer die Überreste des Forum Romanum auf der Schildergasse, schräg gegenüber der Antoniterkirche, besichtigen möchte. Denn die befinden sich unter der Filiale einer bekannten amerikanischen Bulettenbraterei: „Wenn Sie hier auf die Toilette gehen, können Sie im Keller die antiken Pfeiler sehen“, sagte Günter Leitner.
Nicht weit davon entfernt folgt die Hohe Straße noch dem alten römischen Heerweg, der einst von Xanten über Mainz bis nach Rom führte. „Für 100 Meter dieses Heerweges rechneten die Römer von 40 bis zu 615 Arbeitsstunden Bauzeit ein, je nachdem, ob er durch Grasland oder sumpfiges Gelände führte“, so Maiwald. „An den 120 Kilometern zwischen Weser und Ems beispielsweise haben 1.100 Legionäre über zwei Monate gearbeitet“, aber: „Mit 200 Metern Rheinuferstraße ist man in Köln schon seit zwei Jahren beschäftigt.“

Römisches Erbe mit Glas und „alaaf“?
Eine weitere Station des Rundgangs war der Helenenturm. Den möchte nach Auskunft von Leitner eine Karnevalsgesellschaft für ihre Veranstaltungen sowie als Archiv nutzen. „Die fehlenden Wände der Ruine würden durch eine Glasverkleidung ersetzt und oben drauf käme eine Kuppel.“ Ein neuer Umgang mit der römischen Vergangenheit deute sich da an. Eine geänderte Nutzung hatte auch einst den Bestand des vollständig erhaltenen Römerturms an der Zeughausstraße gesichert: „Der ist nur stehen geblieben, weil er noch nützlich war“, erzählte Armin Maiwald. „Und zwar als Latrine für das Clarissenkloster.“


Text: Hans-Willi Herrmanns
Foto(s): Hans-Willi Herrmanns