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Rückblick auf den 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen von Pfarrer Volker Meiling: Viel rheinisches Profil, rheinische Prominenz und rheinische Themen


Mit strahlend blauem Himmel verabschiedete der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag in Bremen am vergangenen Sonntag über 100.000 TeilnehmerInnen, die sich zum Abschlussgottesdienst auf der Bürgerweide eingefunden hatten. In seiner Predigt über 1. Petrus 3 „Seid jederzeit bereit, allen Rede und Antwort zu stehen, über die Hoffnung, die euch treibt“ setzte der italienische Waldensertheologe Dr. Daniele Garrone einen Schlusspunkt hinter das fünftägige Laientreffen der evangelischen Christinnen und Christen. Oft verdecke der Ruf nach einer klaren Ethik unseren Mangel an Hoffnung, so Garrone in seiner Ansprache und erteilte damit auch einer verbreiteten Kritik eine Absage, die den eben beendeten Kirchentag immer wieder entgegengebracht wurde. Denn im Unterschied zu vergangenen Jahren war es in Bremen oft ein Kirchentag der leisen Töne und der ausgewogenen Suche nach Verständigung. Die momentane Krise vertrage keine plakativen Parolen, sondern ein gemeinsames Bemühen aller Menschen guten Willens, so auch die Präsidentin des Kirchentages, Dr. Karin von Welck. Allerdings mangelte es den über 2.500 Veranstaltungen des Kirchentages nicht an kontroversen Themen. In den kirchentagsüblichen drei inhaltlichen Bereichen Kategorien, „Glaube“, „Gesellschaft“ und „Weltverantwortung“ fanden alle wichtigen und aktuellen Themen ihren Ort. Neben Finanzkrise und dem Klimawandel wurde auch über Menschenwürde, Demokratie und den interreligiösen Trialog intensiv diskutiert.


Mitglieder der rheinischen Kirche auf großer Bühne vor dem Hauptbahnhof
Dabei prägten besondere Jubiläen diesen Kirchentag. Neben dem 60. Jahrestag der deutschen Verfassung standen 60 Jahre Deutscher Evangelischer Kirchentag und 20 Jahre friedliche deutsche Revolution auf dem Programm und wurden in besonderen Veranstaltungen gewürdigt. Ein Novum war die intensive Einbindung des rheinischen Landesausschusses in Vorbereitung und Durchführung des Kirchentages. Das Tagesprogramm der großen Bühne vor dem Hauptbahnhof wurde von Mitgliedern der rheinischen Kirche verantwortet und wies dementsprechend eine Menge rheinisches Profil, rheinische Prominenz und rheinische Themen auf. Ein Stückchen Köln in Bremen sozusagen. Unter dem Motto „zwischen Rhein und Weser“ lauschten zeitweise über 5.000 Menschen an den drei Veranstaltungstagen den Diskussionen, Vorträgen und Talkrunden zu den Themen Glauben, Verantwortung und Zukunft. Natürlich kam der rheinische Humor dabei nicht zu kurz und wurde von den Kölner Kabarettisten „Klüngelbeutel“ und „Chantals Mutter“ (Susanne Hermans), sowie dem Kabarettisten Okko Herlyn den manchmal etwas spröden Bremern nahe gebracht.

Durchnässte Gäste am Bühnenrand
Das rheinische Thema „Segnungsgottesdienste für homosexuelle Paare“ fand allerdings ein unsanftes Ende. „Wir glauben nicht an einen Wettergott“ beharrte Vizepräses Petra Bosse-Huber noch, bevor ein orkanartiger Regenguss mit lautem Donnergrollen der Veranstaltung „Wenn der Glaube zur Zerreißprobe wird“ ein Ende setzte. Allerdings hinderte dieser Umstand die engagierte rheinische Theologin nicht daran, gemeinsam mit ihrem Talkpartner Pfarrer Siegfried Virgils aus Bonn in der Hocke am Bühnenrand das Gespräch mit den zahlreichen inzwischen durchnässten Gästen fort zu setzen. Der ehemalige Kölner Stadtsuperintendent Ernst Fey und der rheinische Präses Nikolaus Schneider hatte da am Samstag mehr Wetterglück, als sie sich mit anderen Gästen über die Frage „Kirche und Kirchentag zwischen Spiritualität, Event und Verantwortung“ austauschten.

Auch kleine Städte für den Kirchentag geeignet
Jugendliche BesucherInnen fanden vor allem in der Bremer Überseestadt ein für sie passendes Angebot. Vor der Kulisse großer Schiffe, wie der Cap San Diego oder der Alexander von Humboldt hatte der Kirchentag zahlreiche Veranstaltungszelte errichtet, um noch mehr Veranstaltungen, unter anderem auch den „Kölner Treff“ platzieren zu können. Damit wurde noch einmal bewiesen, dass auch kleinere Städte zur Austragung eines Kirchentages in der Lage sind.

2010 und 2011 geht es weiter mit Kirchentagen
Nach dem Abschlussgottesdienst luden prominente VerteterInnen aus Bayern und Sachsen „so Gott will und wir leben“ zu den kommenden Kirchentagen 2010 in München und 2011 in Dresden ein. Die ungewöhnliche Häufung der Kirchentage kommt dadurch zu Stande, dass der nächste Kirchentag in München ein ökumenischer Kirchentag sein wird und in einem geraden und also „katholischen“ Jahr stattfinden wird. Hoffentlich aber wieder unter großer evangelischer Beteiligung.

Text: Volker Meiling
Foto(s): Volker Meiling