You are currently viewing Rücktritt von Margot Käßmann für Präses Schneider „ein schwerer Verlust“, Stadtsuperintendent Domning: „Ich bedauere das persönlich sehr“

Rücktritt von Margot Käßmann für Präses Schneider „ein schwerer Verlust“, Stadtsuperintendent Domning: „Ich bedauere das persönlich sehr“

„Wir bedauern zutiefst, dass Margot Käßmann von ihren Ämtern zurückgetreten ist.“ Das hat Präses Nikolaus Schneider (62) am späten Mittwoch Nachmittag vor Medien im Düsseldorfer Landeskirchenamt erklärt. Die Bischöfin hatte am Nachmittag ihren Rücktritt als Landesbischöfin in Hannover und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erklärt.

Rücktritt „ein schwerer Verlust“
In der mit der Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, abgestimmten Erklärung lobte Schneider Käßmanns „Gradlinigkeit und Klarheit in ihren theologischen, sozial- und gesellschaftspolitischen Positionen“. Nikolaus Schneider, seit Oktober Vize-Ratsvorsitzender, übernimmt nun das EKD-Spitzenamt kommissarisch. Die nächste EKD-Synodentagung ist für November vorgesehen. Dieser Gradlinigkeit entspreche auch Käßmanns Rücktrittsentscheidung, sagte er. Der Rücktritt sei ein schwerer Verlust für den deutschen Protestantismus.

Domning: „Wir brauchen sie weiterhin“
Auch der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Rolf Domning, bedauert den Rücktritt von Margot Käßmann: „Dass sie gehen würde, haben manche schon geahnt. ‚Können Sie nicht etwas machen, damit sie in ihrem Amt bleibt‘? Das war ein großes Anliegen von Menschen aus Köln und Umgebung, die mich am Morgen vor ihrem Rücktritt angerufen haben. Margot Käßmann hatte und hat viele ‚Sympathisanten‘ aller Konfessionen hier in Köln. Und selbst der Rat der EKD hatte sich vor sie gestellt. Das konnte sie von ihrem Entschluss aber nicht abbringen. Ich bedaure das persönlich sehr. Sie hat unserer Kirche ein fröhliches und menschliches Gesicht gegeben. Vielen hat sie gerade auch dadurch Mut gemacht, dass sie durch Krisen und Lebensbrüche hindurch ihr Amt mit einer besonderen Würde gelebt und vertreten hat. Ich wünsche ihr, dass sie mit ihren großartigen Gaben und Fähigkeiten einen guten Ort in unserer Kirche findet, wo sie auch in Zukunft segensreich wirken kann. Wir brauchen sie weiterhin.“

Eine Frage der Autorität
Margot Käßmann hatte am Nachmittag in ihrer Rücktrittserklärung gesagt, sie bereue ihren schweren Fehler zutiefst. „Aber auch wenn ich ihn bereue und mir alle Vorwürfe, die in dieser Situation berechtigterweise zu machen sind, immer wieder selbst gemacht habe, kann und will ich nicht darüber hinwegsehen, dass das Amt und meine Autorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigt sind.“ Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte sie künftig nicht mehr in gleicher Weise gehabt. „Die harsche Kritik etwa an einem Predigtzitat wie ,Nichts ist gut in Afghanistan‘ ist nur durchzuhalten, wenn persönliche Überzeugungskraft uneingeschränkt anerkannt wird.“ Weiter sagte sie: „Ich kann nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben.“ Käßmann, gegen die ein Ermittlungsverfahren wegen Alkohols am Steuer läuft, gibt zugleich ihr Amt als hannoversche Landesbischöfin auf.

Nachfolger von Manfred Kock
Seit 2003 ist Nikolaus Schneider Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Damals trat er die Nachfolge von Manfred Kock an, dem Vorvorgänger Käßmanns im Ratsvorsitz. Der 1947 geborene Stahlarbeiter-Sohn Schneider hat nach dem Theologie-Studium als Gemeindepfarrer in Duisburg-Rheinhausen, Diakonie-Pfarrer im Kirchenkreis Moers sowie Superintendent des Kirchenkreises Moers gearbeitet. Für den Theologen, für den Fragen der Sozialethik und Gesellschaftspolitik im Mittelpunkt seines Wirkens stehen, ist das Eintreten für die Schwachen zentrale Aufgabe der Kirche. Schneider, verheiratet mit der Lehrerin Anne Schneider, hat zwei erwachsene Töchter und zwei Enkel. Die dritte und jüngste Tochter Meike ist vor fünf Jahren an Leukämie gestorben.


Die Erklärung von Margot Käßmann im Wortlaut.

Text: Neumann/EKiR/APK
Foto(s): Neumann/EKiR